Cristiano Ronaldo liegt halbnackt im Garten und das Netz dreht durch. Dabei kann CR7 doch inzwischen sogar Menschen mit Geisterhand wiederbeleben - ohne im Raum zu sein. Italien sucht ohne Dieter Bohlen den Supertrainer und Zlatan haut mal wieder einen raus.
Serie A
von Oliver Birkner
Casting des Spieltags: Man hätte wirklich gerne Mäuschen sein wollen, was sich in dem Mailänder Hotel genau abspielte. Schließlich stand "ISDS" an, Inter sucht den Supertrainer. Am Jurytisch ließ sich Dieter Bohlen entschuldigen, dafür präsentierten sich einige italienische Funktionäre (darunter Javier Zanetti) und eine chinesische Delegation des Eigners Suning. Vorstellungsmappen zurechtrücken, ein paar Grappa runterkippen (wie wäre das sonst zu ertragen?), und ab in den totalen Irrsinn. Ein Kandidat nach dem anderen durfte dem Babelkonglomerat im lombardischen Hotelsaal dann vorträllern, wie er die Internazionale wieder in die Top 3 der Serie A komponieren würde. Stefano Pioli, Gianfranco Zola, der Portugiese Vitor Pereira, Francesco Guidolin, der Spanier Marcelino Garcia Toral. Guus Hiddink schaffte die Odyssee von Holland nach Mailand aus Altersgründen nicht und wurde deshalb per Telefon zugeschaltet. Niederlande, 1 point.
Erlebe die Serie A Live und auf Abruf auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat
In den Beratungspausen lieferten die TV-Sender per Umfragen unter den Tifosi förderliche Hinweise: "Marcelino kenne ich gar nicht. Zola fände ich gut, denn der hat mir mal ein Trikot geschenkt." Das roch nach meisterlicher Qualifikation. Mitten in der Nacht schien dann dennoch dieser Marcelino ganz vorne zu liegen. Viva Espana? Von wegen. Eine Nacht später hatten die Chinesen plötzlich wieder auf Pioli umgeschwenkt. Wer das Casting gewinnen wird, bleibt unter Verschluss. Bis zur offiziellen Entscheidung am Dienstag liegt noch ein Abend an. Zum Durchpusten genoss man am Sonntag Inters 3:0 über Crotone in der Loge des San Siro. Inter gewinnt, das ähnelte beinahe dem historischen Erfolg der Chicago Cubs. Die Interisti ließen nebenher wissen, was sie von all dem Humbug hielten. Die Titelseite des Fanzines zum Spiel zierte ein "Schämt euch" unter einer Traueranzeige. Ein Plakat las: "Ein Indonesier und ein Chinese machen uns zur Witzfigur Italiens!" Und falls dieser Marcelino letztlich nicht gewinnt, auch nicht so schlimm. Ein Comedian imitierte den Spanier am Sonntagabend: "Ich werde zwar kein Inter-Trainer, nach 20 Gesprächen mit Suning spreche ich aber jetzt wenigstens fließend Chinesisch." Unbezahlbar.
spoxLapa-Lapa-Dula-Dula-Dula des Spieltags: Fantastische Treffer sah der Spieltag am Wochenende. Miralem Pjanic zum Beispiel zauberte für Juve einen Ball in den Winkel (seine zwölf direkten Freistoßtore seit 2011 schaffte in der Liga kein anderer). Und auch Gianluca Lapadula, Zweitligatorschützenkönig des Vorjahres, gelang endlich sein erster Erfolg in der Serie A. Kongenial per Hacke, was Milans unbezähmbaren TV-Onkel Tiziano Crudeli live zum Ausrasten brachte. "Lapa-Lapa-Dula-Dula-Dula". Mit diesem Rap könnte er es womöglich auf der Zielgeraden noch zum Inter-Coach schaffen. Sayonara.
Altro? Auguri, Gigi! Capitano Buffon absolvierte bei Chievo sein 600. Erstliga-Spiel, vor ihm liegen nun bloß noch Paolo Maldini (647), Javier Zanetti (615) und Francesco Totti (607). Statistisch interessant wurde Minute 66, als der ebenfalls Jubilar Sergio Pellissier (37) per Elfmeter gegen Buffon (38) traf - ein Duell der 1000 Serie-A-Partien. Den "Tag der Opas" ("Gazzetta dello Sport") komplettierte Massimo "Big Mac" Maccarone. Der 37-Jährige netzte beim 4:0 in Pescara doppelt für Empoli und brach den torlosen Fluch der Toskaner nach 765 Minuten. Damit reichte man die vorübergehende Trophäe der schlechtesten Offensive der fünf großen Ligen erleichtert zum HSV.
