Gomez-Ersatz Olic schießt Bayern ins Halbfinale

Thomas Gaber
04. April 201212:13
Gomez-Ersatz Ivica Olic sorgte mit einem Doppelpack für die 2:0-Halbzeitführung der BayernGetty
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Der FC Bayern München steht zum sechsten Mal im Halbfinale der Champions League. Im Viertelfinal-Rückspiel schlugen die Bayern Olympique Marseille mit 2:0 (2:0), das Hinspiel hatten sie ebenfalls mit 2:0 gewonnen. Im Halbfinale heißt der Gegner aller Voraussicht nach Real Madrid. Die Königlichen gehen am Mittwoch mit einem 3:0-Vorsprung in ihr Viertelfinal-Rückspiel gegen APOEL Nikosia.

Gomez-Ersatz Ivica Olic schoss die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes vor 66.000 Zuschauern in der Allianz Arena mit einem Doppelpack (13., 36.) zum fünften Sieg im fünften Heimspiel dieser CL-Saison.

Im ersten Halbfinale hat Heynckes alle Mann zur Verfügung. Alle vier gelb-vorbelasteten Spielern (Boateng, Gustavo, Kroos, Müller) kamen ohne weitere Gelbe Karte davon.

Reaktionen:

Jupp Heynckes (Trainer FC Bayern): "Wir sind jetzt im Pokalendspiel, in der Meisterschaft haben wir noch reelle Chancen und wir können ins Halbfinale der Champions League einziehen, das ist vorab ein Riesenerfolg. Am Schluss der Saison muss etwas Greifbares da sein, aber bisher ist es ein großer Erfolg für Mannschaft und Klub."

...über das Verzichten auf Robben und Gomez: "Es ist einfach unabdingbar. Wir haben so ein Riesenprogramm, dass man einfach die Kräfte dosieren muss. Heute ist es aber auch so gewesen, dass Arjen Robben wirklich Muskelbeschwerden hatte und Dr. Müller-Wohlfahrt hat davon abgeraten, ihn spielen zu lassen. Beim Stande von 2:0 war es auch nicht notwendig, ihn einzuwechseln. Das hat er auch verstanden. Es ist wichtig, dass wir alle Spieler mit ins Boot nehmen. Wir haben noch so wichtige Spiele, da brauchen wir die Spieler. Man hat es an Ivica Olic gesehen, wie wichtig es ist, so einen Spieler zu motivieren und dass er Spielpraxis bekommt. Er ist für die nächsten Spiele eine echte Alternative."

BlogDefensiv noch nicht kompakt genug

Franck Ribery (FC Bayern): "Ich glaube, es sind alle zufrieden. Jetzt haben wir das Halbfinale gegen Madrid. Das ist super für uns, für den Kopf, für das Selbstvertrauen. Wir spielen momentan sehr, sehr gut. Alle Spieler, auch von der Bank, ziehen mit - wie Ivica Olic, der zwei Tore gemacht hat. Ich freue mich sehr für ihn."

Ivica Olic (FC Bayern): "Es ist ein schönes Gefühl. Ich war sehr froh, als ich gewusst habe, dass ich spiele. Ich bin ein Spieler mit viel Erfahrung, aber habe trotzdem einen positiven Stress und eine Anspannung gehabt. Champions-League-Spiele sind immer etwas Besonderes."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Heynckes verzichtet in der Startelf auf Robben und Gomez. Tymoschtschuk spielt neben Gustavo auf der Doppelsechs, Kroos rückt auf die Zehn und Müller nach rechts. Olic kriegt seine Chance im Angriff. Alle vier gelb-vorbelasteten Spieler spielen von Beginn an.

Im Tor von OM steht wieder Kapitän Mandanda. Cheyrou vertritt im defensiven Mittelfeld den gesperrten Diarra.

9.: Brandao setzt sich auf links gegen Boateng durch und spielt auf Remy, der im Strafraum Badstuber austanzt und aus der Drehung etwas dünn abzieht. Neuer ist rechtzeitig unten.

12.: Cheyrou tunnelt 20 Meter vor dem Tor Badstuber und spielt links quer auf Remy, der für Morel durchlässt. Der zieht aus elf Metern flach ab - Neuer pariert mit dem linken Fuß. Großchance OM!

13., 1:0, Olic: Ribery dribbelt von der Mitte kommend an drei Mann vorbei rechts in den Strafraum und spielt dann wunderbar quer zur Mitte auf Olic, der einen langen Schritt macht und die Kugel aus sechs Metern ins Tor grätscht.

