"Mich reizt mittlerweile nichts mehr"

Von Interview: Jochen Tittmar
Ioannis Amanatidis absolvierte 32 Länderspiele für Griechenland und schoss dabei drei Tore
© Getty

Ioannis Amanatidis hat 198 Bundesligaspiele bestritten und dabei 54 Tore erzielt. Nach dem Abstieg von Eintracht Frankfurt 2011 wurde der Vertrag des Griechen mit zahlreichen Nebengeräuschen aufgelöst. Seitdem ist Amanatidis ohne Verein und steht nun kurz davor, seine Karriere offiziell zu beenden. Im Interview spricht der 31-Jährige über den enttäuschenden Abschied von der Eintracht, langweilige Interviews von Bundesligaprofis und erklärt die Gründe, warum er keinen Verein mehr gefunden hat.

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SPOX: Herr Amanatidis, man hat lange nichts mehr von Ihnen gehört. Wo befindet sich Ihr derzeitiger Lebensmittelpunkt?

Ioannis Amanatidis: Ich lebe in Nikosia im griechischen Teil auf Zypern. Ich wollte mal weg aus Deutschland. Ich habe dort viele Freunde und Bekannte und das Wetter ist ja bekanntlich exzellent.

SPOX: Apoel Nikosia zog 2012 überraschend ins Champions-League-Viertelfinale ein. Haben Sie nach der Zeit in Frankfurt dort mal vorbeigeschaut?

Amanatidis: Nein. Ich habe mich seitdem schon noch fitgehalten und umgesehen. Ich hatte auch das eine oder andere Angebot vorliegen, aber nichts davon hat mir zugesagt. Es muss einem ja auch gefallen, Geld hin oder her. Da es nicht so geklappt hat, wie ich es mir vorgestellt habe, habe ich mich irgendwann dazu entschlossen, Dinge zu tun, die man während einer Karriere nicht tun kann: Individuell zu reisen oder einfach mal gar nichts tun. Mir hat die Pause gut getan. So langsam muss ich aber wieder etwas machen, weil es auch langweilig wird.

SPOX: Was steht an?

Amanatidis: Ich kümmere mich gerade um die bürokratischen Angelegenheiten, um Mitte des Jahres mit dem Trainerschein zu beginnen. Ich möchte dem Fußball treu bleiben, das war schon immer klar. Was dann aus mir wird, weiß ich jetzt noch nicht.

SPOX: Dann lassen Sie uns zurückblicken: Ihr Abschied aus Frankfurt verlief unschön. Er erweckte den Eindruck, dass man Sie nur noch loswerden wollte. Schmerzt Sie das noch?

Amanatidis: Das nicht, aber wie das Ganze abgelaufen ist und sich gewisse Personen mir gegenüber verhalten haben, war schon enttäuschend. Dennoch war diese Sache relativ schnell vergessen.

SPOX: Der Verein hat damals kein persönliches Gespräch mit Ihnen gesucht hat, sondern gleich den juristischen Weg eingeschlagen.

Amanatidis: Dafür fehlen mir bis heute gewissermaßen die Worte. Das war kein respektvoller Umgang mit einem verdienten Mitarbeiter, dem man zuvor immer vertraut hat, mit dem man jahrelang durch dick und dünn ging und der dabei war, als sich der Verein sportlich stabilisiert hat. Dass man dann in einem Moment des Misserfolgs einen solchen Weg wählt, obwohl man seit jeher einen guten Draht zueinander hatte, war für mich natürlich eine Enttäuschung und schlichtweg nicht fair. Man merkt im Misserfolg, auf wen man sich verlassen kann. Dieser Spruch hat schon etwas Wahres an sich.

SPOX: Sie hatten schon immer eine enge Beziehung zu Heribert Bruchhagen. Hat diese damals gelitten?

Amanatidis: Wir hatten vom ersten Tag an ein sehr, sehr gutes und im Grunde freundschaftliches Verhältnis. Wir konnten immer auch über private Dinge reden. Ich habe ihn sehr geschätzt. Deswegen war die Tatsache, wie er sich am Schluss positioniert hat und mir gegenüber trat, eigentlich unvorstellbar. Ich habe ihn seit der Vertragsauflösung nicht mehr gesehen, der Kontakt ist abgebrochen.

SPOX: Auch zur Eintracht?

Amanatidis: Ich bin noch mit einigen meiner ehemaligen Mitspieler in Kontakt. Im Stadion war ich seitdem aber nicht mehr. Einmal war ich in Frankfurt, als die Eintracht spielte, aber ich habe eben immer sehr viel zu tun, wenn ich ein paar Tage in Deutschland bin. Ich versuche, dass ich das in der Rückrunde mal ändere - derzeit läuft es ja auch wahnsinnig gut.

SPOX: In der Öffentlichkeit wurden meist zwei Versionen diskutiert, warum Sie die Eintracht verlassen mussten. Erstens: Sie waren einfach nicht fit genug. Zweitens: Sie waren ein ungemütlicher Rebell.

Amanatidis: Erstens: Ich war in dieser Saison, 2010/2011, nicht einmal krankgeschrieben wegen meinem Knie. Mir wurde vorgeworfen, dass ich nicht fit sei, obwohl ich ständig trainiert und alle Umfänge absolviert habe. Ich stand ja auch immer im Kader. Natürlich war es so, dass ich nach zwei schweren Knieoperationen nicht mehr so schnell war wie mit 25. Alles andere wäre ja auch unnormal gewesen. Man hätte sagen können, dass ich nicht mehr an das Niveau von früher heranreiche, aber nicht, dass ich nicht fit sei.

 

Seite 2: Amanatidis über sein Modelabel, langweilige Interviews und Darmstadt 98