SPOX: Herr Rode, Sie haben vor nicht allzu langer Zeit das Hotel Mama verlassen und wohnen nun mit Ihrer Freundin zusammen. Ist die Übergangsphase schon abgeschlossen?
Sebastian Rode: Ich hatte ja befürchtet, dass ich anfangs bestimmt öfter mal eine Ladung Wäsche bei meiner Mutter abstellen werde. Das hat sich aber dann doch zügig eingespielt, so dass ich sie damit verschone. Ansonsten läuft es ganz gut, es passt alles und macht Spaß.
SPOX: Ihre Mutter hatte ja auch einen nicht unbeträchtlichen Anteil am Start Ihrer Fußballkarriere...
Rode: Gewissermaßen stimmt das, ja. Ich habe mich als kleiner Knirps schon ständig mit dem Ball beschäftigt und war fußballverrückt. Sie wollte mich dann beim SKV Hähnlein anmelden, aber es existierte keine Mannschaft für mich. Ich war ja erst vier Jahre alt und es gab in dem Verein keine Bambinis. Dank der Initiative meiner Mutter ist dann eine Bambini-Mannschaft gegründet worden. So fing das für mich an. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn die Truppe nicht gegründet worden wäre.
SPOX: Ihr Herz hat damals für Borussia Dortmund geschlagen. Waren Sie der einzige BVB-Fan in Ihrer Familie?
Rode: Ja, bei uns ist jeder einzigartig (lacht). Mein Vater ist HSV-Fan, meine Mutter drückt den Bayern die Daumen und die Schwester findet Gladbach super.
SPOX: Wie ist das dann bei Ihnen entstanden?
Rode: Der BVB war damals einfach die geilste Truppe. Mit den beiden Meisterschaften 1995 und 1996 fing es für mich an. Spieler wie Matthias Sammer, Andreas Möller oder Stephane Chapuisat - das war schon sehr attraktiv. Mit 17 Jahren war ich das erste Mal im Dortmunder Stadion.
SPOX: Wie kürzlich berichtet wurde, besteht auch die Möglichkeit, dort im nächsten Jahr selbst aufzulaufen. Es hieß, Ihnen liegt ein konkretes Angebot aus Dortmund vor und hinzu kam, dass Sie unter massiven Knieproblemen leiden würden. Wie sehr nervt Sie denn mittlerweile eigentlich die Gerüchteküche?
Rode: Interessant (lacht). Ohne dieses Gequatsche wäre es schon angenehmer. Ich lese ab und zu noch solche Meldungen, aber unter dem Strich ist es einfach vernünftiger, gar nichts mehr dazu zu sagen. Ich habe keine Ahnung, wie man auf so etwas kommt. Natürlich ist es so, dass im Fußballgeschäft viel spekuliert wird, aber ich gebe Per Mertesacker vollkommen Recht: Manchmal ist es schon arg wild. Da bleibt einem dann nur, das Ganze mit einem Lächeln aufzunehmen. An den beiden Stellen am Knie, an denen ich operiert worden bin, habe ich überhaupt keine Probleme.
SPOX: Die Stellen, die Sie ansprechen, sind das Kreuzband und der Meniskus. Zur Stabilität schieben Sie regelmäßig Sonderschichten mit Eintracht-Konditionstrainer Christian Kolodziej. Wie sehen die genau aus?
Rode: Ich mache das jetzt seit eineinhalb Jahren, immer vor dem Training und meistens zweimal pro Woche. Das ist eine spezielle Form von Kniebeugen mit Gewichten von lediglich zehn oder zwölf Kilogramm. Eine Kniebeuge dauert sechs Sekunden: drei Sekunden runter, drei Sekunden hoch. Ich mache 13 Durchgänge mit 13 Wiederholungen, so dass am Ende 169 Kniebeugen zusammenkommen. Diese Zusatzarbeit hat mir sehr gut getan, es haben sich weitere Spieler in der Mannschaft dafür entschieden.
SPOX: Neben Kolodziej ist auch Trainer Armin Veh sehr wichtig für Sie, er hat von Anfang an auf Sie gesetzt. Wie sehr würde denn ein Abschied von Veh die positive Entwicklung der Eintracht zurückwerfen?
Rode: Es wird da so viel spekuliert, da brauche ich meinen Senf nicht auch noch dazu geben. Ich kann nur dazu sagen, dass wir unter Armin Veh zwei richtig starke Spielzeiten gespielt haben und noch spielen. Er ist sehr wichtig für die Eintracht.
SPOX: Heribert Bruchhagen meinte kürzlich, ihm fehle manchmal das Verständnis für Vehs Gedankengänge. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Rode: Armin Veh ist ein sehr geradliniger Mensch, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Das kommt in der Mannschaft sehr gut an, jeder weiß stets, was Sache bei ihm ist. Meine Aufgabe besteht aber nicht daran, mich in Armin Vehs Kopf hinein zu versetzen. Ich denke, er weiß mit Sicherheit, was er tut.