Premier League
von Dominik Stenzel
Kindergarten des Spieltags: Die guten alten Zeiten, als Fußballer noch eigenständig Vertragsverhandlungen führten, sind bekanntlich längst vorbei. Spielerberater und das Fußballgeschäft gehören mittlerweile zusammen wie Pech und Schwefel. Dass sich einige von ihnen mit dem bloßen Geldverdienen nicht mehr zufrieden geben und ständig in der Öffentlichkeit zu Wort melden müssen, ist eine auf Dauer etwas anstrengende Begleiterscheinung. Einer dieser nervigen Zeitgenossen ist Dimitri Seluk. Seluk ist langjähriger Berater von City-Star Yaya Toure und leidet unter akutem Geltungsdrang. Erstmals machte der stets gut gekleidete Russe vor gut zwei Jahren auf sich aufmerksam: Damals beschwerte er sich über die fehlende Wertschätzung seines Schützlings bei den Citizens. Toure bekam vom Scheich-Klub zum Geburtstag lediglich einen Kuchen geschenkt - laut Seluk habe er jedoch viel eher ein schickes Auto verdient.
Erlebe die Premier League Live und auf Abruf auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat
Auch heute noch liegt Yayas Wohl Seluk sehr am Herzen. Als der stolze Ivorer von Pep Guardiola nicht für den Champions-League-Kader berücksichtigt wurde, platzte ihm daher der Kragen: "Wenn City die Champions League nicht gewinnt, hoffe ich, dass Pep die Eier hat zuzugeben, dass er falsch damit lag, einen großen Spieler wie Yaya zu demütigen", teilte er der Presse mit. Toure erwies er damit selbstverständlich einen Bärendienst. Guardiola ließ verlauten, dass der Mittelfeldmann bei ihm erst wieder eine Rolle spiele, wenn er und sein Berater sich entschuldigt haben. Seitdem verging keine Woche ohne neue Sticheleien und Wasserstandsmeldungen. Doch das könnte nun endlich ein Ende haben. Nachdem bereits Toure über seinen meterhohen Schatten sprang und sich mit Guardiola ausgesprochen hatte, zog nun auch sein Berater nach. Auf Drängen seines Klienten versteht sich. Seine Worte klingen jedoch eher wie aus einer schlechten Liebeskomödie: "Ich denke nicht, dass Pep mich jemals lieben wird, aber es ist wichtig, dass wir versuchen, uns zu vergeben." Bleibt eigentlich nur die Frage, warum zur Hölle Toure Seluk nicht schon längst in die Wüste geschickt hat...
Erkenntnis des Spieltags: Die Red Devils können es also doch noch. Nach gefühlt zehn Niederlagen am Stück gab es am Sonntag endlich mal wieder drei Punkte. Gut, Gegner waren die Swans, die Sunderland nun ernsthaft Konkurrenz als schlechtestes Team der Liga machen. United trat dennoch nach einer Ewigkeit mal wieder dominant auf, obendrauf gab es das Krachertor des Spieltags durch Paul Pogba. Und Zlatan Ibrahimovic beendete auch noch seine sechs Spiele andauernde Durststrecke. Dass ihm das 25.000. Tor der Premier-League-Geschichte gelang, kommentierte der Schwede übrigens in gewohnter Zlatan-Manier ("Ah, das war mir gar nicht klar. Ich dachte, ich alleine hätte 25.000 erzielt"). Hauptgrund für den Sieg war aber weder Zlatan noch Rekordeinkauf Pogba, sondern Michael Carrick. Ja, richtig gehört. In allen sechs Spielen, in denen der Altmeister in dieser Saison auf dem Feld stand, ging United als Sieger vom Feld. Also hat Jose Mourinho die letzten Partien schlichtweg falsch aufgestellt, oder? Natürlich nicht - The Special One hatte eine passende Erklärung parat: "Warum ich ihn nicht jedes Spiel bringen kann? Aus demselben Grund, aus dem ich nicht mehr jeden Tag ins Fitnessstudio gehen kann."
Anything else? Nach seinem Wechsel von Liverpool zu West Ham spielt Andy Carroll eine ordentliche Rolle bei den Hammers. Der 1,93-Meter-Hüne wird zwar immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen, wenn er aber fit ist, trifft er auch recht regelmäßig. Ob das sein üppiges Gehalt von 70.000 Pfund pro Woche rechtfertigt, sei mal dahingestellt. Seine Zeit in London könnte sich nun jedoch dem Ende entgegen neigen. Der Sunday Express berichtet nämlich vom Interesse zweier chinesischer Klubs am 27-Jährigen (Beijing Guoan und Guangzhou R&F, falls es irgendjemanden interessiert). Diese bieten ihm 300.000 Pfund. Pro Woche. Wir lassen das jetzt einfach mal so stehen.
