Die 51. Bundesliga-Saison ist in vollem Gange: Zur Halbzeit der Hinrunde endete immer noch kein Spiel torlos und an der Spitze liefern sich die Klubs jetzt schon einen heißen Kampf. Es gibt aber auch Enttäuschungen. Ein erstes Zwischenfazit...
FC Bayern München (Tabellenplatz 1 | 20 Punkte)
Das lief gut: Die Mannschaft hat Pep Guardiolas Fußball nach anfänglichen Schwierigkeiten dann doch recht schnell verstanden und setzte ihn zuletzt stark um. Viel Ballbesitz, wenig Chancen - die ersten Spieltage erinnerten doch stark an Zeiten unter Louis van Gaal. Zuletzt kamen auch Chancen und Tore hinzu, sodass Bayern am 8. Spieltag die Tabellenführung übernahm. Auch positiv: Die Defensive. Die Bayern haben nur drei Gegentore kassiert.
Da ist Luft nach oben: Die Chancenverwertung. Die Bayern haben sich in dem einen oder anderen Spiel um den Lohn gebracht. Paradebeispiel: Die Partie in Leverkusen, als man 27 Mal aufs Tor schoss. Manchmal zu ballverliebt, manchmal zu hastig - daran muss Guardiola mit seinen Spielern noch arbeiten.
Gewinner: Rafinha. Nach Philipp Lahms dauerhaftem Umzug ins Mittelfeldzentrum übernahm der Brasilianer etwas notgedrungen den Rechtsverteidiger-Posten, ist inzwischen aber eine feste Größe. Könnte seinen Platz behalten, wenn Lahm im Zentrum weiter so stark aufspielt.
Verlierer: Mario Mandzukic. Kein klassischer Verlierer, da er in den meisten Spielen auf dem Platz stand. In den wichtigen Duellen in Manchester und in Leverkusen probte Guardiola ohne den Kroaten und behielt aufgrund der starken Auftritte Recht.
Borussia Dortmund (Tabellenplatz 2 | 19 Punkte)
Das lief gut: Das Gegenpressing. Der BVB musste in Henrikh Mhkitaryan einen Neuzugang ins Dortmunder Pressing/Gegenpressing-Konzept integrieren. Der spielintelligente Armenier hat diese Herangehensweise bislang ordentlich verinnerlicht, auch seine Kollegen lieferten teils richtig gute Partien im Spiel gegen den Ball ab. Die Laufbereitschaft, das kollektive Verschieben, das Doppeln der Außenbahnen - die Borussia ist auf diesem Gebiet ziemlich gut in die neue Spielzeit gestartet.
Da ist Luft nach oben: Obwohl Dortmund die meisten Torschüsse und Treffer aller Teams erzielte, bleibt die Chancenverwertung das Manko. Da steht der BVB ligaweit nur im Mittelfeld. Gemessen am Potential der Offensivakteure und der Qualität vieler Gelegenheiten, steckt in einer klareren Gangart im letzten Spielfelddrittel das größte Optimierungspotential.
Gewinner: Erik Durm. Wird zum Außenverteidiger umgeschult und ist überraschend direkt dran an der ersten Elf. Absolvierte die letzten fünf Pflichtspiele - auch aufgrund der Verletzung von Marcel Schmelzer - sogar über die volle Distanz und lieferte durchweg solide Leistungen ab. Auch Jonas Hofmann, der in elf von zwölf Pflichtspielen eingewechselt wurde und dabei sieben Scorerpunkte sammelte, darf sich als Gewinner fühlen.
Verlierer: Julian Schieber wollte nach seinem ersten Anlaufjahr eine Schippe drauflegen und häufiger eine Option für die Startelf werden. Das Gegenteil trat bislang allerdings ein, der Angreifer kommt bislang auf 15 Pflichtspielminuten und stand mehrfach nicht im Kader. "Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass irgendwann einmal in der Zukunft der Punkt kommen könnte, an dem ich überlege, ob ich nicht einen anderen Weg gehen muss. So darf es natürlich nicht weitergehen," sagte Schieber im SPOX-Interview.
