"Furchtbar und tödlich", nannte Völler den Vorschlag von ECA-Boss und Juventus-Präsident Andrea Agnelli, demzufolge ab 2024 nur noch vier der 32 Startplätze in der Königsklasse über die Platzierung in den nationalen Ligen vergeben werden. 24 Mannschaften wären durch die Teilnahme im Vorjahr gesetzt, vier weitere Teams würden sich über die Europa League qualifizieren.
"Das ist das Todesurteil des Fußballs, wenn du dich nicht mehr qualifizieren musst für europäische Wettbewerbe", sagte Völler der dpa. Wer das wollen würde, der müsse nach Meinung des Bayer-Geschäftsführers "schwachsinnig sein". Er hoffe, "dass alle zur Besinnung kommen.
Mit seinem harschen Vokabular ging Völler auch gleichzeitig auf Konfrontationskurs mit Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Beide hatten sich in ihren Aussagen zuletzt dem Agnelli-Kurs angenähert.
Völler kontert Watzke: "Aki, red' nicht so einen Mist"
"Diese Reform der Champions League oder Super League kommt so oder so. Wir müssen nun versuchen, da möglichst viel von unseren deutschen Interessen reinzupacken, was den deutschen Gefühlen entspricht", erklärte Watzke noch im Mai. Ähnlich soll Watzke auch am 15. Mai im Verlauf der Mitgliederversammlung der Liga argumentiert haben.
"Aki, red' nicht so einen Mist", konterte Völler bereits an diesem Tag, an dem sich die 36 Klubs aus 1. und 2. Bundesliga gegen die Reformvorschläge von Agnelli ausgesprochen haben.
Rummenigge positionierte sich anders als Watzke immer wieder abwechselnd für und gegen die Reform. Zuletzt hatte er im Interview mit dem Spiegel die Frage gestellt, warum man eigentlich etwas verändern müsse. Die Champions League sei "der mit Abstand beste und am schwierigsten zu gewinnende Wettbewerb der Welt", um den die europäischen Klubs in der ganzen Welt beneidet würden.
Champions-League-Reform: Widerstand wächst in Sport und Politik
Wie tief der Riss ist, der sich aufgrund des Agnelli-Vorhabens durch den europäischen Spitzenfußball zieht, zeigt die Uneinigkeit in der Primera Division. Während Real Madrid und der FC Barcelona die Pläne befürworten, hat sich der Rest der Liga unter der Leitung von Atletico in einem Protestbrief von den Topklubs distanziert. Lediglich in der Premier League wurde der Reformvorschlag geschlossen abgelehnt.
Und der Widerstand gegen die Agnelli-Pläne wächst. So äußerte sich beispielsweise ausgerechnet FIFA-Präsident Gianni Infantino bereits mehrfach kritisch - allerdings auch angetrieben vom eigenen Interesse. Eine europäische Superliga würde seinem neuen Top-Produkt einer aufgeblähten Klub-WM mit 24 Teams sportlich wie ökonomisch Konkurrenz machen.
Auch aus der Politik kommen vermehrt kritische Stimmen. So schaltete sich Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron in die Debatte ein. Es sei "keine gute Idee, die Lebensfähigkeit unseres Modells zum Vorteil von einigen auf europäischem Niveau zu opfern", hatte Macron erklärt. Eine Äußerung, die UEFA-Präsident Aleksander Ceferin sauer aufstieß: "Die Rede des Präsidenten ist eine klare Einmischung der Politik in den Sport, die uns sehr überrascht."