Bayern München
Die Frage des Sommers: Inwieweit wird Pep Guardiola die Mannschaft umformen?
Der Spanier ging von der ersten Trainingseinheit an in die Vollen, schreitet seitdem auch bei Kleinigkeiten immer sofort ein und korrigiert laut- und gestenstark. Wer befürchtet hatte, dass Guardiola die Mannschaft zu schnell zu radikal verändern wollte, sieht sich offenbar getäuscht.
Die Bayern zeigen schon mehr als nur Ansätze der Pep-Doktrin, ohne dabei ihre bestehenden Strukturen zu verletzen. Der Übergang scheint bis jetzt sehr sachte vonstatten zu gehen, die Reibungsverluste sind kaum erkennbar.
Dafür kristallisiert sich eine noch dominantere und flexiblere Ausrichtung heraus. Acht verschiedene Torschützen bei neun erzielten Treffern in gerade einmal 120 Minuten sind beeindruckende Werte. Guardiola versuchte sich mit verschiedenen Spielsystemen (4-1-4-1 und 4-1-5-0) und wechselndem Personal.
Wie angekündigt spielte Franck Ribery mal zentral im offensiven Mittelfeld, dann wieder auf dem Flügel. Thomas Müller rutschte von der Position des Angreifers auf die Außenbahn im Mittelfeld, Arjen Robben oder Xherdan Shaqiri besetzten dann wiederum bei Bedarf die Angriffsmitte.
Philipp Lahm wurde im rechten Mittelfeld getestet, Toni Kroos halblinks. Und trotz aller Experimente spielten die Bayern drei Wochen vor dem Start in die Bundesliga schon einen erstaunlich flüssigen und pfiffigen Offensivfußball. Angepasst auf die zu erwartenden tief stehenden Gegner forcierten die Bayern Tempoläufe aus der Tiefe hinter die gegnerische Abwehrreihe, was gleich in zwei überragend herausgespielten Treffern mündete.
"Wir haben noch einige Dinge zu verbessern. Aber die Einstellung meiner Spieler stimmt. Das ist das Wichtigste für mich", sagte Guardiola nach dem Finalsieg über Borussia Mönchengladbach. Die ersten großen Schritte sind aber schon gemacht.
Das Personal:
Bastian Schweinsteiger, Holger Badstuber und Mario Götze fehlten noch verletzt, dazu kommen noch angeschlagene Spieler (Javi Martinez) oder solche, die erst aus dem Urlaub zurückgekehrt sind (Luiz Gustavo, Dante). Und trotzdem hatten die Bayern in Gladbach einen überragend besetzten Kader dabei.
Natürlich stellt sich die Frage, wer es in den Pflichtspielen in der 18er Kader schafft und wer nicht. Aber das ist kein Bayern spezifisches Problem. Bei den Münchenern sind nur die Maßstäbe andere. "Wenn meine Spieler akzeptieren, dass ich der Boss bin, wird alles gut", sagt Guardiola. "Ich glaube aber, dass meine Spieler Profis sind und meine Entscheidungen akzeptieren werden."
Beim Telekom Cup änderte Guardiola sein Personal grundlegend, lediglich die Innenverteidigung und die Sechser-Position blieben unangetastet. Dazu durfte Tom Starke zweimal über die komplette Spielzeit das Tor hüten.
Was schon auffällig war: Die im Training einstudierten Stafetten mit Thiago als zentralem Zielspieler finden auch im Spiel ihre Verwendung. Der Spanier ist mit einer tollen Antizipation gesegnet, sich immer wieder richtig und seinen Mitspielern helfend zum Ball zu orientieren. Ebenso überragend die Spielintelligenz von Lahm, der sich im Mittelfeld sofort wohl fühlte und sicher bewegte. Vielleicht reift hier mehr als eine Verlegenheitslösung heran...
Und sonst noch?
Rudi Völler prognostizierte am Sonntag eine "erdrückende" Situation für die bayerische Konkurrenz, der Triple-Sieger sei sportlich und finanziell meilenweit voraus. Der Drohkulisse widersprach Sportvorstand Matthias Sammer entschieden. Die Bayern hätten sich das alles hart erarbeitet und nicht zuletzt selbst vor erst einem Jahr ein Tief überwinden müssen.
