München - Der Kampf der Giganten: Ja, das darf dieses Spitzenspiel der englischen Premier League in aller Bescheidenheit von sich behaupten.
Arsenal und Manchester United (das Spiel Samstag, 13.45 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere) spielen im Moment nicht nur den schönsten, sondern auch den erfolgreichsten Fußball auf der Insel.
Wobei die Gunners für sich in Anspruch nehmen dürfen, sogar noch ein bisschen erfolgreicher zu sein. Sie stehen ungeschlagen und mit einem Spiel weniger an der Tabellenspitze.
Die Geschichte dieses Spiels ist nicht nur sportlich sondern auch emotional äußerst spektakulär: Legendär die handgreifliche Auseinandersetzung beider Mannschaften im Kabinengang in Old Trafford vor drei Jahren. Ruud van Nistelrooy holte in der 90. Minute einen äußerst zweifelhaften Elfmeter heraus. Er verschoss und wurde kurz nach Abpfiff von den Arsenal-Spielern verbal quasi in die Kabine geprügelt, ehe dann echte Fäuste flogen.
Dazu dienten Suppe und Pizzastücke als Wurfgeschosse. Der damals 17-jährige Cesc Fabregas soll den großen Sir Alex Ferguson voll erwischt haben. Insgesamt acht Spieler beider Mannschaften wurden in der Folge mit Spiel- und Geldstrafen belegt, darunter auch Jens Lehmann.
Das Spiel ging als "Battle of the Buffet" in die Geschichte ein. Im Jahr darauf begegnete man sich in Highbury, dem alten Stadion von Arsenal. Schon im Kabinengang gerieten die damaligen Kapitäne Roy Keane und Patrick Viera aneinander. Nur mit Mühe konnte der Unparteiische verhindern, dass die Situation erneut eskalierte. Die Duelle in den letzten beiden Jahren waren dann rein sportliche Leckerbissen.
Die Manager: der Harte gegen den Gentleman
Was allerdings auch damit zu tun hat, dass sich das Verhältnis der beiden Manager extrem entspannt hat. Sir Alex und Arsene Wenger sind bis zum heutigen Tag keine Freunde, aber insbesondere den Schotten hat mittlerweile eine wohltuende Altersmilde befallen.
Wo er früher selten eine Gelegenheit ausließ, die Gunners und den Kollegen zu piesacken, findet er heute durchaus anerkennende Worte. Warum auch nicht, man ist sich in der Philosophie sehr ähnlich. Beide legen viel Wert auf ihre Nachwuchsarbeit und beide sind mittlerweile Herrscher ihres eigenen Imperiums. Das von Ferguson existiert seit 1986 und Wenger begann 10 Jahre später. Nur in der Art des zwischenmenschlichen Umgangs sind die beiden dienstältesten Manager der Premier League gänzlich unterschiedlich: Choleriker trifft Gentleman.
Die Torhüter: Präsident gegen Bürgermeister
Der Vergleich ist eigentlich unzulässig, da Edwin van der Sar nahezu alles gewonnen hat, was der europäische Vereinsfußball an Silberware bereit hält und Manuel Almunia, na ja, gar nichts. Der eine hat das Phänomen "mitspielender Torhüter" praktisch erfunden der andere, na ja, gar nichts. Genauso gut könnte man den Präsident der Vereinigten Staaten mit dem Bürgermeister der Stadt Pamplona, wo Almunia herkommt, vergleichen.
Aktuell aber halten, und das spricht in der Tat für Almunia, beide auf absolutem Top-Level. Es besteht im Moment seitens Wenger nicht die geringste Notwendigkeit, auf der Torwartposition irgendetwas zu verändern. Das ist schade für Jens Lehmann, da dem 37-Jährigen im Grunde die Zeit fehlt, auf eine Pannenserie des Spaniers zu warten.
Die Abwehr: Die Bank von England
Gemeinsam mit dem FC Liverpool bekommen sie im Moment die wenigsten Gegentore. Wenn wir tatsächlich über die absoluten Feinheiten diskutieren wollen, ist das Innenverteidigerduo Rio Ferdinand/Nemanja Vidic von United noch einen Tick zweikampfstärker als Kolo Toure/William Gallas von Arsenal. Die Gunners gleichen das wiederum durch bessere technische Werte aus.
Das Mittelfeld: Was kommt nach Weltklasse?
Erwarten Sie bitte nicht von mir, dass ich mich ernsthaft festlege, welches der beiden Teams das beste Mittelfeld stellt. Beide sind in der Lage, einen Gegner mit chirurgischer Präzision zu zerlegen. Fußballästheten im Überfluß: Fabregas, Hleb, Rosicky - Giggs, Nani, Ronaldo (Scholes fehlt ja leider verletzt), das ist die pure Leichtigkeit.
Die Leichtigkeit wird in beiden Mannschaften gewährleistet durch einen defensiven Mittelfeldspieler. Bei den Londonern war das zuletzt Matthieu Flamini, Manchester baut auf Michael Carrick oder Owen Hargreaves. Cristiano Ronaldo war der beste Spieler der Vorsaison, Fabregas ist es an den ersten Spieltagen der neuen Spielzeit.
Der Sturm: Kraft gegen Eleganz
Hier liegen die größten Unterschiede zwischen beiden Mannschaften. Während Ferguson konsequent am Zwei-Stürmermodell festhält, variiert Wenger je nach Gegner. Der Franzose bleibt sich auch in diesem Mannschaftsteil treu und vertraut auf spielstarke Spitzen. Emanuel Adebayor ist im Moment gesetzt, und so lange Robin van Persie noch verletzt fehlt, bietet er eine zusätzliche hängende Spitze auf und stellt lieber einen weiteren Mann ins Mittelfeld. Schon alleine dadurch ist der lange Ball quasi untersagt, weil wenig sinnvoll.
Manchester United nutzt dieses Stilmittel durchaus, setzt in Tevez und Rooney auf körperliche Präsenz und typisch englische Elemente. Beide leben nicht nur von großer spielerischer Klasse, sondern auch von ungeheurer Physis.
Am Ende des Tages werden es die Kleinigkeiten sein, die letztlich den Unterschied ausmachen werden - wenn es überhaupt einen gibt. Das ewige Topspiel in England. Ein echter Battle of the Titans eben.
Bleiben Sie sportlich,
Wolff Fuss
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