Die Formkurve spricht für England

Von Für SPOX in Südafrika: Stefan Rommel
Ungleiches Duo: Während Arne Friedrich (r.) gegen Ghana überragte, zeigte sich Mertesacker nervös
© Getty
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Das muss noch besser werden: Das Spiel über die Außen lahmte zuletzt sehr. Müller und Podolski auf den Flügeln sind nicht mehr so durchschlagskräftig, die Idealbesetzung im Ein-Mann-Sturm scheint immer noch nicht gefunden. Cacau machte als Klose-Ersatz gegen Ghana eine eher unglückliche Figur.

Deutschland ermöglichte Ghana zu viele Torchancen, die Rückwärtsbewegung stimmt nicht immer. Dazu kommen gravierende individuelle Fehler in der Defensivzentrale, die den Gegner quasi zum Toreschießen einladen.

Ein beträchtlicher Minuspunkt im deutschen Spiel ist die unterdurchschnittliche Chancenverwertung. Die Mannschaft steht sich dabei oft selbst mehr im Weg als der Gegner.

Und von der Bank braucht Deutschland mehr Impulse als bisher. Eine Einwechslung soll schließlich neuen Schwung bringen und nicht nur den Ist-Zustand beibehalten.

Zwei Tore in der Vorrunde zeigen das Manko der Engländer: Es werden zu wenige Chancen kreiert und dann auch nicht kaltblütig genug verwertet. Rooney läuft (noch) seiner Form hinterher, der ManUtd-Star wirkte phasenweise auch etwas müde und überspielt.

An Lampard läuft die WM bisher fast komplett vorbei. Der Chelsea-Star hat abermals große Probleme, seine Klub-Form im Trikot mit den drei Löwen zu bestätigen. Lamps ist nicht wirklich ins Spiel eingebunden.

Die Engländer bringen zudem ihre körperliche Stärke noch nicht auf den Rasen. Kaum eine andere Mannschaft ist so ausgeglichen besetzt wie England. Das Hauptproblem dürfte die Wankelmütigkeit der Mannschaft sein. Ein Rückschlag genügt und gestandene Premier-League-Spieler verlieren das Vertrauen in ihre eigenen Stärken.

Die größten Baustellen: Deutschland sucht noch immer den geeigneten Linksverteidiger. Insgesamt drei Spieler durften sich auf der ehemaligen Lahm-Position schon versuchen. Vollends überzeugen konnte bisher noch keiner.

Der DFB-Kader gibt hier vor allen Dingen großgewachsene und staksige (Badstuber) oder wuchtig-athletische Spieler her (Jansen und Boateng). Gegen schnelle, wendige Spieler wie etwa Aaron Lennon oder Joe Cole wird das dann schnell zum gefährlichen Problem.

Per Mertesacker sollte eigentlich die Konstante der Innenverteidigung sein. Bisher ist der Bremer aber eher das Gegenteil davon. Mertesacker läuft seiner Form hinterher. Zwei funktionierende Innenverteidiger sind aber der Mindestanspruch in der K.o.-Phase einer Weltmeisterschaft. Immerhin ist Merte selbstkritisch genug, seine Leistungen objektiv einzuordnen. Und Potenzial und Routine, um aus der schwierigen Phase herauszukommen, besitzt er genug.

Seit dem Ghana-Spiel hat Bundestrainer Löw aber auch noch eine Baustelle, die alle anderen übertrifft: Schweinsteiger ist angeschlagen und droht für das Spiel am Sonntag auszufallen. "Sollte er ausfallen, wäre das nicht gerade von Vorteil", sagt Löw. Übersetzt heißt das: Es wäre eine Katastrophe.

Die einzige "halbe" Alternative für das defensiven Mittelfeld wäre Toni Kroos. Mit der grenzenlosen Erfahrung von fünf Länderspielen und ein paar Minuten Spielzeit auf dieser Position...

Englands aktuelle Nummer eins David James hat da schon mehr Länderspiele auf dem Buckel. Und trotzdem bleibt die Position des Schlussmanns eine der wesentlichen Baustellen im englischen Team. James ist nach Greens Patzer die Nummer eins, wirkliches Vertrauen hat aber auch Capello nicht in den 38-Jährigen.

Die Abstimmung in wichtigen Schnittstellen stimmt immer noch nicht und bereitet Kopfzerbrechen: Zwischen Barry und Lampard im Mittelfeld, sowie zwischen Terry und Carragher in der Innenverteidigung ist das Zusammenspiel nur rudimentär vorhanden.

Die Hoffnungsträger: Es mag komisch klingen, aber ein Gegner wie England liegt Miroslav Klose. Im Antritt ist der Münchener schneller als Terry und Carragher, in der Luft gleichwertig. Und Klose hat nach seinem Fehltritt gegen Serbien etwas gutzumachen. Vermutlich wird er wieder den Vorzug vor Cacau erhalten.

Neuer im deutschen Tor verbreitete schon auf der ersten Pressekonferenz bei den englischen Journalisten Angst und Schrecken. Deutschland hat den eindeutig besseren Schlussmann - und die Engländer wissen das.

Die wiederum hoffen inständig darauf, dass der Knoten bei Rooney endlich platzt. Die große WM-Hoffnung der Engländer stand schon einige Male kurz vor seinem ersten Turniertor. Gegen Deutschland wäre der perfekte Zeitpunkt dafür.

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