Happy James, happy Bayern: Der schüchterne Schöngeist sprüht wieder vor Spielfreude

Von Dennis Melzer
James Rodriguez sprüht wieder vor Spielfreude.
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Nach schwierigen Monaten blüht James Rodriguez endlich wieder zusehends auf. Vor allem, weil er das Vertrauen des Klubs im Rücken spürt.

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Linksverteidiger Rafinha hatte den weitestmöglichen Weg auf dem Spielfeld in Kauf genommen, war von seiner Seite hinübergeeilt, bis zur gegenüberliegenden Eckfahne vor der jubelnden Südkurve. Er war der letzte Gratulant, der James Rodriguez zu dessen sehenswertem Treffer zum zwischenzeitlichen 3:0 gegen den heillos überforderten VfL Wolfsburg beglückwünschte. Die beiden Südamerikaner legten noch ein spontanes Tänzchen auf den Rasen, mit breitem Grinsen auf den Lippen. Ein wiedergefundenes Grinsen.

Der Kolumbianer, der nicht recht mit Neu-Trainer Niko Kovac warm zu werden schien, immer wieder selbst für Abgangsspekulationen sorgte, offenbar für seine Begriffe nicht genügend Wertschätzung für seine Brillanz am Ball erfuhr, er blüht dieser Tage merklich auf. Beim Kantersieg über die Wölfe bot er seine wohl beste Leistung in dieser für ihn schwierigen Saison, die sich derzeit aber anschickt, doch noch ein Happy End aus Sicht des Rekordmeisters zu nehmen.

James winkt, klatsch und lacht

Neben seinem bereits erwähnten Tor, das er dank herausragender Ballverarbeitungs- und Schusstechnik markiert hatte, verzückte der 27-Jährige das Publikum ganz besonders im Vorfeld des zweiten Münchner Treffers an diesem stürmischen Samstagnachmittag: Mit der Präzision eines Chirurgen steckte er die Kugel in die Lücke der Wolfsburger Hintermannschaft, bediente Teamkollege Serge Gnabry, der in der Folge uneigennützig für Robert Lewandowski querlegte.

Unter Standing Ovations verabschiedete sich James, nachdem er 74 Minuten lang lehrbuchhafte Ballannahmen, punktgenaue Zuspiele, nebenbei aber auch große Laufbereitschaft gezeigt hatte. Er bedankte sich artig beim Anhang, winkte, klatschte, lachte, schien aber anschließend in der Mixed Zone froh zu sein, dass sich die meisten Journalisten - trotz der wiedererlangten Bayern-Tabellenführung - vor allem um die DFB-Causa um Hummels, Boateng und Müller kümmerten. Fast schon dankbar unbemerkt konnte der Mittelfeldmann verschwinden.

Das soll allerdings nicht sinnbildlich stehen, wissen die Bayern doch, was sie an James haben. Sportvorstand Karl-Heinz Rummenigge hatte sich noch vor wenigen Tagen vielsagend bezüglich James geäußert: "Ich gehe fest davon aus, dass James auch in der nächsten Saison beim FC Bayern spielen wird", sagte der 64-Jährige im Interview mit der AZ. Eine recht klare Ansage im Vergleich zu der monatelangen Hinhaltetaktik und dem ständigen Verweisen auf die Zeit, die ja noch bliebe, bis eine Entscheidung getroffen werden müsse.

Bankplatz für den "besten Fußballer" des Teams

Natürlich muten die 42 Millionen Euro, die im Falle einer festen Verpflichtung James' fällig werden würden, im Vergleich zu Ablösesummen anderer Spieler wie Peanuts an. Einen derart begnadeten Kicker für einen derart "geringen" Preis? Da lässt sich doch ein finanziell gesunder Klub wie der FC Bayern doch sicherlich nicht zweimal bitten, sollte man meinen. Tatsächlich war die Beziehung zwischen James und seinem Coach dem Vernehmen nach aber unterkühlt, obwohl beide stets vorsichtig das Gegenteil behauptet hatten.

Die Folge: Bankplatz für den "besten Fußballer" des Teams, wie ihn Sandro Wagner einst nannte, danach angeblich immer wieder Trainingsverspätungen, die auch nicht unbedingt zur Verbesserung des Klimas zwischen Spieler und Trainer beitrugen - vielmehr offenbar die Überlegung reifen ließ, den Hochbegabten im Sommer doch wieder gen Madrid ziehen zu lassen. Denn: Ist James nicht glücklich, spielt er auch nicht gut. Spielt er gar nicht oder nur sehr wenig, kann James nicht glücklich sein. Ein Teufelskreis, der nun durchbrochen scheint.

Im neuen Jahr schenkt Kovac seinem schüchternen, bisweilen launischen Schöngeist nämlich das Vertrauen, lässt ihm auf der Zehnerposition mehr künstlerische Freiheiten. James zahlt den Rückhalt nach und nach mit Leistungen zurück, die ans Ende der vergangenen Spielzeit erinnern, als der spanisch sprechende Jupp Heynckes dem Linksfuß eine regelrechte Wohlfühloase an der Isar geboten hatte. Alleine vier seiner insgesamt sieben Scorerpunkte (vier Tore, drei Vorlagen) lieferte er im vergangenen Monat.

James Rodriguez fand sich beim FC Bayern zwischendurch vermehrt auf der Bank wieder.
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James Rodriguez fand sich beim FC Bayern zwischendurch vermehrt auf der Bank wieder.

Rummenigge "sicher, dass Kovac glücklich mit James ist"

"Ich oute mich nach wie vor als Fan von James", schwärmte Rummenigge übrigens in der AZ weiter von der Real-Leihgabe und ergänzte: "Ich bin sicher, dass Niko Kovac die Qualitäten von James genauso sieht und jetzt auch sehr glücklich mit ihm ist."

Die Betonung liegt diesbezüglich auf dem "Jetzt". Jetzt ist James wieder in der Lage, der Unterschiedsspieler zu sein, den viele Fans immer in ihm gesehen hatten. Jetzt, zum wichtigsten Zeitpunkt der Saison, ehe das enorm wichtige Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Liverpool ansteht, die spannende Bundesliga-Spielzeit auf die Zielgerade einbiegt und im DFB-Pokal ebenfalls die heiße Phase beginnt.

"Ich muss klar sagen, dass hier alle happy mit ihm sind", verriet Rummenigge. Happy, weil James derzeit happy ist und seine Laune auf sein Spiel projiziert. So einfach kann Fußball manchmal sein.

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