Roberto Hilbert ist zurück auf dem Fußballfeld: Nach überstandener Verletzung greift der Außenverteidiger Bayer Leverkusens wieder an. In seiner SPOX-Kolumne richtet er einen wichtigen Appell an die Fußball-Fans in Deutschland. Und: Er spricht über die Begegnung mit dem VfB Stuttgart.
Hallo zusammen,
es ist ein bisschen Zeit vergangen seit meiner letzten Kolumne. Der enge Terminplan, meine Verletzung und die Winterpause kamen dazwischen, aber ich bin froh, dass ich mich wieder mal melden kann - und das auch noch bei voller Gesundheit :-)
Der Rückrundenstart ist uns mit Leverkusen leider nicht sonderlich gut gelungen, aber wir haben viele Aufgaben vor uns, bei denen wir das wieder besser machen können. Wir haben uns im Winter sehr gut vorbereitet, sehr akribisch und zielgerichtet gearbeitet und ich bin der festen Überzeugung, dass wir an die starke Hinrunde anknüpfen können.
Grundsätzlich wäre es natürlich schön für den Verein, wenn wir einen Titel holen könnten.In der aktuellen Situation mit dem schier übermächtigen FC Bayern wäre der DFB-Pokal der einfachste Weg. Doch letztlich konzentrieren wir uns auf alle Wettwerbe und schauen dann, was geht. Die nächste Etappe ist erst einmal das Stuttgart-Spiel.
Für mich ist das eine besondere Partie, das will ich gar nicht erst abstreiten. In Stuttgart bin ich Deutscher Meister und Nationalspieler geworden, wir haben dort noch immer sehr viele Freunde. Natürlich verfolge ich auch die Entwicklung des Vereins und hoffe, dass er bald wieder dort ankommt, wo er in meinen Augen hingehört: in das obere Drittel der Bundesliga-Tabelle. Dafür drücke ich die Daumen - außer natürlich am Samstag. Da sollten die drei Punkte schon bei uns in Leverkusen bleiben.
Ein Thema, das mir am Herzen liegt und das ich an dieser Stelle gerne ansprechen würde, ist die Gewalt im deutschen Fußball. Ich fand es erschreckend, dass zuletzt im Rahmen eines Testspiels ein Fan fast halbtot geschlagen wurde. Dafür machen wir keinen Sport, dafür spielen wir nicht Fußball. Dass der DFB dagegen vorgehen will, kann ich sehr gut verstehen. Solche Dinge haben im Sport nichts verloren.
Ich kenne die Problematik aus meiner dreijährigen Zeit in der Türkei. Dort behalf man sich damit, bei den Derbys die Gästefans auszuschließen. Der Fanblock blieb einfach leer. Für einen Fußballer ist es gerade in schwierigen Auswärtsspielen wichtig und schön, wenn die eigenen Fans da sind. Ohne sie, und das habe ich bei Besiktas gespürt, fühlt man sich etwas alleine. Es ist eine drastische Maßnahme, die der türkische Verband ergriffen hat, aber es hat geholfen. Inzwischen überlegt man sich dort, die Gästefans bei den Derbys wieder ins Stadion zu lassen.
Wenn man das Problem hier in Deutschland nicht anders in den Griff bekommen kann, wenn alle Mittel nicht greifen, kann man es irgendwann wohl auch nicht verhindern, dass der DFB durchgreift. Ich kann nur daran appellieren, dass man es nicht so weit kommen lässt.
In dem Sinne...
Sportliche Grüße
Euer Roberto
Roberto Hilbert im Steckbrief
Roberto Hilbert, geboren am 16. Oktober 1984 in Forchheim, spielte acht Mal für die deutsche Nationalmannschaft. Nach seiner erfolgreichen Zeit beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth wechselte Hilbert 2006 zum VfB Stuttgart und wurde in seiner ersten Saison auf Anhieb Stammspieler und deutscher Meister. Nach drei Jahren in der Türkei, wo er für den Spitzenklub Besiktas spielte, kehrte er in die Bundesliga zurück. Weitere Informationen zu Roberto Hilbert gibt es auf seiner Facebook-Seite.