Legende werden: Jetzt!

Von Fatih Demireli
Gegen den FC Chelsea können sie Spieler des FC Bayern zu Legenden werden
© Getty

Wenn in der Allianz Arena der FC Bayern den FC Chelsea (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) empfängt, dann geht es für die Spieler des deutschen Rekordmeisters um den Gewinn der Champions-League-Trophäe. Viel mehr können sie aber heute - jeder Einzelne - zur Legende werden, wenn sie den Pott nach München holen. Die 18 Legenden-Kandidaten im Überblick.

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Manuel Neuer: Sein Start in München war nicht einfach. "Koan Neuer", hieß es schon Monate bevor der Wechsel überhaupt offiziell feststand. Bis die Münchener den Ex-Schalker in ihr Herz schlossen, verging eine lange Zeit, auch wenn Neuer ehrlich und emsig bemüht war, das Eis früher zu brechen. Spätestens seit seinem Elfer-Heldentum im Bernabeu ist er nicht mehr "Koan Neuer", sondern der neue Titan, nach dem man sich in München lange Zeit sehnte. Der beste Torwart der Welt ist er schon, nun ist es Zeit, sich die Krone aufzusetzen.

Philipp Lahm: Champions-League-Finale in München? Kennt Philipp Lahm alles schon. Als Borussia Dortmund 1997 im Olympiastadion Juventus vom Platz fegte und den Titel holte, war der kleine Philipp an der Seitenlinie Balljunge. Heute kann er in seinem "Finale dahoam" den vorläufigen Höhepunkt einer großen Karriere setzen. Er ist Kapitän des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft und damit der mächtigste Fußballer der Bundesrepublik. Vor Jahren überstimmte er seinen Berater, der ihm einen Wechsel zum FC Barcelona schon klar machte, und blieb in München. Wenn der Bayern-Kapitän heute Abend als Kapitän die Trophäe in den Münchener Nachthimmel stemmt, dann weiß er, dass er alles richtig gemacht hat.

Anatolij Tymoschtschuk: Er ist heiß, fast wie kein anderer. Wer Anatolij Tymoschtschuk in der Woche vor dem Champions-League-Finale auf dem Trainingsplatz sah, erkannte den ruhigsten Bayern-Profi kaum wieder. Voller Emotionen, mit der nötigen Portion Härte und einer großen Portion Leidenschaft, die er ohnehin immer hatte, bereitet er sich auf das große Finale vor. Tymo hat die Aufgabe, Bayerns Abwehrchef Holger Badstuber in der Innenverteidigung zu ersetzen. Im Grunde mimt er Hamit Altintop, der 2010 den gesperrten Franck Ribery ersetzen durfte und so unverhofft ein Champions-League-Finale bestritt. Nur einen Unterschied soll es geben: Hamit war damals kein Glücksbringer, Tymo soll diesen Job jetzt übernehmen.

Jerome Boateng: Jetzt muss er zeigen, warum ihn die Bayern geholt haben! Ohne Holger Badstuber ist Jerome Boateng Bayerns wichtigster Mann in der Defensive. Auf ihn kommt es gegen Didier Drogba und Co. an. Doch die Hoffnung, dass Jerome, der von Journalisten zu seiner Anfangszeit in München immer wieder mal fälschlicherweise Kevin gerufen wurde, gerade in den großen Spielen zu Höchstleistungen fähig ist, zeigte er in der gesamten Champions-League-Saison. Über Berlin, Hamburg und Manchester ist er in München gelandet - und kann heute Abend den Höhepunkt seiner noch jungen Karriere feiern.

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Diego Contento: Wenn sich Jupp Heynckes nicht kurzfristig für Danijel Pranjic als Linksverteidiger entscheidet, was das Abschlusstraining des Rekordmeisters zumindest erahnen ließ, wird Diego Contento heute Abend David Alaba ersetzen. Einst wurde er zum Linksverteidiger der Zukunft ausgerufen - von Jugendförderer Louis van Gaal höchstpersönlich. Dieser ließ Contento Champions League spielen, obwohl der Deutsch-Italiener noch keine einzige Minute Bundesliga gespielt hatte. Auch in dieser Saison war der 22-Jährige eher Bank- und Tribünenkandidat als Stammspieler. Contento hat nicht viel zu verlieren, aber viel zu gewinnen. Gegönnt ist es ihm!

Toni Kroos: Er ist Bayerns komplettester Spieler. Nur gezeigt hat es der Toni lange Zeit nicht - bis in dieser Saison er unter Jupp Heynckes endlich der Spieler ist, auf dem man seit Jahren gewartet hat: Die Nummer 10, die den Takt angibt und sein unendliches Talent endlich beweist. Heute Abend kommt es auf ihn eine Position dahinter neben Bastian Schweinsteiger an, weil Luiz Gustavo ausfällt. Wenn Bayern die Champions League gewinnt, ist Kroos einer der maßgeblichen Faktoren. Es ist Zeit für Kroos, sich heute Abend unsterblich zu machen.

