Um es direkt unmissverständlich zu sagen: Jude Bellingham bringt herausragende fußballerische Fähigkeiten, immenses Talent und bereits im Alter von 19 Jahren eine unglaubliche Reife mit, um im weiteren Verlauf seiner Karriere Großartiges erreichen zu können - auch beim Starensemble von Real Madrid, wohin er nun von Borussia Dortmund aus wechselt.
Der Engländer wird bei den Königlichen allerdings seinen Habitus auf dem Fußballplatz verändern müssen, um den nächsten Schritt seiner Entwicklung gehen zu können. Keine Frage, das ist einem schlauen Burschen wie Bellingham absolut zuzutrauen. Doch diese Aufgabe wird zusätzlich zum Eingewöhnungsprozess bei einem der größten Klubs der Welt hinzukommen.
Die Konkurrenz für Bellingham wird in Madrid naturgemäß größer sein als in Dortmund. Er wird künftig nicht mehr das Gesicht und der Star der Mannschaft sein wie beim BVB, sondern nur noch einer von vielen sehr guten, hoch talentierten Profis. Diesem Umstand wird sich Bellingham ebenso anpassen müssen wie er es mit seinem Auftreten während der Spiele tun muss.
Neben all den brillanten Fähigkeiten und der steten positiven Gesamtentwicklung gehörte in Dortmund nämlich auch zu Bellingham, dass ihm auf dem Feld durchaus die Gäule durchgehen konnten. Er regte sich zu häufig und leicht über Entscheidungen des Schiedsrichters auf, ging ab und an zu einfach zu Boden und wollte manchmal ohne Rücksicht auf Verluste oder das Teamgefüge schlicht mit dem Kopf durch die Wand.
BVB: Jude Bellingham muss seinen Spielstil besser kanalisieren
Gerade auch seine bisweilen resignierende Körpersprache sowie das Zurechtweisen von Mitspielern auf dem Platz wird er sich bei Real abgewöhnen müssen, um mannschaftsintern nicht ins Hintertreffen zu gelangen. Es ist dieser emotionale Spielstil, der zu Bellinghams Persönlichkeit als Spieler gehört und den er unbedingt auch weiter kultivieren sollte. Er wird die negativen Aspekte davon jedoch auch dringend besser kanalisieren müssen.
Mit Blick auf den BVB bleibt der 19-Jährige dennoch der Prototyp eines idealen Dortmund-Spielers. In jüngerer Vergangenheit hat kein anderer Neuzugang die Borussia so schnell verinnerlicht und gelebt wie er.
Bellinghams unstillbare Gier, die hohe Kampf- und Laufkraft, seine Physis und Athletik - diesen Arbeitsethos wollen sie in Dortmund sehen, von jedem Spieler. Dann benötigt es auch kaum noch entsprechende Gesten, um die beim BVB so wichtige und angesichts der Wucht des Stadions meist beflügelnde Symbiose zwischen Publikum und Mannschaft herzustellen.
BVB: Jude Bellingham sollte Vorbild für Neuzugänge sein
Beim im vergangenen Sommer begonnenen Bau des "neuen" BVB sollte Sportdirektor Sebastian Kehl den bislang eingeschlagenen Weg daher weitergehen und neben aller benötigten fußballerischen Klasse stets auch auf einen Dortmund-kompatiblen Charakter der Spieler à la Bellingham achten.
"Ich will hier lauter Jungs haben, die aber mal so richtig Bock auf diesen Verein haben, sich zerreißen", sagte Kehl vor 14 Monaten gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Den besten davon wird er nun ersetzen müssen.
BVB: Jude Bellingham und seine Leistungsdaten bei Borussia Dortmund
Wettbewerb | Spiele | Tore | Torvorlagen |
Bundesliga | 92 | 12 | 16 |
Champions League | 23 | 6 | 5 |
Europa League | 2 | 2 | 2 |
DFB-Pokal | 13 | 4 | 1 |
DFL-Supercup | 2 | - | 1 |