Die Spieler sollen handeln statt reden, die Trainer lehren statt lamentieren. Bundestrainer Joachim Löw fordert von den Nationalspielern und seinem Trainerteam für das nächste große Ziel, die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien, eine deutliche Leistungssteigerung.
"Die Spieler und wir Trainer spüren eine große Motivation, ein so großes Projekt wie die WM in Brasilien in Angriff zu nehmen", sagte Löw vor dem Start der Qualifikation mit den Spielen am Freitag (7. September) in Hannover gegen die Färöer-Inseln und am darauf folgenden Dienstag (11. September) in Wien gegen Österreich.
Der Bundestrainer setzt seinen Spielern nicht mehr den FC Barcelona als Vorbild, sondern nimmt Borussia Dortmund als ideales Modell für einen Spielstil, mit dem Welt- und Europameister Spanien entthront werden soll.
Die Analyse des enttäuschenden Ausscheidens im EM-Halbfinale gegen Italien, die er bis zum ersten Test am 15. August gegen Argentinien (1:3) noch nicht vorgenommen hatte, sei in den vergangenen Wochen erfolgt, sagte Löw.
Doch auch wenn sich die 22 Nationalspieler am Montagabend in der Sportschule Barsinghausen treffen, wird er die krassen Fehler, die seinem Personal kollektiv beim 1:2 gegen Italien in Warschau am 28. Juni unterliefen, nicht mehr groß thematisieren. "Es ist viel geredet worden", sagte Löw und richtet den Blick nach vorne.
"Nun müssen wir den nächsten Schritt machen. Das Ziel, die Fans mit gutem, attraktivem, offensivem und begeisterndem Fußball zu unterhalten, behalten wir bei", erklärte Löw in einem Gespräch mit der dapd Nachrichtenagentur.
Amateure der Färöer-Insel ideal zum Einspielen
Ein Aggro-Pressing, bei dem der Gegner noch konsequenter, härter und früher in der eigenen Hälfte attackiert werden müsse, ist das erste Ziel. "Es ist angelernt, dass man den Gegner kommen lässt", sagte Löw, doch dieses Verhalten noch mehr aufzulösen, wäre ein ganz wichtiger Trainingsinhalt während der Phase bis zur WM.
Die Amateure aus Färöer sind zum Einspielen für das schwerere Match in Wien ideal. "Wir wollen natürlich in beiden Spielen erfolgreich sein und uns eine gute Basis erarbeiten für die Spiele im Oktober in Irland und gegen Schweden", sagte Löw. Fünfter Gruppengegner in der WM-Ausscheidung ist Kasachstan.
Für das frühe Stören des Gegners und eine überfallartige Balleroberung, was eine hohe Laufintensität erfordert, verweist der Bundestrainer auf den Deutschen Meister. "Dortmund hat das gut gemacht", sagt der 52-Jährige, doch es brauche "Wochen und Monate", um eine solche Spielweise einzuüben, betont Löw auch.
Deswegen spricht er nach der EM von einer Blockbildung von Spielern aus Dortmund und der Bayern, die er bisher als eher unwichtig einstufte.
Doch das noch aggressivere Pressing bringt allein recht wenig. "Man muss die Aktion sofort zu Ende bringen", sagt Löw. "Das ist schwer für die Nationalmannschaft zu erreichen."
Löw will von Dutt die Ausbildung von mehr Stürmern
Die bei der EM mangelhafte Effektivität, als nur aus jeder neunten Großchance auch ein Tor entstand, müsse unbedingt verbessert werden. "Das, was die Spanier und Barcelona gut können", nennt Löw das zweite Ziel, an dem er und sein Assistent Hansi Flick arbeiten wollen: "Den Ball dann auch ins Tor zu bringen."
Doch langfristig drückt Löw eben in vorderster Front der Schuh. Mit Miroslav Klose steht nur ein Stürmer in seinem aktuellen Kader, da Mario Gomez und Patrick Helmes verletzt sind. Er wolle mit DFB-Sportdirektor Robin Dutt reden, dass beim Nachwuchs mehr Wert auf die Ausbildung von Stürmern gelegt werden müsse.
Grundsätzlich sieht Löw seine Mannschaft, sich und den Trainerstab aber auf dem richtigen Weg. "Wir haben großes Vertrauen ins unsere Linie und Philosophie", erklärte er. Eine Notwendigkeit, dass seine Mannschaft nach der enttäuschend zu Ende gegangenen EM verlorenen Kredit zurück gewinnen müsse, erkennt er nicht. Lediglich Details, allerdings recht wichtige, fehlten zum nächsten Titelgewinn.
Joachim Löw im Steckbrief