Bastian Schweinsteiger: Der Fan auf dem Platz. Jeder einzelne Bayern-Spieler will diesen Champions-League-Titel, doch Schweinsteiger ist als glühender Fan seit Kindertagen sicherlich eine Spur aufgeregter als der eine oder andere. Seine unfassbare Leistung im Madrider Halbfinale ist immer noch unvergesslich. Als es nicht einmal klar war, ob er überhaupt spielt, kämpfte Schweinsteiger 120 Minuten und schoss dann auch noch den letzten und entscheidenden Elfmeter. Lange wurde diskutiert, ob er ein richtiger Chef ist oder nicht. Heute Abend könnte er eine Stufe überspringen und sogar König werden.

Arjen Robben: Von wegen Alleinikov! Klar ist, dass der FC Bayern ohne Arjen Robben vielleicht nur die Hälfte wert ist, auch wenn es oft den Anschein hat, dass es anders ist. Der Niederländer ist genau der Mann, der in einem schwierigen Spiel, in schwierigen Minuten, in denen es aussichtslos erscheint etwas Zählbares herauszuholen, seine Genialität auspackt und den Dosenöffner mimt. Sollte der FC Bayern gegen Chelsea genauso viele Probleme haben wie Barcelona in beiden Halbfinalspielen, kommt es vor allem auf Robben an, um das blaue Gemäuere zu durchbrechen. Daar gaan we, Arjen!

Thomas Müller: Es ist nicht seine Saison. Nach zwei tollen ersten Profi-Jahren ist es nicht unnormal, dass Müller eine Kreativpause einlegt. Und dennoch: Er ist der Spieler für die besonderen Momente. Einer, der sein Herz auf dem Fuß hat und immer entscheidend auf ein Spiel einwirken kann. Genau das ist seine Aufgabe an diesem Abend. Weil Kroos weiter hinten aushelfen muss, übernimmt Müller den Part auf der Zehn und ist nach Gomez und Robben die größte Torhoffnung. Die Frohnatur hat in seiner jungen Karriere schon viel erlebt und sogar schon ein Champions-League-Finale hinter sich. Jetzt darf in der Wiederauflage gemüllert werden!

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Franck Ribery: Als er nach München kam, hieß es: Bayern hat wieder einen König! Heute Abend kann der König in seiner Klasse den Thron besteigen und endlich den Titel holen, den er sich am meisten gewünscht hat. Unter Jupp Heynckes hat er endlich wieder den Spaß gefunden, den er vorher verloren hatte und deswegen die Zuschauer mit seiner genialen Technik nur selten beglückte. In dieser Saison ist er ein anderer Franck Ribery. Für ihn ist das Finale ohnehin etwas ganz Besonders: 2010 fehlte er in Madrid gegen Inter gesperrt. Der immer noch anhaltende Schmerz verschwindet heute um 20.45 Uhr.

Mario Gomez: Wenn Bayern nach 2001 erstmals wieder die Champions League gewinnen will, sind die Münchener auf ihn angewiesen. Gomez spielt eine überragende Saison. In der Champions League wird er nur nicht Torschützenkönig, weil Gott es zugelassen hat, dass Lionel Messi und Cristiano Ronaldo im gleichen Zeitalter Fußballspielen. Gomez kann aus einer Riesenchance ab und an ein Nichts fabrizieren, aber aus einer Nichtchance auch ein Tor. Und genau das macht Hoffnung für heute Abend.

Hans-Jörg Butt: Es ist sein letztes Spiel für den FC Bayern. Danach wandert Butt, Butt, Butt, Butt ab an den Schreibtisch, um Bayerns Zukunft zu formen. Sein Auftrag für heute Abend: Mach' den Kahn, wenn ein Elfmeterschießen ansteht und mach den Neuer heiß.

Danijel Pranjic: Vielleicht, aber auch nur vielleicht, steht der Kroate heute in der Startelf. Das Abschlusstraining ließ es vermuten. Und auch wenn er von der Bank kommen sollte, Pranjic war immer ein zuverlässiger Spieler. Manchmal werden Helden geboren, die keiner erwartet. Wer weiß, ob er es nicht wird.

Daniel van Buyten: Viele hofften, dass der Belgier in der Startelf stehen wird, doch das wird nach der langen Verletzung nicht möglich sein. Dass er dennoch zu seinen Finalminuten kommt, ist gar nicht so unwahrscheinlich. Sollten die Bayern kurz vor Schluss knapp führen, kommt van Buyten als Absicherung, um den Finalsieg nach Hause zu retten. Ein Szenario, mit dem man sich anfreunden könnte.

Ivica Olic: In seinem letzten Spiel für den FC Bayern ist der Kroate noch einmal bereit, Herz und Lunge zu opfern, um den Sieg zu holen. Wenn das Bayern-Spiel Probleme hat, Chelseas Bollwerk kein Durchbruch zulässt, schlägt seine Stunde.

Rafinha: Alabas Glück war sein Unglück. Rafinha spielt bei Bayern derzeit eine untergeordnete Rolle. Er wird heute Abend den gläubigen Part spielen. Seine Gebete sollen Bayern zum Sieg führen.

Nils Petersen: Es war das erwartet schwere Jahr für Nils Petersen, der die Last der Nummer 9 auf seinem Rücken nie tragen konnte. Vielleicht wird es heute sein letztes Spiel für Bayern für längere Zeit. Ein Abschiedsgeschenk mit einem Jokertor wäre nicht verkehrt.

Takashi Usami: Mach' Japan glücklich, Takashi!

Der Kader des FC Bayern im Überblick

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