"Bisher wurde ich nur mit Mesut Özil verglichen"

Florian Bogner
07. Dezember 201015:37
Sonny Kittel war bereits 16-mal für deutsche Jugend-Nationalmannschaften (U 16 und U 17) aktivImago
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Sonny Kittel ist erst 17, spielt aber schon mit Eintracht Frankfurt in der Bundesliga. Im Interview spricht der Jugend-Nationalspieler über Zweikämpfe mit Maik Franz, den Druck eines Supertalents und über fehlende Sonny-und-Cher-Platten im elterlichen Haushalt. Dazu erklärt der 17-Jährige selbstbewusst, dass er sich unbedingt in der Bundesliga durchsetzen will - am besten schon diese Saison.

SPOX: Sonny, seit ein paar Wochen trainierst Du mit den Profis der Eintracht - und das mit gerade mal 17 Jahren. Wie ist das so?

Sonny Kittel: Schön - auch wenn es auf dem Platz ganz anders zur Sache geht als in der U 17. Viel härter, das Tempo ist höher. Es ist etwas Besonderes für mich, macht aber gleichzeitig auch Riesenspaß.

SPOX: Eben noch B-Jugend - und dann rasselt man gleich mal mit Kalibern wie Maik Franz im Zweikampf zusammen.

Kittel: Am Anfang war es echt schwer für mich. Die Intensität ist viel höher, aber daran gewöhnt man sich.

SPOX: Wie war das, als Du das erste Mal in die Profi-Kabine gekommen bist?

Kittel: Schon komisch. Die anderen Spieler kannten mich nicht - und ich kannte sie nur aus dem Fernsehen. Aber die Jungs sind eigentlich alle ganz cool. Ganz normale Menschen. (lacht) Ich wurde jedenfalls gut aufgenommen.

SPOX: Im Trainingslager warst Du mit Martin Fenin gemeinsam auf dem Zimmer. Ist er jetzt Dein Ansprechpartner im Team?

Kittel: Ja, auch. Ich habe viel mit den jüngeren Spielern zu tun, Sebastian Jung zum Beispiel. Aber auch Pirmin Schwegler, Chris oder Halil Altintop kommen öfter auf mich zu und helfen mir.

SPOX: Du bist mit sechs Jahren schon von Gießen zu Frankfurt gewechselt. Warst Du schon immer Eintracht-Fan?

Kittel: Ja. Mein Traum war schon immer, für die Eintracht zu spielen und in diesem Stadion aufzulaufen.

SPOX: Dann hast Du ja bestimmt schon einiges als Eintracht-Fan miterlebt. Das Aufstiegswunder 2003 zum Beispiel.

Kittel: Ohja! An das Tor von Alex Schur kann ich mich noch gut erinnern. Ich saß damals als Zehnjähriger zuhause vor dem Fernseher und habe total mitgefiebert. Unglaublich, dass das Tor dann noch gefallen ist. Das Witzige ist: Nun war Alex Schur mein B-Jugend-Trainer. Wir haben zusammen die deutsche Meisterschaft geholt und er ist für mich ein besonderer Mensch geworden.

SPOX: Inwiefern?

Kittel: Er hat mir viel geholfen, mich weitergebracht. Er hat viel mit mir gesprochen, mir gesagt, ich solle auf dem Platz den Kopf nicht hängen lassen. Ich habe unter ihm als Mensch viel dazu gelernt.

SPOX: Jetzt heißt der Trainer Michael Skibbe. Was für Ziele hast Du Dir für diese Saison gesteckt?

Kittel: Ich stand jetzt schon ein paar Mal im Kader und hatte schon einen Kurzeinsatz in der Bundesliga. Darauf will ich aufbauen, weiter Spielminuten sammeln. Ich will mich auf jeden Fall durchsetzen. Wenn nicht in dieser Saison, dann in der nächsten.

SPOX: Woran musst Du im Training noch arbeiten?

Kittel: Man kann sich überall noch verbessern.

SPOX: Das sagt jeder Fußballer.

Kittel: Aber es stimmt ja auch! Wenn ich bereits alles könnte, würde ich ja jetzt schon bei Real Madrid spielen. (lacht) Fußballerisch kann ich mich in allen Bereichen verbessern, dazu muss ich vor allem im körperlichen Bereich noch deutlich aufholen.

Alexander Schur führte die B-Jugend der Eintracht im ersten Jahr gleich zum TitelImago

SPOX: Michael Skibbe hat gesagt: 'Sonny lernt sehr schnell dazu.' War das in der Schule auch so?

Kittel: Nein, Schule war jetzt nicht so mein Ding. (lacht)

SPOX: Das heißt?

Kittel: Ich habe im Sommer meinen Realschulabschluss gemacht. Jetzt gehe ich zur Berufsschule und mache eine Ausbildung im Eintracht-Fanshop. Der Fokus liegt aber ganz klar auf Fußball.

