SPOX: Herr Fernandes, Sie sind jetzt seit rund vier Wochen beim SC Freiburg. Wie haben Sie sich eingelebt?
Gelson Fernandes: Es ist ganz einfach für einen neuen Spieler, sich in diese Junge Truppe zu integrieren. Nach den vielen personellen Änderungen in der Sommerpause, muss das auch schnell gehen. Aber das Trainerteam, der Staff und der ganze Verein haben alles für uns Neuen getan. Wir haben bisher super mit der Mannschaft gearbeitet. Der ganze Verein ist einfach geil.
SPOX: Freiburg ist Ihr achter Verein seit 2009. Was sich wie ein roter Faden durch Ihre Karriere zieht: Immer wieder hatten Sie das Pech, dass der Trainer, der Sie geholt hatte, kurz darauf entlassen wurde.
Fernandes: So läuft das im Fußball. Mir ist das leider dreimal passiert, bei Manchester City, bei St. Etienne und bei Leicester City. Ich bin dann in den letzten vier Jahren immer wieder ausgeliehen worden, habe aber durchschnittlich 30 Spiele pro Saison gemacht. Das ist schon in Ordnung.
SPOX: Zu Beginn Ihrer Auslandsodyssee schien bei Manchester City unter Sven-Göran Eriksson Ihre Karriere auch richtig Fahrt aufzunehmen. War es also richtig, so früh nach England zu gehen?
Fernandes: Ich musste den nächsten den Schritt machen, auch in meiner Entwicklung als Spieler. Das war sicher die richtige Entscheidung und ich würde alles wieder so machen. Ich habe dort sehr viele Spiele gemacht und konnte unter anderem auch von Didi Hamann lernen. Er hat mir sehr geholfen mit seiner Erfahrung und mir viele Tipps gegeben.
SPOX: Fiel es Ihnen auch leichter, sich mit 20 Jahren in England zurechtzufinden, weil Sie schon als Fünfjähriger ihr Heimatland, die Kapverdischen Inseln, verlassen mussten und mit Ihren Eltern in die Schweiz gingen?
Fernandes: Ja, das war ein Vorteil für mich. Als wir in die Schweiz kamen, war es schon schwierig, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Aber ich hatte meine Mutter und meinen Vater an der Seite, das hat mir sehr geholfen. Außerdem denke ich, dass es für Kinder leichter ist als für Erwachsene sich in einem neuen Land einzufinden.
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SPOX: Was verbindet Sie heute noch mit den Kapverden?
Fernandes: Mein Land, meine Heimat bleiben immer die Kapverdischen Inseln, da hat alles angefangen. Ich habe auch noch immer sehr viel Familie dort. Wenn ich Zeit habe, versuche ich dort hin zu reisen. Das Lebensgefühl, die Sonne, der Spaß, das steckt alles in mir. Ich bin der Schweiz sehr dankbar für alles, was das Land mir und meiner Familie gegeben hat.
SPOX: Zurück zu Ihren sportlichen Stationen: Warum hat es bei Chievo Verona und Sporting Lissabon nicht langfristig funktioniert?
Fernandes: Bei Chievo war ich Stammspieler, der Verein wollte mich verpflichten, aber die von St. Etienne geforderte Ablösesumme für einen dauerhaften Transfer war zu hoch. Sporting hatte finanzielle Probleme, da war ich einer von vielen Spielern, die den Verein verlassen mussten.
SPOX: Es folgte ein Abstecher zu Ihrem Heimatverein FC Sion - ohne glückliches Ende. Es soll auch Ärger mit Präsident Christian Constantin gegeben haben.
Fernandes: Nein, nein, das stimmt so nicht. Ich war vor allem wegen meiner Familie in Sion. Meine Mutter war krank, jetzt geht es ihr wieder gut. Mein Vater ist auch immer noch Platzwart in Sion. Alles ist in Ordnung.
SPOX: Der SC Freiburg steht wie kaum ein anderer Klub für Kontinuität. War das ein Grund, warum Sie sich für den Sportclub entschieden haben?
Fernandes: Ich hatte auch Angebote aus Italien, aber Freiburg ist ein interessanter Verein mit großer Qualität auf allen Ebenen. Das hat mich interessiert und ich musste nicht lange überlegen, die Entscheidung pro Freiburg fiel mir leicht. Jetzt habe ich einen stabilen Verein, eine neue Heimat gefunden.
SPOX: Mit Christian Streich haben Sie einen Trainer, der wohl auch nicht so schnell entlassen wird.
Fernandes: Es war wichtig für mich, vor dem Wechsel mit Christian Streich zu sprechen, um seine Philosophie und Idee zu verstehen. Er gibt alles für den Verein, der Sportclub ist sein Herzensverein. Seine Qualitäten sind hinlänglich bekannt. Er hat diese Mannschaft geformt. Es gibt viele junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, die er schon aus seiner Zeit im Jugendbereich kannte. Den eingeschlagenen Weg müssen wir weitergehen.
SPOX: Sie haben in England, Italien, Portugal, Frankreich und der Schweiz gespielt. Kennen Sie auch die Bundesliga?
Fernandes: Ich habe die Bundesliga immer verfolgt. Vor zwei Jahren stand ich kurz vor einem Wechsel nach Mainz. Auch Freiburg habe ich letzte Saison beobachtet, die mannschaftliche Geschlossenheit und der Teamgeist haben mich beeindruckt.
Gelson Fernandes im Steckbrief