Am 27. Mai 2008 bestritt Marko Marin sein erstes Länderspiel für die A-Nationalmannschaft des Deutschen Fußballbundes. Vor dem Relegationsspiel zur EM-Qualifikation der U 21 gegen Frankreich (Fr., 18.45 Uhr im SPOX-TICKER) wurde der 19-Jährige wieder ins Aufgebot der Mannschaft von Dieter Eilts berufen.
Im SPOX-Interview äußert sich der Gladbacher Mittelfeldspieler über die Streichung aus dem A-Kader. Zudem spricht er über den Vergleich mit Thomas Häßler und Pierre Littbarski und sein Idol Mehmet Scholl.
SPOX: Herr Marin, sind Sie enttäuscht, dass der Bundestrainer Sie nicht für die nächsten beiden Qualifikationsspiele nominiert hat?
Marko Marin: Gefreut habe ich mich nicht, aber enttäuscht wäre auch das falsche Wort. Zuletzt ist alles sehr schnell gegangen, ich bin erst 19, und weiß, dass es nicht immer nur steil nach oben geht.
SPOX: Sie hätten bestimmt gerne vor "heimischem Publikum" im Borussia Park gegen Wales gespielt.
Marin: Natürlich, aber es wird ja sicher nicht das letzte Länderspiel in Gladbach sein. Ich hoffe, dass ich irgendwann die Gelegenheit bekomme, vor Borussias Fans ein Länderspiel zu bestreiten.
SPOX: Wie haben Sie davon erfahren?
Marin: Ich habe einen Anruf von Jogi Löw bekommen, der mich gefragt hat, ob ich der U 21 in den Spielen gegen Frankreich helfen möchte.
SPOX: Wie gehen Sie nun an die Aufgabe mit der U 21 heran?
Marin: Ich freue mich auf die Frankreich-Spiele. Das wird eine ganz enge Sache mit super Spielern auf beiden Seiten. Natürlich ist unser Ziel die Qualifikation für die EM.
SPOX: Bereits gegen Finnland wurden Sie aus dem Kader gestrichen. War das für Sie völlig normal oder haben Sie das schon als kleinen Rückschlag empfunden?
Marin: Der Trainer hat im Vorfeld mit mir gesprochen und es mir erklärt. Es hatte nichts mit der Leistung zu tun. Er wollte auch anderen Spielern mal eine Chance geben. Ich denke, es ist normal, wenn man jung ist. Ich gehöre ja zum Kader dazu. Wenn ich mal ein Spiel nicht dabei bin, muss ich das akzeptieren.
SPOX: Spüren Sie den gestiegenen Druck oder legen Sie sich sogar selbst Druck auf?
Marin: In der Nationalmannschaft spüre ich noch keinen großen Druck. Ich bin ja noch nicht lange dabei. Leistung bringen muss ich natürlich immer. Von daher gibt es schon einen gewissen Druck. Aber den Druck, eine Mannschaft führen zu müssen, habe ich natürlich noch nicht. Da sind andere gefragt.
SPOX: Wo sehen Sie Ihren Platz im DFB-Team?
Marin (lacht): Seit Jens Lehmann nicht mehr dabei ist, kennen mich immerhin alle. Für mich lief es in letzter Zeit wirklich super in der Nationalmannschaft. Ich bin inzwischen von der Mannschaft gut aufgenommen worden und wir haben uns alle näher kennen gelernt. Ich fühle mich angekommen.
spoxSPOX: Jogi Löw fordert immer wieder Spieler mit Spezialfähigkeiten ein. Sie sind so ein Spieler. Sehen Sie sich deshalb ein wenig im Vorteil?Marin: Ich sehe es als großen Vorteil, so jung schon dabei zu sein. Ich denke, dass ich von Jahr zu Jahr noch stärker werden kann. Deshalb glaube ich schon, dass ich langfristig dabei bleiben werde. Der Trainer hat mich wohl nicht nur für ein paar Spiele geholt, sondern wird mir sicherlich Zeit geben, mich zu entwickeln und mich an die internationale Spielweise zu gewöhnen. So werde ich dann hoffentlich irgendwann Stammspieler.
SPOX: Wie viel von Ihrer "positiven Frechheit", also ihren risikoreichen Dribblings, kann die Mannschaft vertragen? Und wie kommt diese bei den Teamkollegen an?
Marin: Die Anerkennung innerhalb des Teams ist auf jeden Fall da. Die Mitspieler kennen meine Stärken und setzen mich gezielt ein. Ich glaube schon, dass ich mit meiner Spielweise der Mannschaft helfen kann.
SPOX: Sie werden häufig mit Icke Häßler oder Pierre Littbarski verglichen. Nervt Sie das?
Marin: Nein, überhaupt nicht. Wenn die Presse solche Vergleiche anstellen will, ist es in Ordnung. Es ist natürlich super, wenn man mit solchen Namen verglichen wird. Das ist ein großes Lob. Allerdings möchte ich nicht nur verglichen werden, sondern schon als Fußballer Marko Marin gesehen werden. Aber das wird ja auch genug gemacht.
SPOX: Hatten Sie auch ein persönliches Idol, das einmal für Deutschland gespielt hat?
Marin: Mehmet Scholl war mein Idol. Seine Spielweise hat mir gefallen.
SPOX: Müssen Sie den Klub wechseln, um sich weiter zu entwickeln - auch im Hinblick auf Ihre weitere Laufbahn in der Nationalmannschaft?
Marin: Ich kann mich auch jetzt gut entwickeln. Wenn man den Schritt zu früh wagt, wer weiß, ob es ein Rückschritt ist, oder ein Fortschritt. Natürlich möchte ich irgendwann Champions League spielen. Wann es soweit ist, kann ich jetzt noch nicht sagen. Das wird sich ergeben.
SPOX: Haben Sie für sich schon einen Plan zurecht gelegt, eine Art Fahrplan bis zur WM 2010?
Marin: Einen speziellen Fahrplan habe ich nicht. Ich warte einfach die Entwicklung ab. Wenn es so weiter läuft wie bisher, sieht es ganz gut aus.
SPOX: Wäre es ein Traum, bei der WM 2010 für Deutschland zu spielen und den Titel zu holen?
Marin: Nicht nur ein Traum, sondern auch ein Ziel. Wenn man wie ich schon so jung in der Quali dabei ist und noch zwei Jahre Zeit hat sich zu entwickeln, dann ist das auch realistisch. Ich will unbedingt dabei sein.
SPOX: Wie sieht der Kontakt zwischen dem Bundestrainer und den Spielern in der länderspielfreien Zeit eigentlich aus? SMS, Anrufe, Mails, gar nichts?
Marin: Mit den Spielern ist es sehr unkompliziert. Man telefoniert ab und zu oder quatscht bei den Bundesligaspielen, wenn man aufeinander trifft. Der Bundestrainer ruft nicht zwischendurch an, er meldet sich nur bei wichtigen Anlässen.