SPOX: Nur in der Weltrangliste spiegelt es sich nicht wider. Die Philippinen etablierten sich zwar in den Top 150. Bis zu den Top 100, das erklärte Ziel von Teammanger Dan Palami, ist es weit hin.
Weiß: Die Weltrangliste besitzt nur eine bedingte Aussagekraft. Das weiß Dan Palami, mit dem ich toll zusammenarbeite und ohne ihn der gesamte Aufschwung gar nicht denkbar wäre. Bei der Weltrangliste ist das Problem, dass es nicht die wahre Leistungsstärke wiederspiegelt. Ruanda an Platz 93 würden wir locker schlagen. Und wenn wir beispielsweise mal Katar bezwingen würden, ginge es direkt 20 Plätze nach oben. Gleichzeitig sind wir auf dem 144. Rang zwei Plätze besser als Kasachstan, das in der WM-Quali gegen Deutschland respektabel mitspielte. Uns war es im ersten Schritt wichtig, uns zu stabilisieren und in Südostasien zu den Top-Nationen aufzuschließen. Das ist uns gelungen.
SPOX: Mittlerweile sind sogar erste Strukturen geschaffen worden, um weiter konkurrenzfähig zu sein. Mit dem Schweizer Pascal Zuberbühler, einst bei Bayer Leverkusen, bekamen Sie sogar einen sehr prominenten Torwart-Trainer an die Seite. Wie kam es dazu?
Weiß: Mein Nationaltorwart Neil Etheridge legte mir Pascal ans Herz. Beide kennen sich aus Fulham, wo Pascal erst mit Neil zusammenspielte und ihn dann trainierte. Ich muss zugeben: Anfangs war ich etwas reserviert, weil ich Pascal nicht kannte. Mittlerweile will ich ihn nicht mehr hergeben. Er übernimmt neben der eigentlichen Tätigkeit als Torwart-Trainer auch die Video-Analyse und hilft bei der Organisation. Obwohl er eine tolle Spielerkarriere hatte mit Teilnahmen an der WM und EM und deswegen überall ein hohes Standing genießt, verhält er sich total vorbildlich und loyal. Ein Top-Mann, der zu einem guten Freund geworden ist.
SPOX: Erschwert es jedoch Ihre Entscheidung, wen Sie zur Nummer eins ernennen? Zuberbühler-Intimus Etheridge oder Duisburgs Roland Müller?
Weiß: Überhaupt nicht. Ich habe einen offenen Konkurrenzkampf ausgerufen und ich bin gespannt, ob sich beide zu Bestleistungen pushen. Roland hatte in der Vorsaison für Duisburg einige gute Auftritte, Neil gelangen ebenfalls überragende Fortschritte.
SPOX: Der 20-jährige Alphonse Areola, die Nummer drei bei Paris St. Germain, hat ebenfalls philippinische Wurzeln und soll außergewöhnlich talentiert sein.
Weiß: Wenn er so gut ist, wie man sich erzählt, wird er der nächste französische Nationalkeeper. Dennoch ist das kein Problem, wir haben mit Neil und Roland zwei Top-Torhüter.
SPOX: Sondieren Sie weiter das Ausland nach Halb-Filipinos, um die Nationalmannschaft zu verstärken?
Weiß: Auf jeden Fall. Mike Ott aus der A-Jugend von 1860 München war beim Freundschaftsspiel in Hong Kong letzte Woche erstmals bei der Nationalmannschaft dabei und lernte uns kennen. Und bei Admira Wacker Mödling in der österreichischen Bundesliga entdeckten wir mit Stefan Palla einen interessanten Spieler für die Abwehr.
SPOX: Die Kehrseite: In den philippinischen Medien heißt es, dass es Spannungen in der Nationalmannschaft geben soll zwischen den einheimischen und halb-philippinischen Spielern. Was ist dran?
Weiß: Es gibt unterschwellig ein gegenseitiges Beäugen. Einer meiner Spieler, der in den Philippinen aufgewachsen ist, wurde mit der Aussage zitiert, dass zu viele Halb-Filipinos im Team seien. So etwas lese ich nur sehr ungern. Wir leben in einer globalen Welt und für solche Ressentiments sollte es keinen Platz geben. Die Spieler haben alle philippinische Wurzeln und geben alles, das Land anständig zu repräsentieren. Die Alternative wäre, dass die Philippinen wieder zur Witzfigur des südostasiatischen Fußballs verkommen. Aber wer will das?
Michael Weiß im Steckbrief