Bayer Leverkusen (Tabellenplatz 3 | 19 Punkte)
Das lief gut: Bayer Leverkusen legte den besten Start der Geschichte hin, sammelte 19 Punkte und holte in dieser Phase so viele Siege wie nie. Ein Produkt vieler Faktoren, die bei Trainer Sami Hyypiä zusammenlaufen. Er findet den richtigen Ton, kommt viel über die psychische Schiene, aber es ist vor allem das verfeinerte Konterspiel, das bis auf wenige Ausnahmen sehr gut funktionierte. Heung-Min Son und Sidney Sam lauern auf die fixen Zuspiele aus dem defensiven Dreiermittelfeld, das ebenso spielstark wie robust daherkommt, und jagen geschickt in die Schnittstellen der gegnerischen Abwehr, wenn Stefan Kießling eine kleine Lücke gerissen hat. Und dieser trifft auch nach Belieben.
Da ist Luft nach oben: Wenn überhaupt, könnte das Defensivverhalten noch etwas mehr Sesshaftigkeit vertragen. Die Problembereiche scheinen auf den Außenpositionen zu liegen, wo Hyypiä keine festen Größen hat: Rechts wechseln sich Giulio Donati und Roberto Hilbert je nach Spielvorhaben ab, links spielt Sebastian Boenisch bisher eine durchwachsene Saison.
Gewinner: Stefan Kießling. Er hat in der Bundesliga schon wieder fünf Mal getroffen - und das, obwohl jede Woche alle Augen auf den Angreifer gerichtet sind. Die Nationalmannschaftsdiskussionen nerven den Stürmer, aber sie hindern ihn nicht daran, jede Woche neue Top-Leistungen abzurufen und die Thematik um seine Person komplett auszublenden.
Verlierer: Philipp Wollscheid. Er sollte Bayers nächster Nationalspieler werden, derzeit hat er aber seinen Stammplatz an Emir Spahic verloren. Der Ex-Nürnberger galt nie als Trainingsweltmeister, konnte aber im Wettkampf meistens überzeugen. Nun muss er sich wieder herankämpfen - ein schwieriges Unterfangen.
Borussia Mönchengladbach (Tabellenplatz 4 | 13 Punkte)
Das lief gut: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Neuzugänge auf Anhieb zu Verstärkungen geworden. Max Kruse und Raffael sind im Sturm gesetzt und harmonieren schon prächtig, Youngster Christoph Kramer ist eine feste Größe im Mittelfeldzentrum. Das gute Händchen bescherte Lucien Favre auch die Chance, sich früh auf eine Formation festzulegen und diese sich einspielen zu lassen.
Da ist Luft nach oben: Während die Gladbacher zu Hause bisher alles gewonnen haben, sind sie in der Ferne auf dem Weg zum "Auswärtsdeppen"-Image. In Augsburg holte man den ersten Auswärtspunkt in dieser Saison. Das große Problem: Während man in den Heimspielen regelmäßig in Führung geht, geriet man auswärts jedes Mal in Rückstand. Für Konzepttrainer Favre und sein Team jedes Mal ein neuer Aufwand, einen neuen Plan zu entwerfen.
Gewinner: Christoph Kramer. Er kam als Perspektivspieler, der mittelfristig ins Team rutschen könnte, inzwischen hat Kramer in allen acht Bundesliga-Spielen mitgewirkt, stand sieben Mal in der Startelf und hat auch schon sein erstes Bundesliga-Tor verbucht. Favre schätzt seine gute Technik, das feine Passspiel.
Verlierer: Luuk de Jong. Der Niederländer kam in dieser Saison gerade Mal auf 29 Spielminuten. An Kruse und Raffael ist kein Vorbeikommen, selbst Branimir Hrgota ist in der Hierarchie vorbeigezogen. De Jong passt nicht ins Konzept des Trainers, da er ein klassischer Strafraumstürmer ist, der Flanken braucht. Ein Mittel, das in Gladbach so gut wie nicht existent ist. Eine Trennung im Winter scheint nicht ausgeschlossen. Ajax soll Interesse haben.
Hannover 96 (Tabellenplatz 5 | 13 Punkte)
Das lief gut: Hannover glückte der Saisonstart aufgrund der dominanten Auftritte vor eigenem Publikum, alle 13 Punkte holte die Elf von Mirko Slomka in der heimischen HDI Arena und feierte deshalb den besten Bundesliga-Start seit 1965. Seit Mai 2011 hat 96 nur drei von 40 Heimspielen verloren. Dabei gelingt der Mannschaft das blitzschnelle Umschalten nach Ballgewinn beinahe in Reinform, hinzu kommen starke Standards und eine hohe Effektivität.
