Dr. Theo Zwanziger hat am Montag aufhorchen lassen. Der DFB-Präsident zieht einen Rücktritt in Betracht, sollte er den Rechtsstreit mit Journalist Jens Weinreich verlieren.
DFB-Boss Theo Zwanziger hat bei seiner Jahresbilanz offen mit Rücktritt gedroht, sollte er im Rechtsstreit mit dem Journalisten Jens Weinreich unterliegen.
"Ich werde meine persönliche Ehre nicht auf dem Altar des Amtes opfern", sagte der 63 Jahre alte Jurist im Anschluss an die offizielle Bilanzpressekonferenz am Montag.
"Sollten die Richter entscheiden, dass das Ganze verfassungsrechtlich zulässig ist, werde ich sehr ernsthaft erwägen, ob ich dieses schöne Amt weiterführe", ergänzte Zwanziger. Er sei aber sicher, "dass ich den Prozess gewinne".
Zwei Urteile zugunsten Weinreichs
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte im vergangenen Monat eine Klage gegen den Berliner Journalisten angekündigt. Weinreich hatte den DFB-Chef in einem Internet-Blog als "unglaublichen Demagogen" bezeichnet.
Zwanziger ("Die Pressefreiheit findet laut Verfassung in der persönlichen Ehre ihre Grenzen") fühlte sich durch diese Aussage verunglimpft.
Das Landgericht und das Kammergericht Berlin hatten im Rahmen eines von Zwanziger angestrengten einstweiligen Verfügungsverfahrens die Aussage des Journalisten als eine zulässige Meinungsäußerung angesehen. Nun steht die Klage im Hauptsacheverfahren an.
Finanzkrise stellt DFB vor Herausforderungen
Zuletzt hatte der ehemalige DFB-Schatzmeister erklärt, dass er sich eine weitere Amtszeit als DFB-Chef bis 2013 durchaus vorstellen könne.
Außerdem bewirbt er sich auf dem Kongress der Europäischen Fußball-Union im kommenden Frühjahr in Kopenhagen um einen Platz im Exekutivkomitee der UEFA.
Ein weiteres Spannungsfeld sieht Zwanziger zudem in Zukunft in Form der Finanzkrise auf den DFB zukommen. "Der Verband ist zwar stabil und verfügt über wirtschaftlich exzellente Grundlagen, aber die zu erwartende Rezession wird auch uns vor neue Aufgaben stellen", sagte der DFB-Präsident.
"Die Kluft zwischen reich und arm wird auch bei den Mitgliedern des DFB weiter auseinander gehen. In diesem Umfeld wird es eine schwere Aufgabe, trotzdem ein Zusammengehörigkeitsgefühl für alle zu schaffen."
Positive Gesamtbilanz
Unabhängig vom juristischen Konflikt und den möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Finanzkrise zog Zwanziger eine positive Bilanz für den DFB im EM-Jahr 2008.
Seine distanzierte Haltung im Konflikt zwischen Bundestrainer Joachim Löw, Manager Oliver Bierhoff und Kapitän Michael Ballack verteidigte der DFB-Boss mit deutlichen Worten.
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"Ich bin nicht der Schulmeister oder das Aufsichtsorgan für die Nationalspieler. Ich habe vor allem einen starken Bundestrainer, der klare Verhaltensregeln vorgibt", erklärte Zwanziger der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main. "Ich gebe gerne Ratschläge, aber in die sportliche Hierarchie werde ich öffentlich nicht eingreifen. Das ist nicht meine Art."
Sportlich überaus erfolgreich
Zwanziger geht auch im nächsten Jahr nicht von einem völlig reibungslosen Umgang aus. "Konflikte wird es immer geben, und wenn sie dann genüsslich ausgeleuchtet werden, muss man damit leben", sagte der DFB-Boss und stärkte Löw zugleich den Rücken.
"Seine Kompetenz und seinen Charakter schätze ich sehr. Mit seinem Team ist er für die WM 2010 in Südafrika auf einem guten Weg - auch wenn wir wissen, dass die Qualifikation für die WM-Endrunde weiter keine leichte Aufgabe ist."
Sportlich sprach Zwanziger von einem "überaus erfolgreichen" Jahr 2008 und führte dabei vor allem Platz zwei des "A-Teams" bei der EM, Bronze für die Frauen-Nationalmannschaft bei Olympia in Peking sowie den Titel der U19-Junioren bei der EM in Tschechien an.
Stolz auf Aushängeschilder
"Wir sind sehr stolz auf unsere Aushängeschilder und die Dichte an glänzenden Ergebnissen", sagte der 63-Jährige: "Ich glaube nicht, dass es einen anderen Verband in der Welt gibt, der ähnliches vorzuweisen hat." "Stolz" macht Zwanziger auch der Durchbruch der Marke von 6,5 Millionen Mitgliedern.
Zugleich will der Präsident keine Selbstzufriedenheit aufkommen lassen und betonte den weiteren Einsatz beim Thema Integration: "Es gibt zwei klare Bekenntnisse: Kein Doping und keine Diskriminierung. Der Fußball ist für jeden da, und es darf niemand ausgegrenzt werden. Einwände, der Verband dürfe nicht politisieren, lähmen mich nicht. Ich bin immer für Freiheit, Solidarität, Gerechtigkeit und Menschenwürde."