Die 13 ist keine Unglückszahl, sie ist ein Rettungsanker. Thomas Broich flüchtet in Brisbane in den 13. Stock eines Hotels, die 13 ist Sicherheit; Schutz vor der Flut, die durch das Gebiet braust wie ein Tsunami im Inland. So beschreibt es der frühere Bundesliga-Profi. Ob sein Apartment, ganze 200 Meter vom Brisbane River entfernt, schon überflutet ist, weiß er nicht. Der Keller ist vollgelaufen, das weiß er. Das Wasser versperrt ihm den Weg.
"Die komplette Innenstadt wurde geräumt, in den Supermärkten gab es regelrechte Panikkäufe", berichtet Broich im Gespräch mit dem Fußball-Magazin 11 Freunde. In Brisbane, das in den vergangenen Sommern unter Trockenheit litt, geht es plötzlich um jeden Höhenmeter, für einige ums Überleben.
Glück im Unglück?
"Ich habe noch Glück, dass es vom Brisbane River ein wenig bergauf geht und mein Apartment im zweiten Stock liegt. Ich habe also Chancen, dass die Wohnung nicht geflutet wird." Natürlich müsste er nicht gleich in den 13. Stock ziehen. Aber es ist ein besseres Gefühl.
Thomas Broich sitzt also auf dem Trockenen, was ausnahmsweise positiv zu verstehen ist. Aber selbst, wenn er in seine Wohnung darf: Die Versorgung ist zusammengebrochen. "Kein Strom, kein Wasser, nichts. Es ist auch so, dass Sprit nur an Rettungswagen herausgegeben wird. Diese Unsicherheit ist bedrückend."
Konzentration auf Fußball kaum möglich
Am Donnerstag kehrte er von einem Auswärtsspiel seines Klubs Brisbane Roar zurück, im Hinspiel hat er, so behauptet eine Zeitung, das schönste Tor in der Historie des australischen Fußballs erzielt.
Für Broich ist Australien eine zweite Heimat, der Anblick schmerzt. "Das geht schon nahe. Ich habe diese Stadt lieb gewonnen, und wenn man jetzt diese ehemals schönen Orte sieht und die obdachlos gewordenen Menschen, dann macht das betroffen", sagt er.
Auf Fußball kann er sich deshalb schwerlich konzentrieren. Zumindest in Brisbane ist daran aber sowieso nicht zu denken. "Das gesamte Stadion steht unter Wasser. Da kannst du höchstens drin schwimmen. Das Wasser steht fast bis zur Torlatte." Drei Tage haben die Spieler nun frei bekommen, auch, um Ordnung in ihr Leben zurückzubringen. Toowomba, wo die Flut am schlimmsten wütete, ist nur 50 Kilometer entfernt.
"Jeder ist hier sehr betroffen"
"Das ist ganz extrem. Die Berichterstattung läuft Tag und Nacht im Fernsehen. Hier werden Spenden gesammelt, bei Sportveranstaltungen gibt es Schweigeminuten. Es ist das Thema schlechthin, landesweit. Jeder hier ist sehr betroffen", berichtet Broich, der in der Fußball-Bundesliga für den 1. FC Köln, Borussia Mönchengladbach und den 1. FC Nürnberg spielte.
Brisbane ist sogar noch halbwegs glimpflich weggekommen. "Da sind viele Häuser einfach weggeschwemmt worden, aber die Leute hatten wenigstens noch ein, zwei Tage Zeit, sich in Sicherheit zu bringen." In anderen Städten wurden nicht die Häuser weggeschwemmt. Es waren die Menschen.
Es ist einige Wochen her, da hat sich Thomas Broich für den Express in seinem "kleinen Paradies" fotografieren lassen. "Diese Stelle wird komplett überschwemmt sein. Dieses kleine Paradies ist in den nächsten Wochen und Monaten keines mehr."