Wie bei Xavier Naidoo

Jochen Tittmar
07. August 201314:27
Die Mannschaft von Eintracht Frankfurt in der Saison 2013/2014getty
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In den Tagen vor dem Start der neuen Bundesliga-Saison stellt SPOX alle 18 Klubs in einer Vorschau-Serie vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: Eintracht Frankfurt.

Das Trio aus Trainer Armin Veh, Sportdirektor Bruno Hübner und Vorstandsvorsitzendem Heribert Bruchhagen geht in seine dritte gemeinsame Saison. Vor den ersten beiden Spielzeiten war ein Muster zu beobachten: Veh beschwerte sich über die Kadergröße, forderte vehement Verstärkungen und mehr Mut in der Personalpolitik. Die Wünsche wurden erfüllt, am Ende standen der Pflicht-Aufstieg in die Bundesliga und dort dann ein überraschend verdienter Platz sechs.

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Diesmal hat die Eintracht rechtzeitig zugeschlagen und die Wünsche des Trainers - bis auf einen Stürmer, der noch kommen soll - erfüllt. Doch mit dem Erfolg des Vorjahres ändern sich für die Eintracht viele Parameter: Frankfurt ist nicht mehr der unterschätzte Aufsteiger. Frankfurt spielt Europacup. Die Erwartungshaltung ist deutlich gestiegen. Die Saison 2013/2014 trägt das Motto, das auch schon Xavier Naidoo besungen hat: Dieser Weg wird kein leichter sein.

Das ist neu

Was das kickende Personal anbelangt, hat sich die SGE mit insgesamt sieben Spielern verstärkt. Torhüter Felix Wiedwald (ablösefrei vom MSV Duisburg) geht als Oka-Nikolov-Ersatz und somit zweiter Mann hinter Kevin Trapp in die Saison. Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.com

Aus Freiburg kamen mit Jan Rosenthal und Johannes Flum zwei Spieler, die eine überragende letzte Saison spielten und auf Anhieb ein Thema für die Startformation sind.

Dazu angelte man sich die Hoffenheimer Joselu (ausgeliehen) und Stephan Schröck. Der spanische Stürmer duelliert sich mit Srdjan Lakic um einen Platz im Angriff. Schröck ist ein Spieler für die zweite Reihe und kann die komplette rechte Flanke besetzen.

Marco Russ eiste die Eintracht nun vollständig aus Wolfsburg los. Der Innenverteidiger hat sich im letzten halben Jahr zunehmend stabilisiert und stellt eine gleichberechtigte Alternative zu den etablierten Bamba Anderson und Carlos Zambrano dar.

Marvin Bakalorz vom BVB II wurde verpflichtet, da sich Marc Stendera einen Kreuzbandriss zuzog.

Unter allen Umständen soll in Sparta Prags Vaclav Kadlec noch ein weiterer Stürmer an den Main wechseln. Die Verantwortlichen sind mit dem Spieler längst klar. Das Problem: Sparta will vier Millionen Euro haben, die Eintracht nur drei Millionen zahlen - Ausgang offen.

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Unter dem Strich steht somit also eine kostengünstige und qualitativ hochwertige Erweiterung der Kaderbreite (alle Neuzugänge kosteten zusammen weniger als vier Millionen Euro), um auf die noch ungewohnte Mehrfachbelastung reagieren zu können.

Ebenfalls positiv: Das Gerüst aus dem Vorjahr blieb zusammen, Frankfurt hat sich erfolgreich gegen die Abwerbungsversuche um Kapitän Pirmin Schwegler, Sebastian Rode und Sebastian Jung gewehrt.

Die Taktik

Die Eintracht setzt in der anspruchsvollen kommenden Saison verstärkt auf taktische sowie personelle Flexibilität. Zum etablierten 4-2-3-1-System gesellt sich nun - im ersten Moment war dies durchaus etwas überraschend - eine Formation mit zwei Angreifern. Damit soll verhindert werden, dass die Adler, wie in einigen Partien der Rückrunde, zu leicht ausrechenbar sind.

Das 4-4-2 ließ Veh mit Raute (Testspiele) und Doppelsechs (zuletzt im DFB-Pokal) einüben. Die Rauten-Variante könnte Präzedenzfälle schaffen: Stefan Aigner und Takashi Inui, im Vorjahr noch an 35 Toren beteiligt, drohen dann Bankplätze.

In einem Zweier-Sturm scheint der "spielende" Neuzugang Rosenthal gesetzt, daneben muss sich Veh zwischen dem wuchtigen Lakic und dem wendigen Joselu entscheiden.

Der Coach kündigte an, dank des verbreiterten Kaders häufiger rotieren zu lassen - gerade im Abwehrverbund. Damit soll die Belastung verteilt werden und jeder auf seine Einsätze kommen. Die Spielweise - Ballbesitz, Dynamik, offenes Visier - bleibt aber dieselbe.

Der Spieler im Fokus

Kevin Trapp. So stark sein erstes Jahr im Frankfurter Dress begann, so schlimm endete es: Im März brach sich der Keeper bei einem Werbedreh der U-21-Nationalmannschaft unglücklich die Hand, Trapp verpasste den Saisonendspurt und die EM in Israel.

Nun ist Trapp wieder auf dem Damm und steht vor einer richtungsweisenden Spielzeit.

Knüpft er an seine herausragenden Leistungen des Vorjahres an, als er mit zahlreichen Reflexen und Paraden zu einem der Schlüsselspieler des Eintracht-Höhenflugs mutierte, besitzt Trapp berechtigte Chancen, als dritter Torwart noch auf den WM-Zug Richtung Brasilien aufzuspringen.

Bundestrainer Joachim Löw hat sich für diese Stelle noch nicht festgelegt, so dass Trapp wohl mit Marc-Andre ter Stegen und Ron-Robert Zieler konkurrieren wird - und Letztere haben bei ihren Bewährungsproben nicht unbedingt den nachhaltigsten aller Eindrücke hinterlassen.

Die Prognose

Viele Unbekannte warten auf die Eintracht im neuen Jahr, der Verein hat aber bislang solide Arbeit abgeliefert und beschreitet den neuen Weg mit einer angenehmen Balance zwischen Demut und Forschheit.

Wegweisend wird der Saisonstart sein: Vier der ersten sechs Bundesligapartien sind Auswärtsspiele (zwei davon bei den beiden Aufsteigern), dazu laufen Bayern München und Borussia Dortmund hintereinander am Riederwald auf. Im August stehen auch noch die Playoffspiele zur Europa-League-Gruppenphase an.

Trotz der vom unermüdlichen Hübner frühzeitig eingeleiteten Reaktionen auf dem Transfermarkt, wird auch auf Frankfurt ein Substanzverlust zukommen, den es in den Vorjahren beispielsweise in Mönchengladbach und Hannover zu bestaunen gab. Der Kader ist mit 20 Feldspielern alles andere als üppig bestückt, Zufuhr aus der U 23 ist nicht zu erwarten.

Vielmehr als um konkrete Platzierungen oder die Wiederholung der Geschehnisse wird es am Main darum gehen, den Beweis anzutreten, dass das neue Gesicht der Eintracht kein zufälliges Einmalprodukt des Vorjahres war. Eintracht Frankfurt wird einen Platz belegen, der am Ende auch als Erfolg zu werten ist: Rang sieben bis zwölf.

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