Adnan Polat ist ein Freund klarer Worte. Der Präsident Galatasarays redet nie um den heißen Brei: "Für mich war die vergangene Saison eine große Enttäuschung. Wir holen einen der besten Trainer der Welt, verpflichten trotz schwieriger Umstände namhafte Spieler und haben dennoch keinen Erfolg."
Der Klub reagiert jetzt, obwohl die schwierigen Umstände nach wie vor allgegenwärtig sind. Galatasaray stellt sich auf allen Ebenen neu auf. Die Fußballabteilung ist an die Börse gegangen, das neue Unternehmen bekommt eine Struktur und einen neuen Vorsitzenden. Aktuell führt Adnan Sezgin, bisher Sportdirektor, die Geschicke. Wahrscheinlich ist er aber nur eine Übergangslösung.Ein Kaliber wie Kenyon
Schon Adnan Öztürk, der bei der Präsidentschaftswahl im März kandidierte, aber knapp scheiterte, einigte sich mit Peter Kenyon, dem früheren CEO von Manchester United und dem FC Chelsea.
Möglicherweise wird Polat ein ähnliches Kaliber präsentieren müssen. Die Opposition innerhalb des Klubs sucht penibel nach Fehlern und nutzt ihre Kontakte zur Presse. Der Druck innerhalb des Klubs ist gigantisch.
"Unsere Unternehmen müssen von echten Profis geführt werden. Wir müssen mit der Zeit gehen", sagt Polat, der mit dem Wandel ein hohes Risiko eingegangen ist. Die Maßnahmen sind zwar notwendig, aber das konservative Lager innerhalb des Klubs, größtenteils Absolventen und Mitglieder der Galatasaray-Universität, stehen der Modernisierung skeptisch gegenüber.
Umzug in die neue Arena
"Wir brechen hier Tabus auf", sagt Polat. Der Vorstand, der sich traditionell um das Tagesgeschäft kümmerte, soll künftig nur noch eine kontrollierende Funktion einnehmen. Opfer dieser Revolution, wie es Polat nennt, hat es bereits gegeben.
Haldun Üstünel, der für die namhaften Transfers in den vergangenen Jahren verantwortlich war, ist zurückgetreten. Weitere Köpfe könnten bald rollen.
Galatasaray steht aber unter Zeitdruck. Im Januar 2010 erfolgt der Umzug in die neue Arena. Die Türk-Telekom-Arena soll nicht nur die neue Heimspielstätte werden, sondern das neue Zentrum des Galatasaray-Konzerns.
Die neuen Abteilungen sollen dort ihr neues Zuhause finden. Eine Halle für die Basketballer, ein Einkaufszentrum und ein Bürokomplex sind geplant. Die Unternehmen für Stadion, Marketing und Sport sollen hier einziehen. Die Überarbeitung der Infrastruktur sind sehr kostenintensiv. Ein Kredit von 70 Millionen Euro wurde nur hierfür aufgenommen.
Cana ist da, Kallström soll folgen
Geld für neue Stars bleibt dabei nicht viel übrig. Galatasaray muss dennoch handeln und weiter in die Mannschaft investieren, da die breite Fanmasse und die Öffentlichkeit sportlichen Erfolg einfordert und der groß angelegten Arbeit im Hintergrund wenig Beachtung schenkt. "Es ist schade, dass nicht darüber berichtet wird, was wir hier eigentlich auf die Beine stellen", klagt der Präsident.
So verwundert es auch nicht, dass die Aussagen zur Transferpolitik wieder vordergründig in den Schlagzeilen thematisiert wurden. "Wir werden fünf ausländische Spieler verpflichten", sagt Polat. Lorik Cana vom FC Sunderland ist die erste Neuverpflichtung. Der Albaner wechselt für 4,5 Millionen Euro Ablöse von Sunderland zu Gala. Kim Kallström von Olympique Lyon und Juan Pablo Pino von AS Monaco sollen bald folgen.
Kewell bleibt doch
Bleiben wird wohl auch Harry Kewell, der zunächst keinen neuen Vertrag bekam, aber nun doch ein Angebot bekommt. "Wir haben ihm einen neuen Vertrag angeboten. Am Wochenende fällt die Entscheidung", so Polat. Der Australier soll einen stark leistungsbezogenen Vertrag bekommen.
Finanziert werden die Transfers auch durch Spielerverkäufe. Abdel Kader Keita wurde für 8,1 Millionen Euro nach Katar verkauft. Leo Franco zieht es nach Spanien. Mehmet Topal ist für fünf Millionen Euro bereits beim FC Valencia gelandet. Auch die Kaufoption für Jo und Giovani Dos Santos wurde nicht gezogen.
Keine Freigabe für Turan
Als nächstes trifft es wohl den Brasilianer Elano, der mit Juventus in Verbindung gebracht wird. 12 Millionen Euro Ablöse sind hier im Gespräch.
Keine Freigabe bekommt dagegen Kapitän Arda Turan, der mit englischen Klubs, vor allem mit dem FC Liverpool in Verbindung gebracht wird. "Er soll in unserer neuen Arena einen Europapokal holen, danach darf er gehen", sagt Präsident Polat.
Es gibt sicherlich einfachere Voraussetzungen für eine Freigabe, aber Polat meint es ernst: "Wir arbeiten für eine große Zukunft. Lasst uns nur etwas Zeit." Sollte der sportliche Erfolg ausbleiben, wird man die ihm aber kaum geben.
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