18.: Mbia hält aus rund 20 Metern mit rechts drauf, Neuer fliegt nach links und pariert den Flatterball mit der rechten Hand.

27.: Doppelchance Bayern. Kroos aus 18 Metern aufs linke Eck, Mandanda faustet zur Seite weg. Tymoschtschuk nimmt dann einen Abpraller aus 16 Metern volley, das Geschoss holt Mandanda diesmal aus der rechten unteren Ecke.

36., 2:0, Olic: Ribery hat links viel Platz und nimmt aus der eigenen Hälfte Alaba mit. Der Österreicher läuft bis zur Grundlinie durch und bekommt den Ball. Flachpass vors Tor, wo Olic aus kurzer Distanz einschiebt. Doppelpack für den Kroaten.

39.: Der angeschlagene Müller macht Platz für Rafinha.

62: Kroos zieht aus 20 Metern halblinks mit rechts ab. Der Flatterball geht knapp am Tor vorbei.

66.: Gustavo vertändelt den Ball 30 Meter vor dem eigenen Tor an Valbuena. Der spielt rechts raus zu Ayew, der in die Mitte flankt. Brandao köpft den Ball aus drei Metern freistehend über das Tor.

Fazit: In der Defensive zu Beginn sorglos, in der Offensive nicht zu stoppen. Der FC Bayern zieht letztlich ohne Probleme ins CL-Halbfinale ein.

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Der Star des Spiels: Ivica Olic. Vor fast genau zwei Jahren schoss der Kroate im CL-Viertelfinale gegen Manchester United in der Nachspielzeit das 2:1. Auch wenn seine Tore gegen OM nicht so entscheidend waren, zeigte Olic, dass er immer noch zu 100 Prozent Spieler des FC Bayern ist. Kämpferisch überzeugte Olic wie eh und je und zwei Mal war er an der richtigen Stelle.

Der Flop des Spiels: Cesar Azpilicueta. In der ersten Halbzeit sah er als Rechtsverteidiger nur die Hacken von Ribery und Alaba und spielte obendrein einige Fehlpässe im Aufbauspiel. Nach der Pause verteidigte Azpilicueta links und hatte dort ein ums andere Mal das Nachsehen gegen Rafinha.

Der Schiedsrichter: Svein Oddvar Moen aus Norwegen. Abgesehen von ein paar kleinen Fehlern (Bayern wurden zwei Eckbälle verwehrt) eine souveräne Leistung in einem fairen Spiel.

Analyse: Die Bayern begannen konzentriert und mit Vorwärtsdrang. Kroos nutzte den Freiraum zwischen der Viererkette und dem defensiven Mittelfeld von OM und verteilte die Bälle meist auf links zu Ribery oder Olic, der sich oft aus dem Sturmzentrum löste.

Allerdings gingen die Münchner sehr sorglos in der Defensive um. Badstuber ließ sich gleich zwei Mal düpieren und ermöglichte Marseille gute Torchancen. In OMs Drangphase fiel das 1:0 durch Olic, doch schon im Gegenzug war erneut FCB-Keeper Neuer gefordert. Marseille hätte die Angelegenheit spannend machen können, doch den Franzosen fehlte der Punch im Abschluss.

Erst nach 25 Minuten hatten die Bayern OM im Schwitzkasten und erspielten sich praktisch minütlich Chancen zum 2:0. Die linke Seite blieb das Prunkstück, der emsige Alaba unterstützte Ribery, der sich viele Bälle aus der eigenen Hälfte abholte, nach Kräften. Resultat: ein blitzsauberer Konter vor dem 2:0.

Die Bayern hielten auch nach der Pause das Tempo, ein Kräfteverschleiß war nicht erkennbar. Gustavo und der starke Tymoschtschuk räumten im Zentrum auf und beendeten die zaghaften Versuche von OM durch die Mitte, das Bayern-Tor noch mal zu gefährden.

Die Münchner dagegen bauten ihre Angriffe variabel auf, kamen aber nicht mehr zwingend vor das Tor von Mandanda. In den letzten 25 Minuten wurde der Schongang eingelegt und das Spiel sicher nach Hause gebracht.

Die Bayern waren Marseille in 180 Minuten klar überlegen und haben sich zwei Spiele gegen Real Madrid verdient.

Bayern - Marseille: Fakten zum Spiel