Kapitän Mark van Bommel fehlt dem FC Bayern im Heimspiel gegen Olympique Lyon(20.30 Uhr im LIVE-TICKER, auf SAT.1 und SKY). Umso mehr kommt es deshalb auf Bastian Schweinsteiger an. Der 25-Jährige ist beim Rekordmeister zu einer zentralen Figur gereift, auf und neben dem Platz. Auch dank eines Imagewechsels.
Jonas und Marja wollten es ganz genau wissen. Der 14-jährige Bub und seine 11-jährige Schwester durften Bastian Schweinsteiger im Herbst des vergangenen Jahres für "Dein SPIEGEL", das Nachrichtenmagazin für Kinder des "Spiegels", interviewen.
"Wann hast du zum letzten Mal geweint nach einer Niederlage", fragten die beiden Kids den Profi-Fußballer. "Ich hab ein bisschen geweint", sagte Schweinsteiger, "als sich im September 2008 Olli Kahn bei seinem letzten Spiel verabschiedet hat."
In seiner kompletten Profi-Zeit beim FC Bayern München war Schweinsteigers Platz in der Kabine des Rekordmeisters immer der neben Oliver Kahn gewesen. Mit dem Keeper konnte Schweinsteiger flachsen und lachen, Kahn allerdings nahm ihn auch mal zur Seite, um ihm einen ernsthaften Rat zu geben.
Akzeptiert, aber kein Leader
Im September 2008 saß Kahn ein letztes Mal neben Schweinsteiger. "Da sind schon ein paar Tränen geflossen", gibt er zu, schließlich verabschiedete sich mit Kahn ein Freund - und ließ Schweinsteiger als dienstältesten Bayern-Profi zurück.
Weil Willy Sagnol in der Reha letzte Versuche unternahm, seine Karriere zu retten, war Schweinsteiger im Herbst 2008 plötzlich derjenige Spieler in der Bayern-Kabine, der am längsten als Profi für die Münchner spielte. Ein Leader war er allerdings nicht. Die Richtung gaben andere vor.
Lucio und Miroslav Klose zum Beispiel. Oder die Stars Franck Ribery und Luca Toni, und allen voran Kapitän Mark van Bommel. Schweinsteiger hingegen war beliebt und akzeptiert, ein Führungsspieler aber eben nicht.
Hitzfeld: "Er spielt die Saison seines Lebens"
Gut anderthalb Jahre später hat sich die Situation verändert. Lucio und Toni sind nicht mehr da, Klose ist nur noch Ergänzungsspieler und Ribery mehr mit Verletzungen und seiner Zukunft beschäftigt.
Van Bommel ist noch immer Kapitän und Chef des Teams. Neben dem Niederländer gibt inzwischen aber vor allem Schweinsteiger die Kommandos. Eine Folge der Versetzung vom rechten ins zentrale, defensive Mittelfeld, wo der 25-Jährige seine Idealposition gefunden hat.
"83 Prozent seiner Pässe kommen an, der Durchschnitt der Bundesliga liegt bei 75 Prozent. Er hat die richtige Dosierung zwischen Defensivaufgaben und dem Spiel nach vorne gefunden", sagt Ottmar Hitzfeld im Gespräch mit SPOX. "Er spielt die Saison seines Lebens und ist auf dem Weg zur Weltklasse."
Schweinsteiger: "Ich habe mich verändert"
Schweinsteiger hat in den letzten Monaten eine enorme Entwicklung genommen - auf, vor allem aber auch neben dem Platz. Mittlerweile präsentiert er sich äußerst reif, gibt sich bei Interviews sehr überlegt. Noch immer ist Schweinsteiger humorvoll, für jeden Blödsinn ist er allerdings längst nicht mehr zu haben.
"Ich habe mich verändert, ich bin nicht mehr derselbe, der hier vor siebeneinhalb Jahren aufgeschlagen hat", sagt er selbst. "Ich weiß mittlerweile, was wichtig ist, gerade wo ich jetzt dritter Kapitän bin und im Zentrum spiele. Ich weiß um meine Verantwortung."
Der Fokus liegt inzwischen auf seiner sportlichen Leistung.
Früher zog Schweinsteiger die Aufmerksamkeit durch lackierte Fingernägel und trendige Frisuren auf sich, heute sollen seine sportlichen Highlights die Schlagzeilen beherrschen.
Schneider: "Die richtigen Schlüsse gezogen"
"Jeder junge Sportler macht am Anfang seiner Karriere Dinge, die nicht immer optimal sind. Bastian aber hat aus diesen Dingen gelernt und für sich die richtigen Schlüsse gezogen", sagt Rechtsanwalt Robert Schneider von der Agentur Avantgarde, die Schweinsteiger seit 2008 berät, gegenüber SPOX.
Nach zahlreichen Problemen mit diversen Beratern in der Vergangenheit, scheint Schweinsteiger mit Schneider nun den richtigen Mann an seiner Seite zu haben. Auch beim FC Bayern, so heißt es, nimmt man das sehr wohlwollend zur Kenntnis. In der Vergangenheit hatte vor allem Präsident Uli Hoeneß Schweinsteiger bisweilen eine fehlende Einstellung zum Beruf vorgeworfen.
"Mir tat es gut, dass ich Fehler gemacht habe, aus denen ich lernen konnte", sagt Schweinsteiger. "Viele machen keine Fehler und dann einen großen - und dann wissen sie nicht, wie sie da rauskommen."
Bewusster Imagewechsel
Er hat es offenbar geschafft, hat aus Vergangenem seine Lehren gezogen und deshalb einen ganz bewussten Imagewechsel vollzogen. "Wir würden es eher als Weiterentwicklung bezeichnen", sagt Schneider. Er ist nun nicht mehr Schweini, sondern Schweinsteiger. Er ist zum Mann geworden - und demonstriert das auch öffentlich.
"Das Schweini-Image hat zu seiner Zeit von außen gesehen ja auch zu Bastian gepasst. Doch er ist älter und reifer geworden und das wird jetzt auch in der Öffentlichkeit so wahrgenommen", erklärt Schneider. "Der Name 'Schweini' hat eher zu einem jugendlichen Fußballspieler gepasst. Nicht aber zu einem erwachsenen Mann, der seinen Beruf Profifußball ernst nimmt."
Wenige öffentliche Auftritte mit Freundin Sarah
Für seinen Job stellt Schweinsteiger mittlerweile andere Dinge hinten an. Öffentliche Auftritte sind rar.
"Er weiß, dass es bei der hohen Anzahl von Spielen in einer Saison wichtig ist, den Akku auch wieder aufzuladen. Da muss man eben auch die Medienpräsenz etwas runterfahren", sagt Schneider. "Wir glauben, dass Bastian hier die richtige Dosierung gefunden hat."
Sein Privatleben ist für die Öffentlichkeit mittlerweile tabu. Mit Freundin Sarah Brandner lässt er sich kaum noch vor großem Publikum blicken. "Die deutschen Beckhams", zu denen das Paar zu Beginn ihrer Beziehung vom Boulevard gemacht wurde, gibt es nicht.
Bastian Schweinsteiger im Steckbrief