Es folgten weitere Vorfälle mit Carl-Zeiss-Anhängern in Braunschweig sowie beim Heimspiel gegen den VfR Aalen, die elf Gräber von Dresden und das nach Würfen von Leuchtfeuerraketen aus dem Wuppertaler Fanblock kurz vor einem Abbruch stehende Spiel des WSV bei Fortuna Düsseldorf.
3. Liga keine Bühne für Hooligans
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) beobachtet die Vorfälle genau. Sorgen macht man sich um die neue Qualitätsmarke aber nicht. "Wir haben nicht die Befürchtung, dass sich die 3. Liga mehr und mehr zu einer Bühne für Hooligans entwickelt. Die bisherigen Vorfälle wurden von den Medien sehr gepusht", so Helmut Spahn, Sicherheitsbeauftragter des DFB, gegenüber SPOX.
"Zudem haben sich die Vereine richtigerweise deutlich von den randalierenden Gruppen distanziert. Grundsätzlich sehen wir keine Zunahmen der Gewaltproblematik im Fußball."
Dass die Gewalt im Fußball nicht zunimmt, sieht der ehemalige Leiter des Spezialeinsatzkommandos der Frankfurter Polizei auch in der positiven Vereinsarbeit begründet. "Die Präventionsarbeit ist gut, die Vereine arbeiten sehr intensiv mit. Dynamo Dresden ist dafür ein gutes Beispiel. Dort gab es vor zwei Jahren massive Probleme. Abgesehen vom 10. Spieltag waren diese Schwierigkeiten seitdem behoben."
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Aber auch mit den anderen Teams gäbe es von Seiten des DFB eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Mehrmals im Jahr treffen sich DFB sowie Vereins- und Fanvertreter, um Erfahrungen auszutauschen und die aktuelle Lage zu beurteilen. Sicherheitsexperten des Fußball-Bundes sind zudem oftmals direkt bei den Spielen anwesend.
Strafen werden angezogen
Jena und Dresden mussten nach den Vorfällen im Ostderby jeweils 12.000 Euro Strafe zahlen. Da Jena-Anhänger auch in den folgenden Partien auffällig wurden, verhängte der DFB für die Partie gegen den SC Paderborn 07 eine Art Platzsperre und ließ insgesamt nur 3000 Zuschauer zu.
"Wir berücksichtigen bei den Entscheidungen immer, dass es im Verein viele Leute gibt, die gegen die Probleme anarbeiten. Wenn es trotzdem für den Moment nicht besser wird, wie nun in Jena, werden die Strafen angezogen", betont Spahn.
Deutlich dürfte das Strafmaß für den Wuppertaler SV ausfallen, dessen "Fans" - der WSV sprach den Randalierern sofort nach dem Spiel die Vereinszugehörigkeit ab - durch den Einsatz von Leuchtraketen in der Partie gegen Fortuna Düsseldorf beinahe für einen Spielabbruch sorgten.
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"Die infrastrukturellen Vorgaben in Sachen Sicherheit sind sehr hoch und in Europa führend. Trotzdem gibt es bei Großveranstaltungen immer ein gewisses Restrisiko", rechtfertigt Spahn die immer wiederkehrenden Vorkommnisse in den Stadien. "Der Ordnungsdienst muss daher umso genauer hinschauen. Man muss natürlich auch sagen, dass sich die Fans einiges einfallen lassen, um zum Beispiel Leuchtraketen ins Stadion zu bekommen".
Spahn: "Fußball soll den Fans Spaß bringen"
So würden gerade die Raketen oftmals in ihren Einzelteilen in Schuhen oder sogar in der Unterwäsche ins Stadion geschmuggelt. "Auf diese Entwicklung müssen wir natürlich reagieren, so wie beim UEFA-Cup-Spiel zwischen Schalke 04 und Paris St. Germain geschehen."
Aufgrund der als gefährlich eingestuften Pariser Fans war ein Extrazelt aufgebaut worden, in dem sich die Gästefans ausziehen mussten. Dieses Vorgehen wurde besonders in den Medien heftig kritisiert. "Wir wollen solche Kontrollen auch nicht, denn der Fußball soll den Fans Spaß bringen. Aber manchmal sind derartige Maßnahmen einfach nötig, um die Sicherheit zu gewährleisten", stellt Spahn klar.
Stimmung ist besser als in England
Der bereits vielfach geäußerten Meinung, dass das Fanverhalten in England besser sei, als in Deutschland steht Spahn, der in engem Kontakt mit der UEFA steht, eher nüchtern gegenüber: "Dort gibt es rigorose Regeln. Englische Stadien haben nur noch Sitzplätze, der Alkoholverzehr ist generell verboten und andere Getränke dürfen ebenfalls nicht mit zum Sitzplatz genommen werden. Bei Verstößen gibt es sofort Stadionverbot. Zudem sind kaum Fahnen oder Banner zu sehen. Wenn dort ein Fan das Spielfeld betritt, muss er mit strafrechtlichen Folgen rechnen. Wir müssen uns in Deutschland fragen, ob wir das auch so extrem haben wollen."
Spahn hat die Antwort für sich bereits gefunden: "Eine solche Entwicklung fände ich besonders für die Fans schade, die sich anständig verhalten und für eine positive Atmosphäre sorgen. Daher halte ich die Stimmung in Deutschland, wenn alles friedlich bleibt, sogar für besser als in England."
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