Da ist Luft nach oben: 96 hat die traditionelle Auswärtsschwäche immer noch nicht behoben. Bislang stehen schon wieder drei Pleiten bei 0:7 Toren auf dem Konto, kein Team ist in der Fremde schlechter. Diese Thematik geht mittlerweile auch an den Spielern nicht mehr spurlos vorbei, alle zwei Wochen fehlt den Niedersachsen der Punch in der Offensive.
Gewinner: Leon Andreasen. Der Mann ist ein Phänomen: Kam auch nach dem dritten Kreuzbandriss zurück, als ob nichts gewesen wäre und gliederte sich sofort wieder in die Startformation ein. Durfte bislang in allen Partien auflaufen und zeigte durchweg solide Leistungen. Hut ab vor einem solch hochprofessionellen Spieler!
Verlierer: Felipe. Der Brasilianer hat die Seuche: Hüft-OP im November, sieben Monate Pause, dann Fußbruch im Mai. Zuletzt lieferte er starke Auftritte im Training ab und verdiente sich damit einen Bankplatz gegen die Bayern. Doch mittlerweile klagt der Innenverteidiger wieder über Schmerzen an der Hüfte. "Die Schmerzen sind da, jeden Tag ein bisschen mehr. Ich mache mir Sorgen, weiß nicht, was passiert ist. Es ist eine harte Situation." Absolvierte seit Juli 2012 nur acht Pflichtspiele für 96.
Hertha BSC (Tabellenplatz 6 | 12 Punkte)
Das lief gut: Berlin konnte seinen kontrollierten Fußball aus der Aufstiegssaison in die Bundesliga retten. Hertha stellt mit nur neun Gegentoren die viertbeste Defensive der Liga - nur die Top drei sind besser. Auch die beiden Niederlagen in Folge sowie das blamable Pokal-Aus konnten der Mannschaft nicht viel anhaben, der Aufsteiger hat sich längst wieder gefangen. Jos Luhukays Team funktioniert als kompakte Einheit ohne große Schwachstellen im Kader.
Da ist Luft nach oben: Ein wenig geht Berlin noch die Abgeklärtheit in engen Partien ab. Bei den beiden Niederlagen in Wolfsburg (0:2) und gegen Stuttgart (0:1) war die Mannschaft nicht schlechter, am Ende fehlten aber ein paar Prozent. Mit einem Tick mehr Cleverness stünde die Hertha noch besser da.
Gewinner: Per Skjelbred bekam in Hamburg in zwei Jahren kein Bein auf den Boden, wurde immer wieder hin- und hergeschoben oder gar nicht berücksichtigt und am Ende nach Berlin wegkomplimentiert. Dass der Norweger aber so einiges auf dem Kasten hat, zeigt er jetzt in der Hauptstadt. Der 26-Jährige stand bei allen Spielen von Beginn an auf dem Platz und überzeugte im offensiven Mittelfeld. Nicht umsonst erzielte er auch sein erstes Bundesligator überhaupt. Sehr guter Einkauf bisher.
Verlierer: Maik Franz ist beim Aufsteiger derzeit keine Option für einen Startplatz. Nach seiner abgesessenen Rot-Sperre hatte der 32-Jährige eigentlich fest mit seiner Rückkehr ins Team gerechnet, ist bei Luhukay aber bisher in der Liga komplett außen vor. Beim einzigen Einsatz dieser Saison im Pokal schied die Hertha mit 1:3 in Kaiserslautern aus. John Anthony Brooks und Sebastian Langkamp lassen Franz in der Innenverteidigung vergessen.
VfB Stuttgart (Tabellenplatz 7 | 11 Punkte)
Das lief gut: Der Trainerwechsel brachte zumindest auf nationaler Ebene den Umschwung. In der Bundesliga ist Stuttgart unter Schneider noch ungeschlagen, insbesondere die Defensive steht stabiler als zuvor. Auch die Mentalität ist eine andere als noch unter Labbadia: Schneider strahlt Optimismus und Selbstbewusstsein aus.
Da ist Luft nach oben: Das doppelte Ausscheiden in Pokal und Europacup schwärzt Schneiders Bilanz. Darüber hinaus lässt das Auftreten des VfB spielerisch noch zu wünschen übrig. "Das hat viel mit Selbstvertrauen zu tun", erklärt Schneider, der auch klarstellt: "Es wird immer wieder Rückschläge geben."
Gewinner: William Kvist. Unter Labbadia aussortiert, unter Schneider plötzlich unverzichtbar. Durch den Trainerwechsel hat sich die Perspektive für den Dänen grundlegend verändert. Kvist ist wieder der Taktgeber im Stuttgarter Spiel und einer der Garanten für den Aufwärtstrend unter Schneider.
