Marti Perarnau hat mit seinem Buch "Herr Guardiola - Das erste Jahr mit Bayern München" für ungewöhnlich tiefe Einblicke in die Welt von Pep Guardiola sowie des FC Bayern gesorgt. Der Spanier durfte den Münchner Cheftrainer ein Jahr lang intensiv begleiten und erlebte so alle Trainingseinheiten, Mannschaftssitzungen und Gespräche aus nächster Nähe. Herausgekommen ist eine Sammlung brisanter Anekdoten.
Die einzige Bedingung Guardiolas soll gewesen sein, dass der Journalist keine seiner Aufzeichnungen für aktuelle Tages-News verwendet und alles nur im Buch auftauchen darf - noch heute zeigte sich der frühere Hochspringer gegenüber dem "Kicker" fassungslos über die tiefen Einblicke, die ihm gewährt wurden.
Vor allem über den individuellen Umgang Guardiolas mit einzelnen Spielern berichtete Perarnau. Pierre-Emil Höjbjerg vergleiche Guardiola mit Sergio Busquets und lehre ihn "das ABC des Mittelfeldspiels", während Javi Martinez fürs Abwehrzentrum geschult und von Raum- auf Manndeckung umgepolt wurde.
"Javi irrt kopflos umher, der Trainer stoppt die Aktion, korrigiert Martinez und dann das Ganze wieder von vorn", schreibt der Spanier: "Die Gehirnwäsche ist total." Jerome Boateng habe derweil im Gespräch mit Guardiola zugegeben, "dass ihm nie jemand beigebracht hat, wie man verteidigen muss. Boateng gesteht ihm, er habe nicht gewusst, wie man eine Abwehrkette organisieren kann, und ganz einfach geglaubt, die Kunst des Verteidigens sei angeboren."
Guardiola: Kroos wird den Ton angeben
Zudem verriet Perarnau, Guardiola habe den Bayern-Bossen früh mitgeteilt, dass sie sich "unter keinen Umständen von Toni Kroos trennen sollten" und fühlte sich nach seinem ersten Testspiel mit den Münchnern schon bestätigt - Kroos, so Guardiola damals, werde eine eminent wichtige Rolle in seinem System spielen: "Er wird den Ton angeben."
Doch der Mittelfeldmann ging letztlich, weil er sich mit dem Klub nicht auf einen neuen Vertrag einigen konnte. Zwar sei Guardiola "zu 90 Prozent der Chef beim FC Bayern", bei Kroos aber war die Situation hinter den Kulissen zu verfahren.
Weiter heißt es, dass Guardiola an Mario Gomez und Luiz Gustavo nicht besonders hing und auch Transfer-Details werden verraten: Demnach hätte der SSC Neapel drei Millionen mehr für Gomez bezahlt.
Interne Kritik nach Real-Debakel
Nach der 0:4-Pleite gegen Real Madrid in der Champions League, so Perarnau weiter, habe es zudem innerhalb der Mannschaft auch lauter werdende, kritische Stimmen gegeben.
Die Mehrheit, namentlich Philipp Lahm, hätte Guardiola zwar den Rücken gestärkt, doch "natürlich sind nicht alle damit einverstanden. Der eine fühlt sich nur als Ersatz und sieht die Sache distanzierter; ein anderer glaubt nicht an Pep und verhält sich abwartend; wieder ein anderer hat seit einem Jahr ein angespanntes Verhältnis zu Pep und verbirgt es nicht nur, sondern brüstet sich auch noch damit."
Ribery-Plan gescheitert
Womöglich eine Anspielung auf den mittlerweile verkauften Mario Mandzukic, von dessen fußballerischen Qualitäten Guardiola zwar überzeugt gewesen sein soll - an den menschlichen Qualitäten des Kroaten aber hatte er angeblich seine Zweifel.
Daher habe er ursprünglich mit Franck Ribery im Sturmzentrum geplant, doch der Franzose habe die Bewegungsläufe nur langsam verstanden.
"Sie sind viel zu ausgeklügelt und kompliziert, weshalb Pep seinen Plan erst mal ad acta legt und auf den geeigneten Moment wartet", schreibt Perarnau. Auch mit Thomas Müller, der mehr Freiheit auf dem Platz gefordert haben soll, war Guardiola demnach zunächst unzufrieden: "Der Trainer antwortet, dass wenn jeder Spieler der Mannschaft frei spielen wolle, es in einem Desaster enden würde."
Daneben gibt es auch mehrere kleine Anekdoten. So könne Guardiola vor Spielen nichts essen, Arjen Robben sei dagegen auch beim Essen einer der Schnellsten. "Ich habe keinem etwas aus dem Innenleben verraten", betonte der Autor mit Blick auf seine Verschwiegenheit während der Saison. Sein Buch dürfte jetzt dennoch für einige Schlagzeilen sorgen.
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