Gerard Piqué, Sergio Busquets, Xavi, Xabi Alonso, Cesc Fabregas, Juan Mata, Pedro, David Villa, Roberto Soldado und Fernando Torres. Diese zehn Spieler würden eine fantastische Mannschaft ergeben, vielleicht ein bisschen offensiv ausgerichtet, aber vielversprechend und vermutlich in den meisten Fällen auch erfolgreich. Egal, welchen Torhüter man zwischen die Pfosten stellen würde.
Wenn die spanische Nationalmannschaft am Mittwochabend gegen Ecuador in Guayaquil, der größten Stadt des südamerikanischen Landes, testet, wird keiner der zehn Genannten spielen, geschweige denn auf der Ersatzbank sitzen.
Trainer Vicente del Bosque hat auf jede Menge Stars verzichtet, auf die meisten freiwillig. Busquets ist verletzt, Pique wegen seiner Roten Karte im Confed-Cup-Finale gesperrt. Der Rest bekommt frei, was den Spielern angesichts des bevorstehenden Saisonstarts in Spanien und England nicht ungelegen kommt.
"Brasilien und Deutschland sind besser"
Del Bosque nutzt das Spiel in Ecuador nicht als Face-Lifting. Ab sofort wird knallhart gecastet. 2014 will La Roja den WM-Titel verteidigen und der Trainer mit dem dritten großen Titel abtreten. "Natürlich ist es unser Ziel, in Brasilien zu triumphieren, auch wenn es mit Brasilien und Deutschland derzeit bessere Teams gibt als uns", sagt del Bosque.
Mit Innenverteidiger Íñigo Martínez (Real Sociedad), Offensiv-Allrounder Koke Resurrección (Atletico Madrid) und Stürmer Cristian Tello (FC Barcelona) hat del Bosque drei Neulinge in Ecuador dabei.
In den nächsten Wochen und Monaten sollen weitere Spieler die Chance bekommen, sich für einen Platz im WM-Kader anzubieten.
"Jeder Spieler, der einen spanischen Pass hat, kann theoretisch für die Nationalmannschaft spielen. Da erzähle ich ja keine revolutionären Dinge. Ich will nur deutlich machen, dass die Tür für jeden Spieler offen steht. Die Spieler müssen nur hindurchgehen", sagt del Bosque.
Del Bosque treibt Generationen-Wechsel voran
Martinez, Koke und Tello holten im Juni mit Spanien den Titel bei der U-21-EM. Kapitän von La Rojita war Thiago. Der Neu-Münchner ist in Ecuador ebenso dabei wie Isco, der in der kommenden Saison bei Real Madrid neben Cristiano Ronaldo spielen wird.
"Thiago und Isco waren schon mal dabei. Im Prinzip hätte ich aber auch die anderen drei U-21-Europameister früher fürs A-Team nominieren können. Alle haben herausragende Qualitäten und werden sich langfristig durchsetzen", kündigt del Bosque an.
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Vor allem Thiago und Isco stehen für den Generationswechsel, den del Bosque anschiebt. Noch zählen Iker Casillas, Sergio Ramos Xavi und Iniesta zur Stammformation, doch für die Zeit nach der WM in Brasilien ist ein Umbruch anvisiert.
"Wir haben einige Europameister von 2008, die nach wie vor eine tragende Rolle spielen. Wir müssen aber auch an die Zukunft denken", sagt Spaniens Sportdirektor Fernando Hierro, der trotz des Überangebots an top-ausgebildeten Fußballern, die in den unterschiedlichen Nachwuchs-Jahrgängen regelmäßig Titel einfahren, skeptisch ist.
"Ich gehöre zu denjenigen, die denken, dass es sehr schwer werden wird, diese außergewöhnliche Generation zu ersetzen", sagte Hierro bei "Fifa.com". Es sei aber Aufgabe aller, die im spanischen Fußball etwas zu sagen hätten, dafür zu sorgen, dass La Roja sympathisch und erfolgreich bleibt.
"Es herrscht eine große Sympathie für diese Mannschaft. Das ist das Ergebnis einer langen Arbeit durch viele Menschen. Wenn man durch die Welt reist, spürt man das Gefühl von Bewunderung für den spanischen Fußball. Das war vor fünf Jahren noch undenkbar. Wir haben einen gewissen Status und den müssen wir halten", fordert Hierro.
Del Bosque beruft zehn Legionäre
Für die Reise nach Ecuador hat del Bosque 21 Spieler nominiert, darunter zehn Legionäre. So viele waren es lange nicht. Mit Pepe Reina und Raul Albiol (beide SSC Neapel), Thiago (Bayern), Alvaro Negredo und Jesus Navas (beide Manchester City) und Fernando Llorente (Juventus Turin) verließen sechs weitere Nationalspieler die Primera Division.
"Ich kann daran nichts Negatives erkennen. Es ist doch eine Ehre für den spanischen Fußball, dass sich ausländische Topklubs für unsere Spieler interessieren. Ein Engagement im Ausland hat noch keinem Spieler geschadet", sagt del Bosque.
Einen Grund für die "Flucht" aus Spanien sieht der Coach in der Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Primera Division. "Ich würde mir wünschen, wenn nicht nur zwei Teams um die Meisterschaft spielen würden. Wenn ich Spieler von Atletico, Valencia oder Sevilla wäre, würde ich vielleicht auch ins Ausland wechseln. Da kann ich dann wenigstens Meister werden."
Wie sich die Legionäre in Ecuador schlagen, zeigt SPOX am Mittwoch ab 22 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE.
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