Verlierer: Mohammed Abdellaoue. Der 3,5-Millionen-Neuzugang aus Hannover sollte eigentlich Druck machen auf Vedad Ibisevic. Doch in seinem einzigen Ligaspiel von Beginn an (1:2 in Augsburg) erwischte er einen schwachen Tag. Spielte seitdem in der Bundesliga keine Minute mehr und hat mit dem aufstrebenden Timo Werner noch zusätzliche Konkurrenz bekommen.
FC Schalke 04 (Tabellenplatz 8 | 11 Punkte)
Das lief gut: Die Offensiv-Neulinge Kevin-Prince Boateng (3 Tore) und Adam Szalai (4) schlugen voll ein. Besonders Boateng begeistert die Massen als neuer Schalke-Regisseur, seine Körpersprache auf dem Platz ist mitreißend. Auch Dennis Aogo macht als Linksverteidiger einen guten Job.
Da ist Luft nach oben: Schalke ist unter den Top-Teams die Schießbude der Liga. 4 Gegentore in Wolfsburg sowie 4 bzw. 3 gegen Bayern und Hoffenheim sind für Schalker Ansprüche viel zu viel und eines Champions-League-Teilnehmers kaum würdig.
Gewinner: Horst Heldt. Mit dem Boateng-Coup gelang Heldt ein außerordentliches Statement. Dessen jüngste Auftritte unterstreichen die Bedeutung seiner Verpflichtung. Dass neben Boateng auch Szalai und Aogo überzeugen und Clemens, Santana und Goretzka meist zuverlässig aushelfen, spricht für Heldts Transferpolitik.
Verlierer: Jermaine Jones. In fünf von sieben Spielen stand der defensive Mittelfeldspieler in der Startelf - bis zum 3:3 bei 1899 Hoffenheim. Infolgedessen wurde Jones aus unbekanntem Grund suspendiert. Zwar ist der Verein mittlerweile zurückgerudert und berief den US-Amerikaner in den Kader für das Augsburg-Spiel, doch dort schmorte er 90 Minuten auf der Bank. Weitere Bankdrücker-Einheiten nicht ausgeschlossen.
Werder Bremen (Tabellenplatz 9 | 11 Punkte)
Das lief gut: Die Defensive ist deutlich stabilisiert, die Gegentorflut endlich gestoppt. Trainer Robin Dutt hat schnell einen Zugang gefunden zu einer komplett verunsicherten Mannschaft und die dringlichsten Problemfelder bearbeitet. Werder hat einen Defensivplan, die Neuen Luca Caldirola und Santiago Garcia funktionieren gut, Franco di Santo zeigte zumindest ordentliche Ansätze. Sebastian Mielitz im Tor hat sich stabilisiert.
Da ist Luft nach oben: Im Offensivspiel hakt es teilweise noch gewaltig. Werder reagiert mehr als dass es agiert. Für die Fans, die jahrelang spektakulären Eventfußball gewöhnt waren, eine ungewohnte Situation. Einige Sorgenkinder wie Eljero Elia oder Mehmet Ekici zeigen eine Steigerung, können aber noch viel mehr.
Gewinner: Zlatko Junuzovic ist noch mehr als in der Rückrunde der abgelaufenen Saison der Chef im Bremer Team. Der Österreicher überzeugt weniger durch große Reden als vielmehr durch gute Leistungen. Zusammen mit Zugang Cedric Makiadi hat Junuzovic das defensive Mittelfeld stabilisiert und war bereits einige Male bester Bremer Feldspieler.
Verlierer: Theodor Gebre Selassie hat zwar in jedem der acht Spiele bisher auf dem Platz gestanden - der Tscheche hat seinen Stammplatz rechts in der Viererkette mittlerweile aber an Routinier Clemens Fritz abtreten müssen und ist seit Wochen nur noch Ergänzungsspieler. Der einst hoch gehandelte 26-Jährige verkommt immer mehr zum Mitläufer.
1899 Hoffenheim (Tabellenplatz 10 | 10 Punkte)
Das lief gut: Offensiv ist 1899 Hoffenheim eines der aufregendsten Teams der Liga. Mehr Tore hat nur Borussia Dortmund geschossen. Markus Gisdol hat der Mannschaft einen offensiven Touch verpasst, der nicht nur ansehnlich, sondern auch effektiv ist. Ein gutes Händchen bewies die jüngste Mannschaft der Liga auf dem Transfermarkt: Anthony Modeste, Tarik Elyounoussi und Rückkehrer Tobias Strobl sind unangefochtene Stammspieler.
