Hitlergruß und Hakenkreuze

SID
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© Getty

Man kann die aktuelle Mannschaft von Lazio Rom nicht mehr mit der Mannschaft vergleichen, die 1999 den Europapokal der Pokalsieger gewonnen hat.

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Unter dem ehemaligen Präsidenten Sergio Cragnotti, einem Geschäftsmann, sind schon mal Spieler und Aufträge verschoben worden. Fußball war damals auch ein Hilfsmittel für erfolgreiche Business-Deals.

 

Der Größenwahnsinnige ist weg. Seitdem der neue Präsident Claudio Lotito das Sagen hat, ist Lazio ganz anders aufgestellt.

Für die junge Mannschaft war es ein großer Erfolg, überhaupt in die Champions League einzuziehen. Sie sieht die Königsklasse eher als Event. Sie hat hier viel weniger Erfolgsdruck als die Bremer, die weiterkommen müssen.

Lazio ist eine UEFA-CUP-Mannschaft 

In der Serie A hat Lazio nach zuletzt drei Niederlagen in Folge und Tabellenplatz 15 ohnehin ganz andere Sorgen. Das Sturmduo Goran Pandew/Tommaso Rocchi trifft nicht mehr so wie noch in der vergangenen Saison. Dass eine Mannschaft nach großen Erfolgen in ein Loch fällt, ist ja ein oft zu beobachtendes Phänomen. Fragen Sie mal bei Nürnberg oder Stuttgart nach.

Wenn Lazio Rom das normale Leistungsvermögen abruft, dann spielt das Team so um die Plätze fünf bis sieben. Es ist eine UEFA-Cup-Mannschaft.

Angesichts der brenzligen Situation in der Liga ist es sogar möglich, dass Lazio heute Abend einige gute Spieler für die Liga schont.

Nicht rechtsextrem, noch mal rechts daneben

Ein echter Schandfleck für den Verein sind die Ultras. Einige Lazio-Fans sind nicht rechtsextrem, die stehen noch mal rechts daneben. Das habe ich vor einigen Jahren selbst erleben müssen. Für eine Reportage vor dem Römer Stadtderby durfte ich mit einem Kamerateam in den Hauptsitz der Ultra-Gruppierung Irriducibili ("Die Unbeugsamen") hauptsächlich, weil wir aus Deutschland kommen und die Irriducibili mit Deutschland vor allem die 40er Jahre verbinden.

Was ich dort zu sehen bekam, war schon ein Schock: Wir wurden mit erhobenem rechten Arm begrüßt und an den Wänden hingen vier große Hakenkreuzfahnen. Das war wirklich unglaublich.

Ein Spieler wie Paolo Di Canio, der diese extreme Weltanschauung teilt, wird dort auch nach seinem Weggang noch als Idol verehrt. Einen Nachfolger für Di Canio gibt es im aktuellen Kader zum Glück nicht.

Luca Toni macht Werbung für die Bundesliga 

Rassismus ist im Stadio Olimpico, das hat auch das vergangene Wochenende wieder gezeigt, leider an der Tagesordnung. So langsam greift allerdings die Politik in Italien. Für die Verunglimpfung von Fiorentina-Stürmer Adrian Mutu  als "Zigeuner" muss Lazio völlig zurecht mit einer Strafe rechnen.

Ich habe aber wenig Hoffnung, dass die Fans daraus lernen werden. Die politische Gesinnung ist zu extrem und das Stadion wird als Bühne missbraucht.

Dank Luca Toni ist Deutschland übrigens auch positiv in den Fokus der Italiener gerückt. Bisher fand die Bundesliga in der italienischen Öffentlichkeit praktisch nicht statt. Seitdem der beste italienische Stürmer in Deutschland spielt, gibt es täglich Artikel in der "Gazzetta dello Sport".

 Luca Toni wirbt hervorragend für die Bundesliga. Er schwärmt davon, dass die Stadien voll sind, dass eine friedliche Atmosphäre herrscht, dass Familien ins Stadion gehen können - eine Sache, die in Italien vielerorts nicht mehr möglich ist.

Es ist denkbar, dass der ein oder andere italienische Spieler dadurch für Angebote aus der Bundesliga jetzt empfänglicher ist.

Herzlichst,

Ihr Jan Henkel

Jan Henkel moderiert die Champions League und die Bundesliga bei Premiere. Der 34-Jährige lebt in Rom.

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