Schock für Bundestrainer Joachim Löw und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft: Am Dienstag musste Torwart Rene Adler seine Teilnahme an der WM-Endrunde in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) absagen.
Der 25 Jahre alte Schlussmann von Bayer Leverkusen, den Löw für die WM als Nummer eins eingeplant hatte, muss sich einer erneuten Rippen-OP unterziehen und kann deshalb bei der WM nicht spielen.
"Es wäre unverantwortlich"
"Das war die schwierigste Entscheidung meines Lebens. Aber es wäre mir selbst, meinem Verein und der Nationalmannschaft gegenüber letztlich unverantwortlich gewesen, an der WM teilzunehmen", sagte Adler in einer von seinem Klub Bayer Leverkusen verbreiteten Pressemitteilung.
"Medizinisch betrachtet ist es zwar möglich. Doch die Schmerzen sind so erheblich, dass ich auf Dauer sowohl im Training als auch in den Spielen keine Bestleistung hätte bringen können. In einem derart langen und intensiven Turnier aber ist das unerlässlich. Da braucht es topfitte Spieler", so Adler.
"Ich habe wirklich noch einmal alles versucht, doch nach dem Spiel gegen Berlin musste ich einsehen, dass es keinen Sinn macht", sagte der Bayer-Keeper.
Wer wird Nummer drei?
Wer für Adler nun als Nummer eins zur WM fährt, ist derzeit noch offen. Bundestrainer Joachim Löw muss sich zwischen dem Schalker Manuel Neuer und Bremens Tim Wiese entscheiden.
"Für Rene tut es mir leid", sagte Wiese. "Ich weiß nicht, ob ich jetzt die Nummer eins bin. Das muss der Trainer entscheiden. Ich habe immer meine Leistung gezeigt."
Als dritter Torwart scheinen Jörg Butt von Bayern München, Roman Weidenfeller von Borussia Dortmund und Hamburgs Frank Rost die besten Karten zu haben. Nach "sid"-Informationen soll Butt den Zuschlag erhalten. Am Donnerstag gibt Löw in Stuttgart sein erweitertes WM-Aufgebot bekannt.
"Natürlich tut es uns sehr leid, dass Rene nun doch operiert werden muss und somit für die Weltmeisterschaft ausfällt", sagte Löw. "Wir werden nun im Trainerteam gemeinsam darüber beraten, wer als weiterer Torhüter mit nach Südafrika fährt, und dies am Donnerstag bei der Pressekonferenz zur Nominierung des WM-Kaders in Stuttgart bekanntgeben."
"Ich hoffe, dass der Bundestrainer von weiteren Hiobsbotschaften verschont bleibt. Im Moment habe ich noch keine Sorgen für die WM, aber es dürfen keine weiteren Leistungsträger mehr für die WM ausfallen", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger.
Auch Rolfes muss passen
Am Dienstagmorgen hatte bereits der Leverkusener Mittelfeldspieler Simon Rolfes seine WM-Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen.
Adler hatte am vergangenen Samstag beim 1:1 gegen Hertha BSC Berlin mit einem speziellen Rippen-Panzer sein Bundesligacomeback gegeben.
"Rene hatte nach dem Spiel gegen Hertha BSC extreme Schmerzen. Daraufhin wurde er noch einmal von DFB-Arzt Dr. Müller-Wohlfahrt untersucht. Dabei kamen alle zu dem Ergebnis, dass eine WM-Teilnahme für ihn nicht möglich ist", erklärte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler.
Der Bayer-Keeper hatte schon einmal einen komplizierten Rippenbruch erlitten. Dieser hatte 2006 sogar die Fortsetzung seiner Karriere infrage gestellt. Damals musste eine Titanplatte mit vier Schrauben eingesetzt werden.
Blessur schwerer als angenommen
Dieses Mal hat der Bayer-Schlussmann zunächst weitaus weniger Probleme, konnte Anfang der vergangenen Woche wieder ins Training einsteigen, nachdem auch Nationalmannschaftsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt grünes Licht gegeben hatte.
Bei einer neuerlichen Untersuchung stellte Müller-Wohlfahrt jedoch fest, dass die Blessur schwerwiegender als zunächst angenommen ist."Es tut mir unheimlich leid für Rene", sagte Völler dem "Express". "Sein großer WM-Traum ist geplatzt, aber wir müssen die Entscheidung der Ärzte akzeptieren. Ich hoffe und glaube fest daran, dass Rene beim nächsten großen Turnier für Deutschland zwischen den Pfosten stehen wird."
"Rene war brutal enttäuscht, denn er wäre ja als Nummer eins nach Südafrika gefahren. Da ist eine solche Diagnose natürlich ein Schock. Aber die Gesundheit geht vor", sagte Adlers Berater Jörg Neubauer dem "sid" .
Erst Anfang März vor dem Länderspiel gegen den zweimaligen Weltmeister Argentinien (0:1) hatte sich Bundestrainer Joachim Löw für Adler als Nummer eins entschieden und dem Leverkusener den Vorzug gegenüber Manuel Neuer (Schalke 04) und Tim Wiese (Werder Bremen), den anderen WM-Kandidaten für das Tor, gegeben.