Primera Division
von Frank Oschwald
Gott des Spieltags: Ja, wir haben uns nun intensiv und investigativ mit dem Thema auseinandergesetzt. Nach monatelanger Recherche und der Auswertung unzähliger Daten lassen die Fakten allerdings nur einen sinnvollen Schluss zu: Ronaldo ist Gott. Verbreitet die frohe Botschaft, der Retter ist da. Handfeste Beweise gefällig? Nun, unter der Woche gab es ein Treffen, das jede andere These zu einem schlechten Märchen mutieren lässt. Vor dem CL-Auswärtsspiel in Warschau traf CR7 den Teenager, den er, und zwar nur er, wie von Geisterhand wiederbelebte und dem er, und zwar nur er, das Leben schenkte. David Pawlaczyc, heute 15 Jahre, fiel nach einem schweren Fahrradunfall vor drei Jahren ins Koma. Die Ärzte wollten ihn mit vertrauten Stimmen wieder zurück ins Leben holen und spielten ihm deshalb Kommentatoren-Geplapper der CR7-Tore aufs Ohr. Wenig später wachte der Bub auf. Zufall? Pah! Wir sind nicht würdig. CR7 schießt nicht nur Tore, er entscheidet über Leben und Tod. Ganz, ganz sicher.
Erlebe LaLiga Live und auf Abruf auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat
Etwas bizarr kommt inzwischen sein Twitter-Account daher. Erst kürzlich bereicherte er die Welt, als er ein schwer verstörendes Bild von sich postete. Es muss (!) die Frage gestellt werden: Was geht in den schwurbeligen Köpfen der CR7-Marketing-Lemminge ab? "Komm, zieh dich einfach bis auf die Unterhose aus, werf diese alberne Jacke über und leg dich ins Gras. Das ist geil, das geht brutal viral." "Hm, und wie bringen wir Farbe ins Spiel?" "Kannst dich ja mit dem Kopf so halb ins Blumenbeet legen. Das ist geil, das geht brutal viral." "Aber ich habe doch eine weiße Unterbuchse an. Die bekommt Grasflecken. Geht gar nicht." "Kein Problem, wir legen ein Kissen drunter. Dann ist das für dich auch bequemer. Ach ja, und mach die Augen zu. Das ist geil, das geht brutal viral."
Doppelpass des Spieltags: Das Programm Carrusel Deportivo bei Cadena Ser als spanischen Doppelpass abzustempeln, wäre vermutlich eine große Beleidigung. Für wen, ist unklar. Gemein haben beide Programme, dass eifrig und gerne auch mal emotional über Fußball diskutiert wird. Natürlich hört sich das mit der spanischen Maschinengewehr-Sprache noch etwas wilder an, als wenn Thomas Strunz und Jörg Schmadtke über die Kölner Saison diskutieren. Am Wochenende schepperte es während des Spiels zwischen Real und Leganes beispielsweise mal wieder so richtig. Der Ex-Schiedsrichter Eduardo Iturralde Gonzalez und Ex-Rayo bzw. Ex-Granada-Trainer Paco Jemez feuerten sich gegenseitig stakkatoartig die Silben um die Ohren. Eigentlich plapperten stets beide gleichzeitig, deshalb folgt nun eine vereinfachte und leserliche Darstellung der Konversation.
Los ging alles mit einem Satz des Ex-Schiris. "Im Fußball gibt es ungeschriebene Gesetze. Man kann zum Beispiel auch keinen Spieler vor der 20 Minute vom Feld nehmen. Das würde den Spieler killen", philosophierte Iturralde Gonzalez. Das brachte Jemez auf die Palme. "Du redest von Dingen, die du nicht verstehst. Ich wünschte, dass du die Qualität von Mateu Lahoz hast", feuerte Jemez zurück. Das wiederum ließ der Ex-Schiri nicht auf sich sitzen und setzte zum Finisher an. "Ich wünschte, du hättest die Qualität von Zinedine Zidane. Aber das verstehst du nicht, weil du Rayo trainiert hast und aktuell arbeitslos bist. Ja, wir reden von Qualität, aber du bist arbeitslos, Paco." Punktsieg Iturralde Gonzalez! Wie einst beim Fight zwischen Hoeneß und Lattek sei den Freunden der Nächstenliebe gesagt: Im Verlauf der Sendung entschuldigte sich Iturralde Gonzalez ganz artig bei Jemez. Heile Welt.
Algo mas? Aritz Aduriz hat in seinem persönlichen Karrieremodus die Gegner offenbar auf Amateur gestellt. Anders ist seine Woche nicht zu erklären. Gegen Genk netzte der Spanier mal eben fünf Mal und stellte einen EL-Rekord auf. Lange Statements nach dem Sieg suchte man allerdings vergeblich, denn der Baske musste schnell ins Krankenhaus zur Geburt seiner zweiten Tochter. Fast zeitgleich wurde er für die Nationalmannschaft nominiert - mit 35 Jahren. Zum Abschluss seiner okayen Woche führte er sein Bilbao auch noch erstmals als Kapitän aufs Feld. Und das nach 290 Pflichtspielen für den Klub. Nächste Woche holt er Jugendliche aus dem Koma und legt sich mit einer Unterhose auf die Wiese. Ganz sicher.