SPOX: Herr Grieneisen, im Pokal geht es gegen den FC Schalke 04. Wie hat sich die Mannschaft auf das Spiel vorbereitet? Gibt es als Erstligaschreck schon Vorfreude auf das Halbfinale?
Henning Grieneisen: Wir haben uns ganz normal auf das Spiel vorbereitet. Also nichts besonderes. In Sachen Halbfinale müssen wir schauen, wie das Spiel morgen läuft. Aber es wäre natürlich schon riesig und ein Highlight, ins Halbfinale einzuziehen.
SPOX: Wie ist die Stimmung vor dem Pokalknaller in Osnabrück?
Grieneisen: Ich denke, die Fans freuen sich genauso wie wir auf das Spiel. Wenn wir zum Warmmachen rauslaufen, dann wird man als Spieler merken, dass die Fans im Stadion und wohl die ganze Stadt Osnabrück hinter uns stehen wird.
SPOX: Das ist ja nicht nur im Pokal der Fall...
Grieneisen: Das ist richtig. Gegen Offenbach waren 11.000 Zuschauer im Stadion. Das zeigt schon die Euphorie um den VfL. Mit dem ersten Platz in der Liga und dem Pokal-Viertelfinale können wir und auch die Fans zufrieden sein.
SPOX: Wie sieht es mit dem Respekt vor der Mannschaft von Felix Magath aus?
Grieneisen: Natürlich haben wir Respekt. Es wäre ja auch schlimm, wenn nicht. Schalke spielt immerhin eine starke Bundesligasaison.
SPOX: ...aber mit Bundesligisten haben Sie in der Pokal-Saison gute Erfahrungen gemacht.
Grieneisen: Auch das ist richtig. Wir haben den HSV aus dem Wettbewerb geworfen und in der letzten Runde Borussia Dortmund. Es muss natürlich viel zusammenpassen, aber wir gehen mit Mut in das Spiel. Durch die Siege gegen den HSV und Dortmund wissen wir auch in etwa, wie wir Schalke schlagen können.
SPOX: Sie haben das Spiel gegen den Hamburger SV gerade schon kurz angesprochen. Für sie sicherlich ein Highlight, oder?
Grieneisen: Absolut. Man schießt nicht all zu oft in seiner Karriere, vor allem als Drittliga-Spieler, ein Tor gegen den Bundesligaspitzenreiter. Das ganze Spiel mit der 2:0-Führung, dann dem Rückstand und zu guter Letzt mit meinem Tor kurz vor Schluss war unglaublich. Ein Erlebnis, das mir in positiver Erinnerung bleiben wird.
SPOX: Durch den Treffer waren Sie in Osnabrück dann wohl auch für die nächsten Wochen der Held?
Grieneisen: Der Fußball ist schon ziemlich schnelllebig. Nach dem Spiel stand wieder der Drittliga-Alltag an und ich war verletzt. Ich konnte mich also leider nicht weiter in Szene setzen. Aber natürlich wird man sich hier noch lange an das Spiel und auch an mein Tor zurück erinnern.
SPOX: In dieser Saison haben Sie mit ihrer Gesundheit nun wirklich kein Glück.
Grieneisen: Das kann man so sagen. Ich bin ja erst spät zum VfL gestoßen. Dann kam das Spiel gegen den HSV und die Verletzung und ich war acht Wochen raus, musste mich wieder neu herankämpfen und wieder versuchen, mich neu im Training zu zeigen. Aber auch das gehört dazu.
SPOX: Sie sprechen es gerade schon selbst an. Sie haben sich den Sommer über bei den Sportfreunden Lotte fit gehalten. Gab es keine Interessenten für Sie?
Grieneisen: Der Kontakt zu Osnabrück bestand eigentlich die ganze Zeit. Es hat dann bis Ende August gedauert, bis ich wieder dabei war. Nicht so schön war, dass von anderen Seiten Versprechen gebrochen wurden, aber darauf möchte ich nicht weiter eingehen. Ich bin jetzt beim VfL und damit bin ich sehr zufrieden.
SPOX: Was ist denn Ihr Ziel? Wollen Sie noch mal in der 2. Liga angreifen?
Grieneisen: Das ist ja momentan das Schöne. Wir stehen gut da und sind Tabellenführer. Die Rückkehr in die 2. Liga mit Osnabrück wäre natürlich perfekt für mich, aber auch der Verein mit dem tollen Umfeld hätte es wirklich verdient.
SPOX: Kommen wir noch einmal kurz auf ihre arbeitslose Zeit im Sommer zu sprechen. Gab es keine Angebote für Sie?
Grieneisen: Mein Berater hat immer wieder Gespräche mit Vereinen geführt, aber es kam nie so weit, dass ein unterschriftsreifer Vertrag vorgelegen hätte. Vieles ist schlussendlich im Sande verlaufen, obwohl da sicherlich einiges möglich gewesen wäre.
SPOX: Eine Erfahrung auf die man wohl verzichten kann.
Grieneisen: Das sehe ich nicht so. Natürlich ist es eine bedrückende Zeit ohne Vertrag, aber das ist eine Erfahrung, die einen auch weiter bringt. Man schätzt es jetzt sehr viel mehr, einen Vertrag zu haben und den Job, den man gerne macht, ausüben zu können.
SPOX: Sieht man sich in einer solchen Phase auch nach Alternativen um? Studium? Einen anderen Job?
Grieneisen: Ich studiere nebenbei an der Fernhochschule Sportmanagement, aber es ist verständlich, dass man sich in einer Phase, wie der im Sommer, besonders mit dem Thema auseinander setzt und guckt, wie es weiter gehen soll. Aber ich habe ja nun meinen Vertrag bei Osnabrück und bin wirklich sehr zufrieden hier.
SPOX: Das heißt wir sehen Henning Grieneisen nach seiner Karriere als Fußballer auf der Funktionärsebene wieder?
Grieneisen: Das wäre natürlich perfekt. Am liebsten würde ich schon im Fußball arbeiten, aber solange es überhaupt im Sport ist, wäre ich glücklich.
SPOX: Zum Schluss noch eine Frage. Felix Magath sucht noch nach seiner festen Stütze im defensiven Mittelfeld. Das ist auch Ihre Lieblingsposition. Schon mal darüber nachgedacht sich in den Blickpunkt zu spielen?
Grieneisen: (schmunzelt) Erst einmal muss ich von Beginn an spielen, was bei unserem Kader nicht gerade einfach ist. Natürlich ist es ein Traum, Bundesliga zu spielen und das war auch der Grund für mich, Profi zu werden. Bei einem Angebot von Schalke würde wahrscheinlich so ziemlich jeder Spieler in meiner Situation schwach werden.
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