Da ist Luft nach oben: So gut das Offensivspiel aussieht, so anfällig ist die Mannschaft im Defensivverhalten. Hoffenheim hat die meisten Gegentore der Liga kassiert, verspielte fünf Mal eine Führung, zwei Mal sogar ein 2:0. Gisdol muss den Mix aus Offensive und Defensive noch finden - dann kann sich die Mannschaft für den großen Aufwand in den Spielen auch öfter belohnen.
Gewinner: Kevin Volland. In Mainz erzielte der U-21-Nationalspieler sein fünftes Saisontor und avanciert immer mehr zum Gesicht des neuen Hoffenheimer Konstrukts. In der gesamten letzten Saison traf Volland nur sechs Mal. Inzwischen hat der Youngster bei 1899 langfristig verlängert.
Verlierer: Die Trainingsgruppe 2. Um den viel zu großen Kader in eine angemessene Größe zu formieren, "gründete" Hoffenheim die Trainingsgruppe 2, bestehend aus Spielern, die in Sinsheim keine Rolle mehr spielen. Profis wie Eren Derdiyok haben sich mit einem Vereinswechsel befreien können, Tobias Weis, Tim Wiese, Matthieu Delpierre, Edson Braafheid und Co. blieben ihrer exklusiven Auswahl auch nach Transferschluss treu. Inzwischen ist die Gruppe aufgelöst worden, eine Zukunft haben die Spieler trotzdem nicht.
1. FSV Mainz 05 (Tabellenplatz 11 | 10 Punkte)
Das lief gut: Der Start war wie fast immer sehr stark, die Rotation und Systemumstellungen griffen. Niki Zimling oder Christoph Moritz als offensive Taktgeber zeigten vielversprechende Ansätze. Nach der Niederlagenserie und einer schwachen ersten Halbzeit gegen Hoffenheim riss sich das Team am Wochenende zusammen und zeigte eine überragende Moral. Das lässt hoffen.
Da ist Luft nach oben: Den Start riss sich die Mannschaft durch vier Niederlagen in Folge in der Liga und das Pokal-Aus gegen Zweitligist Köln selbst wieder ein. Die Mannschaft wirkt nicht so gefestigt, wie sich Trainer Thomas Tuchel das wünscht, von den Neuen wussten nur Moritz und Johannes Geis bisher zu gefallen. Mainz hat das Kollektiv noch nicht gefunden, das die individuelle Unterlegenheit im Vergleich zu vielen Gegner der Liga wieder wettmachen könnte. Zudem ist die Mannschaft zu sehr von Nicolai Müllers Toren abhängig.
Gewinner: Nicolai Müller ragt aus einer biederen Mannschaft bisher klar heraus. Der 26-Jährige steht bei sechs Saisontoren und ist damit selbstredend Mainz' gefährlichster Angreifer.
Verlierer: Junior Diaz hat in dieser Saison noch keine Sekunde gespielt, der Costa-Ricaner hat den Platz links in der Viererkette an Zugang Joo-Ho Park verloren und auch kaum Aussichten, den so schnell wieder zu erobern. Letzte Saison kam Diaz immerhin auf 18 Einsätze, seit Anfang April wartet der 30-Jährige aber jetzt schon auf einen weiteren Einsatz.
FC Augsburg (Tabellenplatz 12 | 10 Punkte)
Das lief gut: Der FCA ist eine der positiven Überraschungen. Weinzierl schöpft die Möglichkeiten des geringen Etats hervorragend aus, das 4-1-4-1 mit einem ganz starken Baier als einzigem Sechser hat sich etabliert. Besonders beeindruckend: Der aufopfernde Einsatz der Weinzierl-Truppe. Nach acht Spieltagen hat Augsburg bereits mehr Punkte als zur Winterpause der letzten Saison.
Da ist Luft nach oben: Die Torausbeute ist mangelhaft: Nur Braunschweig (17.) und Freiburg (18.) haben weniger Treffer auf dem Konto. Besonders Sascha Mölders hatte bis zum letzten Spieltag eine enorm lange Durststrecke. Oft fehlte es auch an entscheidender Coolness, gegen Hannover (1:2) und Schalke (1:4) gab Augsburg eine Führung aus der Hand.
