Auch mal ans Finale denken

Von Interview: Andreas Allmaier
allofs-klaus
© Getty

München - Nach anfänglichen Problemen in der Saison kommt Werder Bremen immer besser in Schwung.

Cookie-Einstellungen

In der Bundesliga ist man bis auf vier Punkte an die Bayern herangerückt und in der Champions League kann man sich trotz der Heimniederlage gegen Olympiakos Piräus noch Hoffnungen auf das Achtelfinale machen. Doch dafür muss Werder bei Lazio punkten (20.45 Uhr im  SPOX-LIVE-TICKER und bei Premiere).

Im SPOX.com-Interview spricht Bremens Geschäftsführer Klaus Allofs über die die Lazio-Ultras, die Ziele in der Champions League und den Problemfall Carlos Alberto.

SPOX: Herr Allofs, wie ist die Stimmung in Rom vor dem Spiel am Dienstag? Sie haben Ihre Fans vor den Lazio-Ultras gewarnt und den eigenen Sicherheitsdienst aufgestockt.

Klaus Allofs: Wir haben immer eigene Sicherheitsleute dabei und die Anzahl vor diesem Spiel etwas erhöht, weil es Hinweise auf mögliche Störungsmanöver gibt. Das wollen wir verhindern. Wir wollen auf Nummer sicher gehen und wir wollen, dass unsere Fans hier sicher sind. Dabei gehen wir lieber einen Schritt zu weit als dass wir zu wenig tun.

SPOX: Wie waren die Erfahrungen beim Hinspiel in Bremen vor zwei Wochen?

Allofs: Damals hat es ein paar Vorkommnisse gegeben, die ich jetzt aber nicht publik machen möchte. Wir haben mit den Verantwortlichen bei Lazio gesprochen. Die kennen das Problem und bemühen sich, etwas dagegen zu tun. Die Problematik ist aber nicht von heute auf morgen aus der Welt zu schaffen.

SPOX: Zuhause haben Sie Lazio verdient geschlagen. Ist Bremen stark genug, um das auch auswärts zu schaffen?

Allofs:  Wir haben in Sofia und Valencia gewonnen. Auch in Madrid haben wir eine ordentliche Leistung abgeliefert. Unsere Ergebnisse zeigen, dass wir auch auswärts erfolgreich sein können. Wir sind bei Real angetreten, um zu gewinnen und wollen auch in Rom den Dreier.

SPOX: Zumal Lazio in der Serie A nur auf Platz 15 steht...

Allofs: Man sollte sich nicht davon blenden lassen, dass Lazio in der Meisterschaft nicht so gut dasteht. Rom hat in Bremen eine solide Leistung gebracht. Das ist keine schwache Mannschaft, sondern eine erfahrene, mit allen Wassern gewaschene Truppe. Die Mannschaft weiß, dass für sie das Titelrennen in der Serie A quasi gelaufen ist. Da konzentriert man sich natürlich auf andere Aufgaben. Wenn man mit Erfolgen in der Champions League von anderen Problemen ablenken kann, ist das eine schöne Sache.

SPOX: Worauf wird es in Rom ankommen?

Allofs: Es geht für uns darum, dass wir uns nicht in die Defensive drängen lassen. Wir wollen agieren und das Spiel nach vorne tragen. Bremen ist immer dann am stärksten, wenn wir in den Zweikämpfen aufmerksam und dominant sind und so die Bälle erobern.

SPOX: Karl-Heinz Rummenigge sagte kürzlich im SPOX-Interview, dass in den nächsten zehn Jahren keine deutsche Mannschaft mehr ins Finale der Champions League vorstoßen wird. Hat er Recht?

Allofs: Die Bayern sind im Moment natürlich auch etwas negativ zur Champions League eingestellt, weil sie nicht vertreten sind. Der finanzielle Aspekt ist nicht der alleinige Grund, um sportlich erfolgreich zu sein. Aber es spielt für den Erfolg in der Champions League schon eine große Rolle, dass sich unsere finanziellen Möglichkeiten in den nächsten Jahren weiterentwickeln. Da sind wir ganz klar im Nachteil gegenüber einigen Ländern in Europa. Aber ich möchte trotzdem nicht ausschließen, dass in den kommenden zehn Jahren eine deutsche Mannschaft im Finale steht. Und ich denke dabei durchaus auch an die Bayern...

SPOX: Ist Werder gut genug fürs Finale?

Allofs: Ich hoffe, dass wir irgendwann mal in die Lage kommen, uns für mehr als nur das Achtelfinale zu qualifizieren. Dazu gehört auch, dass man Spieler wie Diego halten kann, dass wir Nationalspieler nicht an andere Klubs abgeben müssen, sondern dass wir selbst die finanziellen Vorraussetzungen für solche Spieler bieten können.

SPOX: Und in dieser Saison?

Allofs: Durch die Heimniederlage gegen Piräus ist es schwer, überhaupt ins Achtelfinale zu kommen. Wenn wir einen Sieg oder ein Unentschieden in Rom erreichen, können wir das aber packen. Und dann sind wir im Jahr 2008 und ich hoffe, dass wir bis dahin auch die meisten verletzten Spieler wieder an Bord haben. Die Phase bis dahin müssen wir überstehen.

SPOX: Die deutschen Vereine haben sich in der Champions League zuletzt nicht mit Ruhm bekleckert. Ist die Bundesliga im internationalen Vergleich zu schwach?

Allofs: Die Bundesliga ist eine sehr spektakuläre Meisterschaft, die sich nicht verstecken muss. Das bekommen wir auch immer wieder von Kollegen im Ausland bestätigt. Sie ist nicht so von taktischem Geplänkel geprägt wie das in Italien, England und Frankreich teilweise der Fall ist. Doch wenn man gegen die absoluten Top-Klubs antritt, reicht das alleine nicht. Dann braucht man auch die Top-Spieler, um sich durchzusetzen.

SPOX: Sie haben viele Verletzte und jetzt fällt auch noch Boubacar Sanogo aus. Gibt es einen Grund für diese Häufung?

Allofs: Wir hoffen, dass Sanogo weniger als vier Wochen ausfällt. Normale Verletzungen scheint es bei uns einfach derzeit nicht zu geben. Die Spieler sind fit und werden auch optimal betreut. Aber wir sind momentan schon in einer tragischen Phase.

SPOX: Wirbel gibt es immer wieder um Carlos Alberto. Würden Sie ihn noch Mal nach Bremen holen?

Allofs: Schon nach 14 Tagen wird von den Medien oft bewertet, ob ein Spieler ein Volltreffer oder ein Fehleinkauf ist. Beim einen geht die Eingewöhnung schnell, beim anderen dauert sie eben länger. Auch ein Ailton und ein Klose haben eine gewisse Anlaufzeit gebraucht. Wenn ein Spieler krank und nicht in der Lage ist, seine Fähigkeiten einzubringen, dann dauert es selbstverständlich länger. Wir haben Geduld und werden warten, bis er wieder zu 100 Prozent da ist. Wer ihn im Training sieht weiß, was für geniale Dinge er da immer wieder bringt. Wir sind zuversichtlich, dass er uns mittelfristig weiterhilft.

SPOX: Carlos Alberto sagt, dass er einsatzbereit sei...

Allofs: Das sehen wir nicht so. Es ist aber verständlich, dass ein Spieler eine etwas andere Wahrnehmung hat und auf einen Einsatz brennt. Das wird aber noch ein bisschen dauern.