Nach dem 4:1-Sieg über BATE Borissow stellte sich Matthias Sammer in der Mixed-Zone den Fragen der Journalisten. Bayerns Sportvorstand über das Abschneiden der deutschen Teams, die Rote Karte für Jerome Boateng, Xherdan Shaqiri und mögliche Transfers im Winter.
Frage: Herr Sammer, drei deutsche Teams haben als Gruppensieger das Achtelfinale der Champions League erreicht. Was sagen Sie zu dieser Leistung?
Matthias Sammer: Mich wundert das schon ein bisschen, dass wir das feiern, als hätten wir schon das geschafft, was wir mal in der Vergangenheit geschafft haben, Titel zu gewinnen. Ich bin natürlich erfreut darüber, auch für den deutschen Fußball. Aber was ist denn bitte unser Anspruch? Dass wir die Vorrunde mit drei deutschen Mannschaften überstanden haben. Jetzt geht's ja erst los. Das war ja bisher in Ordnung. Aber beim Anspruch von uns Deutschen sollte man damit bescheiden umgehen und das als Normalität betrachten.
Frage: Jupp Heynckes hat die Mannschaft im Vergleich zum Dortmund-Spiel auf sieben Positionen verändert. Wie hat Ihnen die Leistung der neuen Mannschaft gefallen?
Sammer: Wenn ein paar Wechsel vorgenommen werden, ist es immer so, dass der eine oder andere Spieler und die Mannschaft eine Weile brauchen, bis sie sich zusammenfinden. Das war heute auch der Fall. Aber dann haben die Jungs das konzentriert gemacht. Die Mannschaft hat nicht immer geglänzt, aber das war absolut in Ordnung.
Frage: Wie sehen Sie die Rote Karte gegen Jerome Boateng?
Sammer: Kritisch. Ich bin jeden Morgen bei der Besprechung mit der UEFA und den Schiedsrichtern und höre immer Respekt und alles wunderbar... Auf der anderen Seite muss ich sagen: Sicherlich muss Jerome da nicht so hingehen. Nichtsdestotrotz ist das natürlich keine Rote Karte.
Frage: Also war die Rote Karte unberechtigt?
Sammer: Ich sage ja.
Frage: Was kann man als Verein machen, dass Boateng nicht zu lange gesperrt wird?
Sammer: Das kann ich jetzt noch nicht beantworten, dafür haben wir unsere Spezialisten. Wir werden uns das anschauen.
Frage: Schauen wir nach vorne. Ist die Tatsache, dass man im Achtelfinale nicht auf Barcelona treffen kann, das Wichtigste überhaupt?
Sammer: Wissen Sie, was das Wichtigste ist? Dass wir Samstag gewinnen und dann ist das Nächstwichtigste, dass wir nächsten Freitag gewinnen und danach müssen wir nächsten Dienstag gewinnen. Dann können wir uns wieder mit etwas anderem beschäftigen.
Frage: Das Wichtigste auf die Champions League bezogen.
Sammer: Wir müssen das schnell abhaken, es ist vorbei. Ab sofort gilt die Konzentration Augsburg, diese Aufgabe ist schwer genug. Nach dem Spiel gegen Dortmund gab es schon die Situation, dass nach dem Fazit dieser Hinserie gefragt wurde. Das dürfen wir nicht zulassen, wir müssen top konzentriert sein und diese drei Spiele gewinnen. Das muss unser Anspruch sein.
Frage: Wie schwer ist das jetzt in der Bundesliga gegen zwei weniger attraktive Gegner ranzumüssen?
Sammer: Ob du gegen Borussia Dortmund spielst oder den FC Augsburg, du kannst immer drei Punkte gewinnen. Deshalb macht das für mich keinen Unterschied. Den dürfen auch die Spieler nicht machen. Wir dürfen nicht glauben, dass das in Augsburg leicht wird. Die kämpfen ums Überleben und haben oft sehr knapp verloren.
Frage: Mit Boateng fällt zumindest in der Champions League ein weiterer Innenverteidiger aus. Wird der FC Bayern jetzt doch noch mal auf dem Transfermarkt aktiv?
Sammer: Wir müssen unsere Arbeit machen. Das heißt: Abwägen, abschätzen, strategisch vorbereiten. Wenn man, was jetzt nicht der Fall ist, eine Entscheidung treffen muss, sollte man vorbereitet sein. Entsprechend müssen wir eigentlich nichts tun, außer unsere Aufgaben erledigen. Wenn wir sagen, es könnte etwas passieren, müssen wir was machen. Es ist ja nicht nur die Sperre. Es kommt noch die Vorbereitung, es können noch Verletzungen passieren. Es war ja auch schon vor Boateng so, dass wir gesagt haben, wir machen eigentlich nichts. Wir müssen trotzdem unsere Aufgaben machen. Denn wir können uns ja nicht erst dann aktiv Gedanken machen, wenn wir sagen: Oh, jetzt müssten wir was tun.
Frage: Ein Wort noch zu Xherdan Shaqiri, der heute bester Mann auf dem Platz war?
Sammer: Er hat das insgesamt gut gemacht, auch das erste Tor gut vorbereitet. Auch in der Phase, in der wir uns ein bisschen schwer getan haben, hat er für Tempo und Entlastung gesorgt. Das hat nicht nur mir sehr gut gefallen.
Frage: War er ein Paradebeispiel für die Spieler aus der zweiten Reihe, die ihren Job sehr gut erledigt haben?
Sammer: Wir haben keine zweite Reihe. Wir haben einen Kader, eine Mannschaft. Zu jedem Zeitpunkt habe ich gesagt, dass vor allen Dingen die im Mittelpunkt stehen, die manchmal nicht im Mittelpunkt stehen. Jupp Heynckes macht das ganz hervorragend, er sucht immer wieder das Gespräch mit diesen Spielern und es ist wichtig, dass sie uns zur Verfügung stehen.
Der Kader des FC Bayern München