Gewinner: Halil Altintop. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland sah er sich mit reichlich Skepsis konfrontiert, doch Altintop strafte seine Kritiker Lügen. Mauserte sich zum Führungsspieler und hilft dem FCA-Spiel mit all seiner Routine. Traf überdies schon zweimal für die Fuggerstädter.
Verlierer: Panagiotis Vlachodimos. Der Grieche durfte am ersten Spieltag gegen Dortmund (0:4) bereits Erstligaluft schnuppern - und seitdem nie wieder. Der Rechtsaußen wurde noch zweimal für den Profikader nominiert, blieb jedoch ohne Einsatz. Fortan kam er nur noch in der zweiten Mannschaft zum Einsatz. Sein Problem: Mit Andre Hahn auf rechts und Tobias Werner sowie Raphael Holzhauser auf links sind die offensiven Flügel fix vergeben.
Eintracht Frankfurt (Tabellenplatz 13 | 9 Punkte)
Das lief gut: Der Saisonstart der Eintracht verlief zwar höchstens mittelmäßig, das Comeback in Europa hatte es aber in sich. Die Hessen gewannen beide Spiele ohne Gegentreffer, besonders der Heimauftritt gegen Bordeaux war zum Zungeschnalzen und eine Bestätigung der Leistungen des Vorjahrs. Die Qualifikation für die Zwischenrunde rückt damit ein ganzes Stück näher. Auch ohne große Sprünge in der Bundesligatabelle stabilisierte sich das Team zuletzt und hat seit sieben Pflichtspielen nicht mehr verloren.
Da ist Luft nach oben: Die offensive Durchschlagskraft lässt am Main noch zu wünschen übrig. Frankfurt steht in Sachen Torabschlüssen nur im Mittelfeld der Tabelle. Mit mehr Konsequenz im letzten Drittel hätte sich die Eintracht vor allem in den starken Anfangsphasen wie zuletzt gegen Hamburg oder in Stuttgart und Freiburg auf die Siegerstraße schießen können.
Gewinner: Marco Russ. Nach seiner festen Verpflichtung aus Wolfsburg zunächst Herausforderer in der Innenverteidigung. Mittlerweile läuft Russ regelmäßig von Beginn an im defensiven Mittelfeld auf und bringt dort Erfahrung, Übersicht sowie Zweikampfhärte ein. Glänzte zudem mit bereits drei Pflichtspieltreffern - dieses Gesamtpaket war sicherlich nicht zu erwarten.
Verlierer: Joselu. Der Neuzugang aus Hoffenheim knipste in der Vorbereitung noch regelmäßig, seit seinem schwachen Auftritt am 1. Spieltag beim 1:6 gegen Hertha BSC und der Verpflichtung von Vaclav Kadlec ist der Spanier aber vollkommen außen vor. Kam seitdem nur noch vier Mal als Einwechselspieler zum Einsatz (55 Spielminuten). Beim Spiel gegen die Bayern stand Joselu nicht im Kader, im Anschluss wurde über eine Suspendierung aus disziplinarischen Gründen spekuliert.
VfL Wolfsburg (Tabellenplatz 14 | 9 Punkte)
Das lief gut: Das Team hatte Heckings Spielsystem von Beginn an aufgenommen und besonders beim 4:0-Sieg gegen Schalke hervorragend umgesetzt. Bei den Niederlagen in Leverkusen (1:3) und München (0:1) hielt der VfL erstaunlich lange gut mit. Durch die enorme Kaderverkleinerung hat der Konkurrenzkampf zudem wieder humane Züge angenommen, die Stimmung ist besser.
Da ist Luft nach oben: Nur zwei Teams haben eine schwächere Torausbeute als Wolfsburg (9 Treffer), auswärts ist der VfL unterirdisch (alle vier Partien verloren). Weitere Probleme: die mangelnde Konstanz - auf einen Sieg folgte stets eine Niederlage - sowie die zahlreichen Platzverweise (4).
Gewinner: Christian Träsch. Unter Felix Magath einst als Kapitän entmachtet, unter Hecking in der vergangenen Rückserie nur Ersatz. Doch in der Vorbereitung kämpfte sich der 26-Jährige zurück ins Team und hat bisher jede Bundesligaminute absolviert. Macht dort bislang einen zuverlässigen Job und hat seinen Stammplatz vorerst sicher.
