Seit der E-Jugend spielt Sonny Kittel für Eintracht Frankfurt. Am vergangenen Samstag schrieb der 17-Jährige Geschichte. Chefcoach Michael Skibbe hält große Stücke auf ihn. In Frankfurt soll Kittel den Durchbruch schaffen - anders als viele seiner Vorgänger.
Langsam gibt es bei Sonny Kittel nicht. Der 17-Jährige hat bei der Eintracht mal eben die A-Jugend und das U-23-Team in einem Zug übersprungen und trainiert stattdessen seit diesem Sommer bei den Profis mit.
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Nach dem Meistertitel mit der B-Jugend hatte ihn Frankfurts Coach Michael Skibbe direkt ins Bundesliga-Team befördert und zum Start der Vorbereitung auch ins Trainingslager mitgenommen. "Ich erhoffe mir, vielleicht zum Ende der Saison hin einige Kurzeinsätze bei den Profis zu bekommen", sagte Kittel damals.
Jüngster Frankfurter Bundesliga-Feldspieler aller Zeiten
Diese Aussage ist sechs Wochen her, mittlerweile aber schon längst überholt. In zwei von drei Pflichtspielen kam Kittel - wenn auch nur für ein paar Minuten - zum Einsatz und ist durch sein Bundesliga-Debüt gegen den Hamburger SV am vergangenen Wochenende nun mit 17 Jahren und 234 Tagen jüngster Bundesliga-Feldspieler der Eintracht aller Zeiten.
Langsam gibt es bei Sonny Kittel eben nicht. "Er ist ein sehr interessanter Spieler. Sonny hat sich rasch ans Spieltempo unserer Mannschaft gewöhnt. Er lernt rasend schnell dazu", sagt Skibbe voller Anerkennung und betont: "Seine Einsätze hat er sich durch gute Leistungen im Training und in den Testspielen verdient."
Nicht wie Toski und Co. enden
Eine Entwicklung, die man ihm im Nachwuchsbereich durchaus zugetraut hat. "Es zeigt, dass er großes Talent hat, dieses Talent abruft und deshalb auch vom Trainer zurecht das Vertrauen geschenkt bekommt", sagt Armin Kraaz, Leiter des Frankfurter Nachwuchsleistungszentrums, im Gespräch mit SPOX.
"Wenn man bedenkt, dass es auf seiner Position noch die eine oder andere Alternative gibt, ist das schon eine außergewöhnliche Entwicklung", sagt Kraaz.
Den ersten Schritt hat der offensive Mittelfeldspieler damit also gemacht, viel früher als erwartet. Zufrieden geben will sich damit aber keiner. "Wir wollen ihn nicht an, sondern in die Bundesliga führen", sagt Skibbe und denkt dabei an Eintracht-Talente wie Giuseppe Gemiti, Daniyel Cimen oder Faton Toski, die trotz Vorschusslorbeeren nie den Durchbruch schafften.
Bei Kittel soll das anders sein. Denn Kittel ist anders. Auf und neben dem Platz.
Kraaz: "Er ist kein Lautsprecher"
"Aus Selbstbewusstsein kann schnell Arroganz werden - und genau diese Hochnäsigkeit hat etliche Karrieren zerstört", sagte Kittels Jugend-Coach Alexander Schur im SPOX-Interview.
"Bei Sonny mache ich mir aber keine Sorgen. Er hat einen unglaublich hohen Anspruch an sich und er weiß genau, dass er sich sein Glück verdienen muss."
Die Gefahr abzuheben, sieht Schur nicht. Auch Kraaz hat diesbezüglich keine Bedenken: "Er hat das Talent für die spektakulären Dinge auf dem Platz. Abseits davon ist er ein sehr sympathischer, angenehmer und höflicher Kerl. Er ist sicher kein Lautsprecher, eher zurückhaltend. Aber nicht so, dass er sich versteckt."
Seit der E-Jugend bei der Eintracht
Das muss Kittel auch nicht. Fußballerisch zählt der gebürtige Gießener mit polnischen Wurzeln zum Besten, was der deutsche Nachwuchs zu bieten hat.
In den Auswahlmannschaften des DFB ist er seit langem Leistungsträger, die Eintracht schoss er in der vergangenen Saison mit 21 Treffern in 27 Spielen zur ersten B-Jugendmeisterschaft seit 19 Jahren.
"Er ist ein Ausnahmetalent", sagt Skibbe. Kraaz hebt "wahnsinnig gute" technische Fähigkeiten, eine "enorme" Schnelligkeit und einen "sehr guten" Schuss als Stärken hervor.
"Wenn er seine Art, Fußball zu spielen auch in der Bundesliga durchsetzen kann, dann kann er ein toller Spieler werden", sagt der Nachwuchsleiter nicht ohne Stolz. Schließlich wurde Kittel in Frankfurt ausgebildet und ist seit der E-Jugend im Klub.
Zahlreiche Angebote von Top-Klubs
Die Verbundenheit zur Eintracht und die Aussicht auf Profi-Einsätze gab dafür Ausschlag, dass Kittel auch weiterhin in Frankfurt spielt.
Anfang des Jahres waren ihm nämlich zahlreiche Angebote ins Haus geflattert. "Die deutschen Topklubs waren schon dabei", verrät er. Auch aus dem Ausland soll sich der eine oder andere Interessent gemeldet haben.
Kittel allerdings entschied sich für die Eintracht, unterschrieb bei den Hessen einen Profi-Vertrag bis 2014 und sagte anschließend: "Ich habe jetzt zwar einen Profi-Vertrag, aber ich bin ja noch lange kein Profi. Ich muss noch viel lernen und mich noch weiterentwickeln."
Läuft alles normal, wird das allerdings wohl nicht lange dauern. Denn langsam gibt es bei Sonny Kittel nicht.