SPOX: Sie selbst sagten bereits, dass es aus Ihrer Sicht keinen Grund gebe, weshalb Veh die Eintracht verlassen sollte. Welche Argumente sprechen denn für einen Verbleib in Frankfurt?
Rode: Das geht beim Tabellenplatz los: Wir haben als Aufsteiger weiterhin eine gute Chance, einen internationalen Wettbewerb zu erreichen. Und das mit einer Mannschaft, die jung und vor allem entwicklungsfähig ist. Ich bin überzeugt, dass wir auch in Zukunft noch einiges erreichen können.
SPOX: Veh möchte noch mehr in die Mannschaft investieren. Besteht denn abgesehen von Optimierungen in der Kaderbreite überhaupt die dringende Notwendigkeit, neue Spieler verpflichten zu müssen?
Rode: Würden wir tatsächlich international spielen, ist die Kaderbreite natürlich schon sehr wichtig. Da kann man nicht nur mit einer Elf durchspielen. Man sieht es ja in Stuttgart oder Hannover, denen die Leichtigkeit in der Liga etwas abhanden gekommen ist. Wir selbst hatten Glück, dass wir diese Saison und auch schon in der 2. Liga von schwerwiegenden Verletzungen weitestgehend verschont geblieben sind. Andererseits denke ich, dass die aktuelle Kernmannschaft genug Potenzial besitzt, um international mithalten zu können.
SPOX: Das Potenzial bringt Frankfurt derzeit nicht voll umfänglich auf den Rasen und belegt in der Rückrundentabelle nur Rang 13. Einige Gegner scheinen sich besser auf die Eintracht eingestellt zu haben, oder?
Rode: Wir haben gemerkt, dass sich manche Gegner zumindest nicht mehr total überrumpeln lassen. Um darauf zu reagieren und selbst wieder unberechenbarer zu werden, haben wir das 4-4-2 mit Raute ausgepackt, das wir ja bereits in der 2. Liga praktiziert haben. Das hat in Freiburg sehr gut geklappt, da bekam uns der Gegner in der ersten Halbzeit eigentlich gar nicht zu packen. Wir haben das auch in den Spielen danach gut gemacht, das Problem war nur, dass wir nicht die Kiste getroffen haben.
SPOX: Null Tore stehen bislang auch auf Ihrem Konto bei der U 21. Am Sonntag steht das letzte Vorbereitungsspiel vor der EM im Juni an, Gegner ist Gastgeberland Israel. Sie sind jetzt ein paar Tage dort, wie fällt denn Ihr erstes Zwischenfazit aus?
Rode: Ich bin das erste Mal hier und muss sagen, dass ich mir es anders vorgestellt habe. Es sah von oben relativ grün aus, wie in Deutschland. Damit hatte ich irgendwie nicht gerechnet, sehr angenehm. Der Verkehr ist brutal, wir haben eine halbe Ewigkeit bis zum Hotel gebraucht. Der Trainingsplatz liegt aber direkt in der Nähe, das ist optimal. Und das Wetter ist sensationell!
SPOX: In der U 21 ist das Gedränge im Mittelfeld relativ groß, Sie selbst kommen bislang auf vier Spiele. Als Stammspieler kann man Sie aber noch nicht bezeichnen.
Rode: Leider musste ich ein paar Begegnungen kurzfristig absagen, sonst wären es wohl schon mehr Spiele geworden. Gerade im defensiven Mittelfeld ist die Konkurrenz beinahe schon traditionell sehr groß. Ich baue auf die dreiwöchige Vorbereitungsphase vor der EM. Dort möchte ich mich so präsentieren, dass der Trainer nicht an mir vorbeikommt und ich zum Stammspieler werde.
SPOX: Wie schwer ist es denn, sich mit einem Team an Automatismen zu gewöhnen, mit dem man nur alle paar Monate zusammen kommt?
Rode: Einfach ist es nicht, aber auch nicht unmöglich. Da holt die individuelle Klasse und Spielintelligenz der einzelnen Spieler schon viel heraus. In der Vereinsmannschaft sitzen die Abläufe praktisch schon seit der Vorbereitung, in der Nationalelf muss man sie sich im Training immer wieder erarbeiten und in vergleichsweise kurzer Zeit auffrischen.
SPOX: Was ist denn eigentlich wahrscheinlicher: Dass Sie mit der U 21 den EM-Titel holen oder dass Sie nächstes Jahr noch bei Eintracht Frankfurt spielen?
Rode: Zum EM-Titel ist es erst einmal ein sehr weiter Weg. Wir treffen schon in der Gruppe auf Titelverteidiger Spanien, die Niederlande und Russland. Wenn wir das packen, ist die Wahrscheinlichkeit zumindest mal enorm gestiegen (lacht). Ich glaube daran.
SPOX: Und Teil zwei der Frage?
Rode: Ich habe in Frankfurt einen Vertrag bis 2014.
SPOX: Heribert Bruchhagen hat sich weit aus dem Fenster gelehnt und verlauten lassen, dass Sie in jedem Fall bis 2014 am Main bleiben.
Rode: Genau, von daher stellt sich die Frage gar nicht.
Sebastian Rode im Steckbrief