Verlierer: Timm Klose. Zweitteuerster Neuzugang nach Luis Gustavo (6 Millionen Euro Ablöse). Doch im Gegensatz zum Brasilianer hat Klose seit seinem Platzverweis am 1. Spieltag noch nicht wieder den Anschluss gefunden. Naldo ist gesetzt, daneben hat der junge Robin Knoche Klose mittlerweile verdrängt. Klose kam lediglich noch auf zwei Kurzeinsätze nach Einwechslung und muss sich jetzt wieder ins Team kämpfen.
Hamburger SV (Tabellenplatz 15| 8 Punkte)
Das lief gut: Unter Ex-Trainer Thorsten Fink nicht viel. Der HSV zeigte sich einmal mehr als enorm launisch, gute Leistungen wie gegen Braunschweig wechselten sich mit unterirdischen wie gegen Hoffenheim oder in Dortmund ab. Seit dem Trainerwechsel präsentiert sich die Elf griffiger, einzelne (wichtige) Spieler wie Raphael van der Vaart scheinen endlich in die Saison zu finden. Bert van Marwijk hat einem leblosen Haufen neue Lebensgeister eingehaucht, die Defensive stabilisiert - auch wenn der Patient HSV noch nicht überm Berg ist.
Da ist Luft nach oben: In allen Mannschaftsteilen spielt der HSV noch lange nicht am Limit. Hinter der Position im defensiven Mittelfeld (Badelj, Arslan, Rincon) bleibt in der personellen Besetzung ein Fragezeichen. Die Zugänge sind solide (Djourou, Zoua, mit einigen Anstrichen Sobiech), aber noch nicht die ganz großen Verstärkungen. Hamburg braucht ein Spielsystem, das die Freigeister van der Vaart und Hakan Calhanoglu trägt.
Gewinner: Jonathan Tah hat die Vakanz in der Innenverteidigung behoben. Michael Mancienne und Slobodan Rajkovic spielen kaum noch eine Rolle, Heiko Westermann muss rechts aushelfen, Sobiech hat seine Erstligatauglichkeit noch nicht bewiesen. Der 17-jährige Tah dagegen hat nach einer wackeligen Premiere gegen Werder deutlich zugelegt und ist bis auf weiteres gesetzt. Ebenfalls bisher ein reiner Glücksgriff: Der (allerdings ohne Kaufoption) ausgeliehene Pierre-Michel Lasogga mit vier Toren in der Liga und einem im Pokal.
Verlierer: Artjom Rudnevs war letzte Saison noch bester HSV-Schütze - jetzt droht er ein Auslaufmodell zu werden. Der Lette kommt auch unter van Marwijk kaum zum Zug, Maximilian Beister und/oder Lasogga dürfen im Angriff beginnen. Rudnevs bringt offenbar nicht die erwünschten fußballerischen Fähigkeiten mit.
1. FC Nürnberg (Tabellenplatz 16 | 5 Punkte)
Das lief gut: Bisher herzlich wenig, allerdings passte oft zumindest die Moral: Nürnberg punktete in dieser Saison bereits viermal nach einem Rückstand (in Bremen, gegen Dortmund, gegen Hertha und in Hoffenheim) - so oft punktete kein Team nach Rückstand, allerdings hat der Club bisher auch noch nicht gewinnen können, sodass das Nimmermüde-Image relativiert wird.
Da ist Luft nach oben: An allen Ecken und Enden. Mehr Gegentore haben nur drei Teams kassiert, weniger Tore geschossen auch. Fast schon fatal ist die Häufigkeit der individuellen Fehler, die die Nürnberger fabrizieren.
Gewinner: Niklas Stark. Der erst 18 Jahre alte Mittelfeldspieler ist zum Stammspieler aufgestiegen. Was in Zukunft von ihm zu erwarten ist, zeigte er gegen Borussia Dortmund, als er der zweikampfstärkste, laufstärkste und auffälligste Spieler auf dem Platz war. Hanno Balitsch, bis zuletzt Ratgeber und Konkurrent, wurde inzwischen suspendiert, so dass die Verantwortung auf der Sechs alleine auf seinen Schultern liegt.
Verlierer: Hanno Balitsch. Irgendwann platzte die Bombe: "Der 1. FC Nürnberg suspendiert bis auf Weiteres Hanno Balitsch", hieß es. Der Sündenbock für den schwachen Saisonstart war gefunden. Was die genauen Hintergründe über die Suspendierung, die auch nach einer Unterredung nicht aufgehoben wurde, sind, ist immer noch unklar. Klar ist nur, dass Balitsch wohl keine Zukunft in Nürnberg mehr hat.
