Seit sieben Partien wartet Eintracht Frankfurt schon auf einen Dreier. Die Mannschaft wirkte zuletzt vollkommen instabil und leblos. Relegationsplatz 16 ist die logische Konsequenz, Tendenz fallend.
Angesichts eines anhaltenden Abwärtstrends hat die SGE am Sonntag die Reißleine gezogen und Trainer Armin Veh nur 265 Tage nach seinem erneuten Amtsantritt am Main von seinen Aufgaben entbunden.
Doch wie schon die Entlassung von Michael Skibbe in der Abstiegssaison 2011 kommt auch jene von Veh viel zu spät. Zwar kann sich die Eintracht in den verbleibenden neun Partien rechnerisch noch ohne Zweifel retten, die Auftritte der letzten Wochen lassen aber ausschließlich Böses erahnen.
Keine Impulse, Offensive zahnlos
Man kann Veh nicht ankreiden, die Mannschaft verloren zu haben. Auch beim 1:1 gegen Ingolstadt hat das Team nach schwachen ersten 45 Minuten zulegen können, es hat nicht gegen den Trainer gespielt.
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Obschon sich die Defensivleistungen gerade im Vergleich zur Hinrunde halbwegs stabilisiert haben, spielerisch hat Veh seiner Truppe überhaupt keine neuen Impulse mehr einimpfen können. Veh hat schon früh in der Saison erkannt, genauer gesagt vor dem respektablen 0:0 gegen den FC Bayern, dass statt der von ihm vorgesehenen Träumereien in Richtung Europapokalplätze wohl eher Klassenkampf angesagt sein wird.
Eine entsprechende fußballerische Entwicklung war seitdem aber nicht zu sehen - im Gegenteil. Der "Überzeugungstäter" Veh baute meist auf denselben Stamm von rund 15 Akteuren, auch die Winterneuzugänge brachten keinerlei spielerischen Fortschritt.
Ein klarer mannschaftstaktischer Plan war schon lange nicht mehr zu erkennen, viele Bemühungen fußten auf Zufall. Zwischenzeitlich blieb die Eintracht, die ohne ihre Lebensversicherung Alex Meier offensiv erschreckend zahnlos agiert, mehr als fünfeinhalb Stunden lang ohne eigenen Treffer.
Zwei persönliche Niederlagen
Angesichts der fatalen Auftritte der letzten Wochen und des aktuellen Zustands der Mannschaft fehlt auch unter einem neuen Trainer der Glaube an eine plötzliche Besserung. Frankfurt scheint seinem Schicksal immer weiter entgegen zu schlittern. Was vorerst bleibt, sind zwei persönliche Niederlagen - für Veh und den nach der Saison scheidenden Vorstandschef Heribert Bruchhagen.
Veh hat nach den 146 Tagen, die er zuletzt in Stuttgart arbeitete, erneut eine Rückkehr in ein bekanntes Umfeld gehörig in den Sand gesetzt. Forderungen nach personellen Verstärkungen oder mutigeren Herangehensweisen seitens seiner Vereine kommen von ihm häufig.
Die Bewertung seiner Hauptaufgabe, der Arbeit an einer Mannschaft, fällt zuletzt allerdings mehr als ernüchternd aus. Vehs Ruf ist nun nachhaltig beschädigt. Es sollte nicht verwundern, wenn in Zukunft nicht nur der bisweilen kauzige Coach vom Profigeschäft, sondern auch die Branche von Veh die Schnauze voll haben wird.
Fünf Abstiege in 20 Jahren?
Bruchhagen wird bald kein Bestandteil dieses Kreislaufs mehr sein. Seine Entscheidungen im letzten Amtsjahr wirken extrem unglücklich. Das Comeback seines Kumpels Veh wurde vom dezenten Wunsch begleitet, die Erfolge in dessen ersten Periode möglicherweise wiederholen zu können - stattdessen hat sich die SGE in Rekordzeit zu einem akuten Abstiegskandidaten entwickelt.
Der fünfte Gang in die 2. Liga in den letzten 20 Jahren würde Bruchhagens Lebenswerk auf den letzten Metern erheblich schädigen. Auch die Suche nach einem Nachfolger für den 67-Jährigen gestaltet sich schwierig und geht nicht gerade geräuschlos über die Bühne.
Die dramatische Entwicklung des Klubs ist auch für Bruchhagen, der die Eintracht stets in Gutsherrenmanier führte und als einen solide wirtschaftenden Bundesligisten etablierte, ein schwerer Schlag ins Kontor.
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