Der FC Chelsea hat eine durchwachsene Saison mit einem 2:1 (1:1)-Erfolg im FA-Cup-Finale gegen den FC Everton versöhnlich beendet und dem scheidenden Trainer Guus Hiddink zum Abschluss einen Titel beschert.
Evertons Führung nach 25 Sekunden durch Saha - gleichzeitig das schnellste Tor der FA-Cup-Geschichte im Wembley-Stadion - glich Didier Drogba (21.) aus. Frank Lampard (72.) erzielte vor der Kulisse von 89.391 Zuschauern den Siegtreffer für die Blues, für die Michael Ballack zu Beginn nur auf der Bank saß - und das im vierten Spiel in Serie.
Dementsprechend spielte der DFB-Kapitän bei den Feierlichkeiten eine Nebenrolle. Der umjubelte Mann war Hiddink, der sich ab dem Sommer wieder auf seine Tätigkeit als russischer Nationaltrainer konzentrieren will.
"Der FA-Cup-Sieg ist einer der größten Erfolge meiner Karriere. Im Mekka des Welt-Fußballs den Pokal zu gewinnen ist etwas, das man nicht glauben kann", sagte der Niederländer. Matchwinner Lampard begeistert: "Hiddink ist nicht nur ein großartiger Trainer, sondern auch ein großartiger Mensch. Er hat den Triumph verdient."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Bei Chelsea sitzt Michael Ballack etwas überraschend nur auf der Bank. Für ihn spielt Mikel.
1., 0:1, Saha: Wahnsinn!!! Nach 25 Sekunden trifft Saha zur Führung! Der schnellste FA-Cup-Treffer im Wembley jemals. Erst wird Pienaar (der im Abseits stand) am linken Flügel eingesetzt, dessen Flanke landet über Mikels ungewollt bei Fellaini, der per Kopf auf Saha abtropfen lässt. Der Franzose zieht aus 11 Metern zentraler Position trocken ab. Keine Chance für Cech.
21., 1:1, Drogba: Hibbert lässt Malouda am linken Flügel viel zu viel Platz, der Flügelstürmer flankt unbedrängt auf Drogba, der sich gegen Lescott durchsetzt und aus 6 Metern einnickt.
25.: Essien mit einer richtig fiesen Grätsche gegen Fellaini, der sogar behandelt werden muss. Schiri Webb zeigt nicht einmal Gelb.
Halbzeit-Fazit: Nach Evertons furiosem Start steigerte sich Chelsea und kam verdient zum Ausgleich. Danach neutralisierten sich beide Teams.
60.: Lampard lupft den Ball auf Anelka, der links am Strafraumeck die Kugel über den Keeper hebt - drüber.
61.: Ballack darf endlich ran, für ihn geht Essien.
67.: Baines flankt von links in die Mitte. Dort steigt Saha hoch, köpft aber knapp drüber.
72., 2:1, Lampard: Lampard kommt im Mittelfeld an den Ball, macht einen Schlenker um seinen Gegenspieler und zieht mit links aus der Distanz ab. Howard fliegt, doch die Kugel geht links oben in den Giebel.
78.: Wembley-Tor in Wembley! Malouda zieht mit links aus der Distanz ab. Die Kugel fliegt von der Unterkante der Latte hinter die Torlinie, doch Schiri Webb lässt weiterspielen. Totale Fehlentscheidung!
Fazit: Everton übernahm nach 60 Minuten die Initiative, doch Lampards Tor schockte den Underdog sichtlich. Am Ende war Chelsea näher am 3:1, als Everton am Ausgleich.
Der Star des Spiels: Frank Lampard. In der ersten Halbzeit wie seine Teamkollegen fahrig und schwach. Als Everton in Halbzeit zwei am Drücker war, nahm sich Lamps ein Herz und sorgte mit seinem fulminanten Distanzschuss für den Siegtreffer. War in der Schlussphase einer der Aktivsten bei den Blues.
Die Gurke des Spiels: Michael Ballack. Zwar holte Chelsea den Pokal - doch Ballack gehörte zu den großen Verlierern. Seit seinem Ausraster beim CL-Halbfinal-Rückspiel gegen Barcelona stand er nun zum vierten Mal in Folge nicht in der Startelf. Und das zum Saisonabschluss. Nur Zufall? Ballack wurde immerhin in der 61. Minute eingewechselt, blieb aber unauffällig. Bahnt sich ein Abschied an - auch wenn eine Vertragsverlängerung als Formsache gilt?
Die Pfeife des Spiels: Howard Webb. Durchwachsene Partie. Lag bei Abseitssituationen nicht immer richtig, hätte Mikels Beinschere gegen Fellaini mit einer persönlichen Strafe ahnden müssen und erkannte Maloudas Tor nicht an, obwohl dessen Schuss klar hinter der Linie war.
Die Lehren des Spiels: Chelsea hat nach Platz drei in der Liga und dem unglücklichen Aus im Champions-League-Halbfinale immerhin einen Titel gewonnen - die Defizite im Kader sind dennoch unübersehbar. Es fehlt an Kreativität und - so hart es klingt - auch an Klasse, um die hohen Maßstäbe von Mäzen Roman Abramowitsch zu erfüllen.
Laut englischen Medienberichten plant der Klub mit dem neuen Coach (Ancelotti?) einen Neuanfang - und dieser ist auch bitter nötig. Wer weiß, was gegen Everton passiert wäre, hätte Lampard nicht aus der Distanz getroffen.
Für den FC Everton bleibt die Erkenntnis, dass er zwar zu den Top-6-Teams Englands gehört. Nur: Zu den Top 4 fehlt noch immer ein Stück.
Mit teuren, aber mutigen Verpflichtungen wie Marouane Fellaini, im Finale einer der Besten und womöglich ein kommender Superstar, sind die Toffees aber auf dem richtigen Weg. Noch fehlt aber die Qualität im Kader.
Der FC Chelsea im Steckbrief