SC Freiburg (Tabellenplatz 17 | 4 Punkte)
Das lief gut: Wer die Vorsaison als Fünfter abschließt und nun den vorletzten Platz belegt, hat nur wenig richtig gemacht. Angesichts der sportlichen Dürreperiode ist es aber umso erstaunlicher, wie ruhig und gelassen das Umfeld mit der aktuellen Situation umgeht. Nach der Qualifikation für Europa und dem Aderlass im Kader war eine schwierige Saison zwar prognostiziert worden, doch viele Vereine verfallen auch schnell in Aktionismus, wenn aus der Befürchtung Realität wird. Freiburg bewahrt derzeit auch in der Krise seine Identität, zumal man dem Verein auch nicht unterstellen kann, nicht alles zu versuchen.
Da ist Luft nach oben: Der Saisonstart des Sportclubs war der schlechteste der Vereinsgeschichte. Das liegt auch am zweitschwächsten Sturm der Liga. Die Breisgauer gaben in dieser Spielzeit die wenigsten Torschüsse aller Bundesligisten ab, weil die fast komplett neu formierte Offensivabteilung noch nicht ideal miteinander harmoniert. Aufgrund der Doppelbelastung geht es für Freiburg derzeit Schlag auf Schlag, gruppentaktische Verbesserungen im Training können lediglich im Promillebereich abgearbeitet werden. Neben einer höheren Effektivität muss hier der Hebel angelegt werden.
Gewinner: Klemens Hartenbach und Jochen Saier. Die Sportdirektoren des SC konnten anders als in der letzten Saison frühzeitig die Verträge zweier Leistungsträger verlängern. Keeper Oliver Baumann und Mittelfeldakteur Jonathan Schmid, die beide aus der Freiburger Fußballschule stammen, banden sich bis 2017 und 2018 an den Verein. Beide stehen für Identifikation und dienen als Vorbild für weitere junge Spieler, die die ausgezeichnete Jugendarbeit im Breisgau hervorbringen könnte.
Verlierer: Fallou Diagne. Der Senegalese zeigte bislang äußerst dürftige und unkonzentrierte Leistungen, Trainer Christian Streich sah bei ihm zuletzt keine Weiterentwicklung. Das Bild wird abgerundet durch zwei Platzverweise in Serie. "Innerhalb von fünf Tagen zerstört ein Spieler alles, was wir uns vorgenommen haben", fand Streich deutliche Worte. Der Innenverteidiger steht ab sofort in der Bringschuld.
Eintracht Braunschweig (Tabellenplatz 18 | 4 Punkte)
Das lief gut: Sieben Spieltage sehr wenig. Die Eintracht war bemüht, erzielte auch einige knappe Ergebnisse. Bis auf das 0:4 gegen Stuttgart stimmte die Moral, das Team kämpft bedingungslos. Die wackeligen Tage vor dem kleinen Derby gegen Wolfsburg haben Trainer, Mannschaft und Fans offenbar noch enger zusammengeschweißt. Nur das kann der Weg sein. Vielleicht war der Sieg in Wolfsburg so etwas wie eine Initialzündung.
Da ist Luft nach oben: Spielerisch geht bei der Eintracht nicht viel, im Sturm drückt der Schuh deshalb am meisten. Die individuelle Klasse der Mannschaft genügt nicht dem Erstliga-Standard, nicht wenige Spieler sind mit der Eintracht schließlich den Weg aus der dritten in die erste Liga gegangen. Das Problem wird sich auch bis zum Ende der Saison durchziehen.
Gewinner: Daniel Davari dürfte das Kopf-an-Kopf-Rennen mit Marjan Petkovic vorerst für sich entschieden haben. Trainer Torsten Lieberknecht hat den Kampf um das Braunschweiger Tor lange offen gehalten, beiden Keepern je vier Einsatzmöglichkeiten gewährt - Davari hat nicht nur wegen seines Zu-Null-Spiels beim Sieg in Wolfsburg bisher deutlich bessere Figur abgegeben. Dazu kommt, dass Petkovic verletzt ausfällt.
Verlierer: Damir Vrancic kommt noch gar nicht ins Laufen. Der Aufstiegsheld hat seinen Platz im Mittelfeld wahlweise an Kevin Kratz oder Marco Caligiuri verloren. Im 4-4-2 mit flacher Mittelfeldformation findet Vrancic keine ideale Position. Deshalb bleibt es bei einem Einsatz bisher (beim 0:4 in Hamburg).