Die Bayern stapeln tief, dabei zeigte sich auch die Konkurrenz beim Telekom Cup sichtlich beeindruckt. "Diese Bayern spielen hervorragend und finden immer die Lücke zwischen den Linien. Es ist schwer, gegen diese Mannschaft zu spielen", sagt Gladbachs Trainer Lucien Favre. Luuk de Jong ist sich schon sicher: "Die Bayern sind eine Maschine."
Borussia Mönchengladbach
Die Frage des Sommers: Was folgt auf das Jahr des Umbruchs?
Nachdem die Borussia in Dante, Roman Neustädter und Marco Reus drei elementare Stützen verlassen hatten, geriet die vergangene Saison zu einem Auf und Ab. Gladbach fehlte die Konstanz, mit Platz acht wurde der erneute Einzug in die Europa League verpasst.
Lucien Favre hatte vor der Saison gewarnt und sollte Recht behalten. Jetzt ist die Zeit des Einspielens aber vorbei. Dominguez, Granit Xhaka und Luuk de Jong sind ein Jahr da und müssen jetzt die nächsten Schritte machen. Dazu passte das Verhältnis von erzielten zu kassierten Treffern nicht mehr (45:49).
Beim Telekom Cup präsentierte sich die Borussia kurioserweise im Spiel gegen die Bayern mit fünf Gegentoren defensiv stabiler als gegen den BVB, wo Dortmund ohne Gegentor blieb. "Wir können uns insgesamt noch verbessern, zum Beispiel in Sachen defensiver Kompaktheit. Es war zum Teil zu einfach, sich gegen uns Torchancen zu erspielen." Das sagte Kapitän Filip Daems - nach dem 1:0-Sieg über Dortmund und vor den fünf Gegentreffern gegen die Bayern.
Hinter den Ergebnissen probierte Favre aber eine offensivere Grundausrichtung gegen den BVB, ließ die Viererkette offensiver und weiter herausgerückt agieren und schob die beiden Außenverteidiger immer wieder mit nach vorne.
Gegen die Bayern war die Verteidigungsart im 4-4-2 etwas anders, die Option mit zwei echten Spitzen zu spielen und wieder verstärkt das Element des Konterfußballs in den Vordergrund zu rücken, war erkennbar. Allerdings weisen die zarten Ansätze noch einige Kinderkrankheiten auf.
Das Personal:
Spannend war zu sehen, wie sich Gladbachs defensives Mittelfeld gestaltet. Hier machte besonders der erst 17-jährige Mahmoud Dahoud auf sich aufmerksam, der seine ordentliche Vorbereitung mit einer starken Leistung gegen die Bayern krönte und so etwas wie der Gewinner der Vorbereitung ist.
Dahoud ist eben erst von den U-17- zu den U-19-Junioren gewechselt und darf gemäß Statuten noch gar keinen Profivertrag unterzeichnen. Dass Favre ihm aber jetzt schon die "verantwortungsvolle Position" überträgt, lässt einiges hoffen.
Xhaka konnte die beiden Spiele nur bedingt zur Eigenwerbung nutzen. Gegen den BVB spielte er noch ordentlich, ein Fehler wie der vor dem 0:2 gegen die Bayern, als er gleich zweimal vor dem eigenen Strafraum ins Dribbling ging, anstatt eine klare Aktion zu spielen, erinnert aber stark an die Probleme der letzten Saison.
Und sonst noch?
Havard Nordtveit wurde in der Innenverteidigung getestet, was jedoch kein Dauerzustand werden dürfte. De Jong spielte erneut flankiert von Juan Arango und Patrick Herrmann - Favre ließ die Chance ungenutzt, den Niederländer mit den beiden Zugängen Raffael und Max Kruse zu testen.
Ein Fragezeichen bleibt die Leistungsstärke von Marc-Andre ter Stegen. Unabhängig der Personalien und Ergebnisse stimmt die Richtung, in die sich die Borussia bewegt.