Ballack rechtfertigt Kritik an Löw

SID
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© Getty

Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack hat knapp vier Wochen nach dem Friedensgipfel mit Joachim Löw seine öffentliche Kritik am Bundestrainer in einem Interview mit Premiere verteidigt.

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Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack lässt im Machtkampf mit Bundestrainer Joachim Löw nicht locker: Knapp vier Wochen nach dem vermeintlichen Friedensgipfel verteidigte der Mittelfeldspieler vom FC Chelsea seine öffentliche Kritik an Löw und sorgt damit bei der deutschen Nationalmannschaft erneut für Unruhe.

"Manchmal will man eben auch bewusst an die Öffentlichkeit gehen, um ein bisschen wachzurütteln. Es wurde von vielen Seiten kritisiert, dass ich damit an die Öffentlichkeit gegangen bin. Inhaltlich wurde aber sehr wenig kritisiert. Bisweilen muss man halt auch ein paar kritische Töne in der Öffentlichkeit sagen", sagte der 32-Jährige in einem Premiere-Interview (Das komplette Interview am Mittwoch ab 20.45 Uhr bei Premiere und SPOX.TV).

Entschuldigung per Pressemitteilung

Ballack hatte Mitte Oktober in einem Interview mit der "FAZ" Bundestrainer Löw scharf angegriffen und unter anderem mehr Respekt und Ehrlichkeit eingefordert. Vor allem der Umgang der sportlichen Leitung mit seinem "Spezi" Torsten Frings war Ballack bitter aufgestoßen. Anschließend hatte sich der zentrale Mittelfeldspieler bei Löw allerdings per Pressemitteilung und auch telefonisch entschuldigt.

Zusätzlich war Ballack am 31. Oktober zu einer zweistündigen Aussprache mit Löw nach Frankfurt/Main gereist. Der Bundestrainer, der sich von Ballacks öffentlichen Äußerungen "tief enttäuscht" gezeigt hatte, sah nach einer weiteren Entschuldigung des 89-maligen Nationalspielers aber davon ab, Ballack als Spielführer abzusetzen oder ihn sogar zu suspendieren.

Ballack gießt Öl ins Feuer

"Das hat Ausmaße angenommen, die diesem Interview gar nicht würdig waren. Denn eigentlich hat das Interview gar nicht so viel hergegeben. Es hat während und nach der Europameisterschaft ein paar Irritationen gegeben. Ich finde das aber gar nicht schlimm im Fußball, wenn man mal anderer Meinung ist", meinte Ballack.

Der Chelsea-Profi, der bei der enttäuschenden Vorstellung der deutschen Nationalmannschaft gegen England (1:2) am vergangenen Mittwoch in Berlin nach seiner Fußoperation geschont worden war, gießt mit seinen Aussagen im Zuge der Reibereien mit der sportlichen Führung der Nationalmannschaft wieder neues Öl ins Feuer.

"Ich habe niemanden attackiert, das wollte ich ja gar nicht"

Auf die Frage des Premiere-Reporters, ob er das kritische Interview im Nachhinein bereuen würde, antwortete Ballack: "Nein, ich habe lediglich in einem vernünftigen Ton meine Meinung gesagt. Ich habe niemanden attackiert, das wollte ich ja gar nicht."

Löw hatte die Aussagen seines Kapitäns allerdings sehr wohl als eine persönliche Attacke gegen seine Personalpolitik verstanden. Dass Ballack nach seiner öffentlichen Kritik an Löw überhaupt weiter zum Kader der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gehört, hat er wohl alleine seinem sportlichen Stellenwert zu verdanken. Auch bei der Niederlage gegen England war der Führungsspieler nicht zu ersetzen und wurde schmerzlich vermisst.

Löw dachte, die Sache wäre ausgestanden

Dennoch sah sich Löw vor dem England-Spiel in Berlin gezwungen, mit einer deutlichen Ansprache an die Mannschaft seine Entscheidung pro Ballack zu verteidigen und gleichzeitig klarzumachen, dass er solche Aussagen seitens der Spieler mit Blick auf die WM 2010 nicht mehr tolerieren werde.

"Diese Dinge sind ausgeräumt, die Geschichte ist abgehakt. Ich bin mir sicher, dass so etwas nie wieder passieren wird", hatte der 48-Jährige geglaubt und zudem noch einmal darauf hingewiesen, dass der unrühmliche Abgang von Kevin Kuranyi sowie die öffentlichen Äußerungen von Ballack und Frings die Mannschaft in den vergangenen Monaten seit der EURO 2008 ein "falsches Licht gerückt" hätten.

Mit seinen neuerlichen Aussagen hat Ballack allerdings keinen Beitrag dazu geleistet, dass Ruhe in der DFB-Auswahl einkehrt.