Schützenfest in Dubai

Von Stefan Rommel
Nach 15 Monaten und 15 Spielen ohne Treffer platzte bei Mario Gomez endlich der Knoten
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat das zweite Spiel im Rahmen ihrer Asienreise gegen die Vereinigten Arabischen Emirate im Glutofen des Al-Maktoum-Stadion zu Dubai mit 7:2 (4:0) gewonnen und einen überaus versöhnlichen Saisonabschluss gefeiert. Vor lediglich 6900 Zuschauern erzielte der zuvor 15 Monate torlose Mario Gomez einen Viererpack (35., 45., 47., 92.).

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die weiteren Treffer für die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw gingen auf das Konto von Heiko Westermann (29.), Piotr Trochowski (39.) und Bastian Schweinsteiger (51.).

Die Tore für die in der Offensive durchaus gefälligen Gastgeber erzielten Ismail Al Hammadi (52.) und Nawak Mubarak (72.).

Der Schalker Manuel Neuer, sowie Tobias Weis (1899 Hoffenheim) und der Stuttgarter Christian Träsch feierten gegen die drittklassigen Araber ihr Debüt im DFB-Dress.

"Die Asien-Reise hat sich gelohnt. Neuer hat super gehalten, Gomez hat wieder getroffen. Das sind zwei Dinge, die mich freuen. Aber wir müssen auch realistisch bleiben. Der Gegner hatte nicht das Niveau, das wir in Europa gewohnt sind", sagte Bundestrainer Joachim Löw.

Der SPOX-Spielfilm:

9.: Schöne Kombination und Pfosten. Gentner spielt genial in die Gasse auf Gomez. Der legt kurz ab auf Poldi, der aus acht Metern aufs lange Eck abzieht. Der Ball springt auf und landet am Pfosten.

18.: Guter Reflex von Neuer. Salem flankt von rechts auf den langen Pfosten. Hinkel pennt und Saeed köpft scharf aufs Tor. Neuer taucht ab und verhindert den Rückstand.

22.: Vertikalpass von Gentner auf Trochowski. Der legt direkt auf Poldi ab, der es auch direkt mit links versucht. Poldi trifft den Ball aber kaum und schießt fünf Meter rechts am Tor vorbei.

29., 0:1, Westermann: Trochowski schickt Lahm auf links. Der zieht in die Mitte und passt kurz auf Westermann quer. Der Verteidiger nimmt zehn Meter vor dem Tor den Ball an und zieht flach ins lange Eck ab.

31.: Wieder Neuer! Khamis zieht fünf Meter vor dem Tor ab. Neuer sprintet aus dem Kasten und entschärft den Ball mit der Brust.

35., 0:2, Gomez: Schweinsteiger spielt genau im richtigen Moment steil auf Podolski. Der stürmt mit Partner Gomez aufs Tor, legt acht Meter vor dem Kasten quer und Gomez schiebt ein.

39., 0:3, Trochowski: Poldi rechts auf Hinkel, der direkt in die Mitte und Troche netzt sechs Meter vor dem Tor locker ein.

45., 0:4, Gomez: Hinkel flankt von rechts an den Fünfer. Gomez hält den Fuß rein und trifft ins kurze Eck.

47., 0:5, Gomez: Cacau setzt sich gut im Zentrum durch und spielt kurz weiter auf Gomez in die Gasse. 15 Meter vor dem Tor lässt der sich nicht zweimal bitten und schiebt flach links ein.

51., 0:6, Schweinsteiger: Cacau von ganz links auf Gomez. Der zentral weiter auf Gentner, der einen technisch wunderbaren Ball auf Schweinsteiger spielt. Der zieht flach ab und Quassim grätscht den Ball ins eigene Tor.

53., 1:6, Al Hammadi: Die Deutschen stehen zu weit weg und so zieht Salem vom linken Strafraumeck einfach mal ab. Der Flachschuss geht an Freund und Feind vorbei und landet im linken Eck.

66.: Schweinsteiger gibt Gas und zieht aus knapp 20 Metern ab. Al Tawila kommt noch minimal an den Ball und lenkt ihn an die Latte.

73., 2:6, Mubarak: Wieder geht keiner richtig drauf und so zieht Mubarak aus 25 Metern mit links ab. Der Ball klatscht noch unhaltbar für Neuer an den Innenpfosten und geht rein.

92., 2:7, Gomez: Träsch in die Gasse auf Gomez, der den Keeper umspielt und aus sehr spitzem Winkel hoch in die Maschen trifft.

Der Star des Spiels: 15 Monate lang war nichts, rein gar nichts. 829 Minuten lang stürmte Mario Gomez dabei einem Tor hinterher. Mal hatte er Pech, mal stand ihm eigenes Unvermögen im Weg. Viel wurde diskutiert über den Noch-Stuttgarter und noch mehr über den tieferen Sinn der Asienreise. Für Gomez endet ein stürmisches Jahr - sein bestes im Trikot des VfB Stuttgart - mit einem Wechsel zu den Bayern und einem versöhnlichen Ende im DFB-Dress. Dubai spielte ihm vier Tore gegen die Seuche in die Beine. Das Gerede von der Flaute ist damit auch begraben.

Die Gurke des Spiels: Die deutsche Viererkette. Wenn drei von vier Spielern in der Defensive nicht auf der Höhe sind, erspielt sich sogar der Weltranglisten-120., eingebettet zwischen Großmächten wie Barbados und Äquatorial-Guinea, eine ganze Handvoll guter Chancen. Vernünftiges Abwehrverhalten sieht anders aus und darf von einer deutschen Nationalmannschaft auch erwartet werden - Freundschaftsspiel hin oder her.

Die Pfeife des Spiels: Zu Schiedsrichter Naser Darwish gibt es eine kleine Vorgeschichte: Die VAE wollten einem ihrer Schiedsrichter die Gelegenheit geben, das Spiel zu leiten. Dem DFB war das aber nicht wirklich recht, also musste Frankfurt intervenieren. Heraus kam die Jordanien-Lösung Naser Darwish. Der ließ sich von seinem Dasein als zweite Wahl aber nicht beirren und leitete eine faire Partie beinahe fehlerlos. Nur seine Assistenten ließen ihn bei so mancher Abseitsentscheidung im Stich.

Die Lehren des Spiels: Joachim Löw stand unter Druck - die Mimik und Angespanntheit bis zu Westermanns Führungstreffer entlarvten den Bundestrainer eindeutig. Noch so eine blutleere Vorstellung wie gegen China und das Echo auf die im Vorfeld schon sehr kritisch gesehene Asienreise wäre verheerend ausgefallen.

So hat der Bundestrainer zumindest ein paar wichtige Erkenntnisse sammeln können. Manuel Neuer zeigte eine reife Leistung, während Heiko Westermann den Vergleich mit Robert Huth klar für sich entscheiden konnte.

Trotzdem haftet der gesamten Expedition hartnäckig der Geruch des Betriebsausflugs an. Denn der zweite Vergleich vor nicht einmal 7000 Zuschauern gegen ein Kaliber wie Liechtenstein war nicht mehr als eine bessere Trainingseinheit. Bleibt zu hoffen, dass wenigstens die angestrebten Marketingziele zu einhundert Prozent erreicht wurden.

Vereinigte Arabische Emirate - Deutschland: Daten & Fakten