SPOX: Deswegen auch der Umzug nach Frankfurt.

Kittel: Ja. Bis Sommer habe ich noch zuhause in Gießen gewohnt. Da ich jetzt aber jeden Tag bei den Profis trainiere, wohne ich jetzt direkt neben dem Stadion in einem Haus der Landessportschule. Dort habe ich ein Zimmer.

SPOX: Vom B-Jugend-Spieler zum Eintracht-Profi - und das innerhalb von wenigen Wochen. Wie kam es dazu?

Kittel: Im Winter wurde mir gesagt, dass ich zur neuen Saison ab und an 'oben' mittrainieren und ansonsten in der A-Jugend spielen soll. Jetzt ist es aber schon so, dass ich dauerhaft bei der Ersten mittrainiere und auch mal im Kader stehe. Es ging schneller, als alle gedacht haben - mich eingeschlossen.

SPOX: Wie lief die erste Nominierung für den Profi-Kader ab?

Kittel: Ich wusste gar nicht, wie das genau abläuft und musste erst bei Sebi Jung nachfragen. Nach dem Abschlusstraining hängt immer eine Liste in der Kabine - dort habe ich es dann gesehen. Ich war natürlich übertrieben stolz, ein schönes Gefühl.

SPOX: Und das erste Spiel?

Kittel: Als ich im DFB-Pokalspiel in Wilhelmshaven eingewechselt wurde, hat der Trainer nur gesagt: 'Spiel so wie immer, sei frech und gib Gas.' Daran habe ich mich gehalten.

SPOX: Michael Skibbe, Alex Schur (zum Interview), Eintracht-Legende Charly Körbel (zum Interview) - alle schwärmen von Dir. Ist das ein Fluch oder ein Segen? Schließlich gibt es auch genügend Spieler, denen das zu Kopf gestiegen ist.

Kittel: Das ist der Punkt. Ich weiß, dass es schon viele junge Spieler wie mich gab, sich aber nur die Wenigsten durchgesetzt haben. Sicher ist es eine Ehre, von diesen Leuten gelobt zu werden. Aber am Ende zählt sowieso nur das, was ich auf dem Platz zeige.

SPOX: Spürst Du Druck?

Kittel: Sicher. Wenn ich von den Profis zur U 19 komme, habe ich schon das Gefühl, dass manche Leute jetzt Wunderdinge von mir erwarten. Dabei bin ich auch nur ein ganz normaler Junge wie die anderen auch.

SPOX: Du spielst jetzt in zwei Teams - bei den Profis und der A-Jugend. Wie läuft das?

Kittel: Am Wochenende war es so, dass ich am Samstag mit den Profis in Gladbach war und dort auf der Bank saß. Am Sonntag habe ich dann in Mainz für die U 19 gespielt.

SPOX: Hartes Programm.

Kittel: Auf jeden Fall. Aber so ist das eben. Wenn man was erreichen will, muss man hart arbeiten.

SPOX: Am letzten Spieltag hat sich die Tortur gelohnt: Beim U-19-Sieg in Mainz hast Du ein Tor gemacht und ein weiteres vorbereitet. Das könnte ja jetzt in der 'echten' Bundesliga so weitergehen.

Kittel: Das wäre natürlich ein Traum! (lacht) Aber jetzt will ich erstmal auf ein paar Kurzeinsätze kommen. Dann mal sehen. Wenn man mal im Spiel ist, weiß man nie, was passiert.

SPOX: Woher kommt eigentlich der Name 'Sonny'?

Kittel: Ganz ehrlich: Keine Ahnung was sich meine Eltern dabei gedacht haben. (lacht)

SPOX: Schon mal was von Sonny und Cher gehört?

Kittel: Ja, aber ich glaube nicht, dass es da einen Zusammenhang gibt. Bei uns zuhause liegen zumindest nicht massenweise Sonny-und-Cher-Platten rum. (lacht)

SPOX: Stimmt es, dass Du wie Lukas Podolski oder Miroslav Klose polnische Wurzeln hast?

Kittel: Meine Eltern und Großeltern kamen alle ursprünglich aus Polen, wurden dort geboren.

SPOX: Eine Zeitung schrieb bereits, der Fußballer Sonny Kittel habe ein bisschen Ähnlichkeit mit dem jungen Lukas Podolski.

Kittel: Echt? Ich habe bislang eigentlich nur von Vergleichen mit Mesut Özil gehört.

SPOX: Stört Dich der Vergleich mit Podolski?

Kittel: Nein. Aber zwischen uns beiden liegen wirklich noch Welten!

SPOX: Und deine Vorbilder sind...?

Kittel: Mesut Özil und Andres Iniesta. Ich mag ihre Spielweise.

SPOX: Sonny, danke für das Gespräch.

Kittel: Danke auch!

Sonny Kittel im Porträt: Der Schnellstarter