Hallo aus Istanbul, Istanbul'dan merhabalar,
am Donnerstagabend ist nach dem Heimspiel gegen Karabükspor für uns das Fußball-Jahr 2011 zu Ende gegangen. Es war insbesondere in den letzten Monaten eine intensive Zeit für uns. Da die Saison aufgrund der Geschehnisse im Sommer erst Anfang September begonnen hat, ist der Spielplan enger zusammengerückt und unser Programm damit extrem aufgestellt.
Wir haben alleine im Dezember sieben Spiele gemacht und dass das Kraft kostet, ist nicht verwunderlich. Wir hatten nicht nur schwere Liga-Spiele, sondern auch sehr anspruchsvolle Gegner in der Europa League. Wir haben zuletzt etwas Kraft gelassen.
Es ist nicht so, dass nur die Spiele schlauchen, sondern auch die Reisestrapazen. Ein Tag zuhause, am nächsten Tag am Flughafen, die Reise, das Spiel und wieder zurück. Das ganze Programm wiederholt sich alle drei Tage. Dass wir, aber auch die Jungs von Trabzonspor, die aufgrund des Europapokals genauso viele Spiele machen, hier und da Probleme haben, ist kein Zufall. Umso schöner ist es, dass wir die Gruppenphase in der Europa League als Erster überstanden haben.
Trotz des engen Spielplans spiele ich immer durch. Unser Trainer Carlos Carvalhal vertraut mir und ich gebe ihm dieses Vertrauen zurück. Auch wenn es sicherlich ein happiges Programm ist, gehe ich dieses Pensum sehr gerne, damit ich im Rhythmus bleibe. Wenn ich einmal spiele und dann wieder nicht, würde mich das aus dem Rhythmus bringen.
Gewundert hat mich ein angebliches Zeitungsinterview, in dem ich zugegeben haben soll, dass ich kaputt bin und in einer Talfahrt stecke. Ich habe mit keinem Reporter gesprochen und kann an dieser Stelle versichern: Ich bin nicht kaputt!
Allerdings erwartet uns keine leichte Zeit. Die Rückrunde beginnt bereits am 4. Januar und so starten wir am 29. Dezember schon wieder mit der Vorbereitung auf die Rückrunde.
Der Trainer war netter Weise sehr gnädig, denn ursprünglich hatten wir nur bis zum 27. frei. Er hat um zwei Tage verlängert. Danke dafür!
Wir müssen uns sehr gut erholen, weil eine schwere Rückrunde ansteht. Es kommt ja noch der Pokalwettbewerb hinzu, in der Europa League wollen wir weit kommen und wenn im April die reguläre Saison zu Ende ist, geht es ja mit dem Meisterschafts-Playoff mit sechs Spielen in drei Wochen weiter. Das wird eine harte, aber sicher auch eine enorm spannende Zeit.
Auftanken werde ich über die Weihnachtstage hierzulande. Es war uns zu stressig, nur für ein paar Tage nach Deutschland zu reisen. Fabian Ernst ist dagegen nach Deutschland geflogen, auch Tomas Sivok, Filip Holosko und unsere Portugiesen gehen zu ihren Familien in die Heimat. Meine Frau, meine Kinder und ich feiern hier in Istanbul das Fest. Eine neue Erfahrung für uns.
Meine Frau hat glücklicher Weise für Weihnachten alles vorbereitet. Es ist sicherlich etwas anderes, in einem islamischen Land Weihnachten zu feiern. Ich war aber sehr überrascht, wie weihnachtlich es in der Türkei zugeht.
Die Weihnachtsmänner tingeln durch die Einkaufspassagen, überall steht ein Weihnachtsbaum und es ist alles wunderbar geschmückt.
Es war auch nicht schwer, einen Weihnachtsbaum und den Schmuck zu finden. Ganz ehrlich, das hätte ich überhaupt nicht erwartet, aber es freut mich wirklich sehr, dass es so ist. Wenn es jetzt noch ein bisschen schneien sollte, werden wir richtig schöne Weihnachten haben.
Ich wünsche Euch, liebe Leser, ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Auf Türkisch bekomme ich es auch hin: Mutlu noeller, mutlu yillar!
Euer Roberto
Roberto Hilbert, geboren am 16. Oktober 1984 in Forchheim, spielte acht Mal für die deutsche Nationalmannschaft. Nach seiner erfolgreichen Zeit beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth wechselte Hilbert 2006 zum VfB Stuttgart und wurde in seiner ersten Saison auf Anhieb Stammspieler und deutscher Meister. Seit Beginn der Saison 2010/2011 spielt Hilbert für den türkischen Spitzenklub Besiktas. Weitere Informationen zu Roberto Hilbert gibt es auf seiner Facebook-Seite.