Bundestrainer Joachim Löw rechnet nicht mit einer langweiligen Saison in der Bundesliga und traut Borussia Dortmund zu, ernsthaft mit dem FC Bayern München um die Meisterschaft zu konkurrieren. Löw sprach außerdem über die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Brasilien, die Perspektive für Roman Weidenfeller und Pep Guardiolas Bewunderung für das DFB-Team.
Was die Bundesliga angeht, sieht Löw Dortmunds erste Elf gleichauf mit den Münchnern und erwartet ein spannendes Duell, wie Löw im "Kicker" ausführte: "Wenn die Dortmunder von Verletzungen verschont werden, sind sie mit ihrer ersten Elf immer in der Lage, gegen den FC Bayern zu gewinnen und ihnen einen großen Kampf um die Tabellenspitze zu liefern. Die Borussia bekommt Probleme, wenn sich Leistungsträger verletzen."
Lediglich was die gesamte Kaderqualität angehe, sei Bayern nämlich vor dem BVB. Darüber hinaus habe man aber schon am ersten Spieltag gesehen, dass die Gegner sowohl von Bayern als auch vom BVB sich nicht kampflos ergeben hätten. Sowohl Borussia Mönchengladbach als auch der FC Augsburg haben "zumindest phasenweise versucht, Paroli zu bieten".
"Reisen mit Demut nach Brasilien"
Der Nationalmannschaft traut der 53-Jährige nach der WM im kommenden Jahr indes sogar eine Leistungssteigerung zu: "Die Mannschaft hat mit ihrer Altersstruktur über 2014 hinaus große Perspektiven. In Einzelfällen, wie für einen Miroslav Klose, wird die WM wohl der hoffentlich krönende Abschluss sein. Aber wir haben viele Spieler wie Özil, Khedira oder Gündogan, die 2014 den Zenit ihrer Karriere sicher noch nicht erreicht haben."
Vor allem den Gegentor-Schnitt von 1,7 will der Bundestrainer künftig senken und auch die Angreifer zu mehr Defensivarbeit anhalten. Özil, genauso wie Marco Reus und Mario Götze seien "geniale Offensivspieler, aber sie sind geschult worden, dass sie sich in der Defensivarbeit eher zurücknehmen können. Das muss in Deutschland in der Ausbildung verbessert werden."
Mit Max Kruse nach Brasilien?
Außerdem äußerte sich Löw auch zu einzelnen Nationalspielern. Während er Max Kruse von Borussia Mönchengladbach noch den Sprung in den WM-Kader zutraut, könnten Götze, Julian Draxler und Ilkay Gündogan in Brasilien mehr Einsatzzeiten erhalten. Dennoch will er in der Offensive an Lukas Podolski festhalten, der mit vielen wichtigen Toren bewiesen habe, wie schwer auszurechnen ist: "Deshalb ist Lukas für mich im Moment trotz der fraglos größer gewordenen Konkurrenz auf dieser Position unverzichtbar."
Nach wie vor offen sei außerdem die Tür für BVB-Torhüter Roman Weidenfeller, der in den vergangenen Jahren konstant auf hohem Niveau spielte aber noch auf sein A-Länderspieldebüt wartet. "Ich bin bei diesem Thema ganz offen, das will ich an dieser Stelle ganz klar sagen. Und ich erkenne mit größtem Respekt seine Leistung an. Er hat fantastisch gut gehalten", stellte Löw klar.
Guardiola: DFB-Team ähnelt Barcelona
Darüber hinaus berichtete Löw von seinem Treffen mit dem neuen Bayern-Trainer Pep Guardiola: "Er hat mir gesagt, dass ihn die offensive Art, wie unsere Nationalmannschaft in den vergangenen zwei Jahren gespielt hat, stark an Barcelona erinnert hat. Dass es da viele Parallelen in der Spielweise gebe, während Bayern und Dortmund ebenfalls erfolgreiche, aber im Gegensatz zur Nationalmannschaft veränderte Spielweisen hätten."
Das nächste Spiel für die DFB-Auswahl findet am Mittwoch (20.45 Uhr) statt, wenn Paraguay zum Testspiel nach Kaiserslautern kommt. In der WM-Qualifikation geht es dann am 6. September gegen Österreich, vier Tage später auf die Färöer Inseln.
Joachim Löw im Steckbrief