SPOX: Panagiotis, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Siegtor für Xanthi vor wenigen Wochen gegen Olympiakos Piräus. War das der schönste Moment Ihrer Karriere bislang?
Panagiotis Vlachodimos: Es war auf jeden Fall einer der schönsten Momente, ganz klar. Ich wollte in dem Spiel unbedingt treffen. Als ich dann tatsächlich das Tor geschossen habe, konnte ich es anfangs selbst nicht glauben. Das war einfach ein super Gefühl. Die Medien in Griechenland haben viel darüber geschrieben. Ich habe es am nächsten Tag noch ein wenig genossen und dann habe ich mich wieder auf die neuen Aufgaben konzentriert.
SPOX: Sie sind beim VfB Stuttgart groß geworden. Wie hat es Sie denn nach Griechenland zu Xanthi verschlagen?
Vlachodimos: Ich habe in der zweiten Mannschaft des VfB gespielt, aber unter Jürgen Seeberger habe ich leider kaum Spielanteile bekommen. Ganz ehrlich: Ich weiß auch nicht genau warum. Umso schöner war es, als Kostas Konstantinidis (Sportdirektor von Xanthi und ehem. Bundesliga-Spieler bei Hannover, Hertha BSC und Köln, Anm. d. Red.) mich beobachtet und mir das Angebot gemacht hat, nach Griechenland zu kommen. Ich habe die Chance erhalten, mich in der ersten griechischen Liga zu beweisen und bis jetzt hat es ganz ordentlich funktioniert.
SPOX: Es muss aber sehr geschmerzt haben, dass es beim VfB, wo Sie eben aufgewachsen sind, nicht weitergegangen ist, oder?
Vlachodimos: Es war sehr schwer für mich. Kein Spieler sitzt gerne auf der Bank - und ich bin wirklich vom Typ her jemand, der immer unbedingt spielen will. Ich habe im Training mein Bestes gegeben, aber trotzdem habe ich keine reelle Chance mehr bekommen. Es ist schade, dass es so auseinander gegangen ist. Es wäre mein Traum gewesen, beim VfB den nächsten Schritt zu machen. Leider hat das nicht geklappt. Ich möchte mich aber dennoch erneut beim VfB für die tolle Ausbildung in den zehn Jahren bedanken, die mich sehr weit nach vorne gebracht hat.
SPOX: Ihr 17 Jahre alter Bruder Odisseas ist noch beim VfB. Ist er der nächste starke junge Torwart, der beim VfB raus kommt nach Sven Ulreich und Bernd Leno?
Vlachodimos: Ich traue es ihm auf jeden Fall zu. Er hat die Klasse dazu. Er ist sehr stark auf der Linie, er hat tolle Reflexe und ist auch fußballerisch stark. Er hat alles, was ein moderner Torwart haben muss.
SPOX: Ihr Bruder spielt in den Junioren-Teams des DFB, Sie spielen dafür in der U21 von Griechenland. Sie haben auch beim aufregenden 5:4-Sieg von Deutschland in der EM-Quali zum zwischenzeitlichen 4:4-Ausgleich getroffen. Was ist denn der Grund dafür, dass Sie nicht für Deutschland spielen?
Vlachodimos: Das ist ganz einfach zu erklären. Der DFB hat sich für meinen Bruder interessiert, also spielt er für Deutschland. Und Griechenland hat sich für mich interessiert, also spiele ich für die Griechen. Es wäre natürlich klasse, wenn wir uns irgendwann mal gegenüber stehen könnten. (lacht)
SPOX: Wie kann man sich Ihr Leben in Xanthi vorstellen? Besonders groß ist die Stadt ja nicht.
Vlachodimos: Das stimmt. Es ist ganz anders als in Stuttgart. Es ist nicht so viel los hier. Es ist schon ziemlich ruhig. (lacht) Aber dafür ist es sehr familiär. Die Leute grüßen einen auf der Straße, es ist sehr angenehm. In unser Stadion passen vielleicht so 8000 Zuschauer - wenn aber einer der großen Vereine wie etwa Olympiakos kommt, ist es auch voll. Bei den anderen Spielen ist es vielleicht zur Hälfte gefüllt, das hängt auch viel vom Wetter ab.
SPOX: Hier in Deutschland ist Griechenland seit geraumer Zeit ja nur noch negativ in den Schlagzeilen. Stichwort: Finanzkrise. Was bekommen Sie denn in Xanthi davon mit?
Vlachodimos: Es hört sich für die Menschen in Deutschland, die in den Nachrichten so viel Negatives über Griechenland und die Lage hier hören, wahrscheinlich etwas komisch an, aber ich bekomme davon in Xanthi nur relativ wenig mit. Dass liegt auch daran, dass sich mein Leben hauptsächlich auf dem Fußballplatz abspielt und ich mich darauf konzentriere. Aber natürlich weiß ich, wie schwierig die allgemeine Situation in Griechenland gerade ist.
SPOX: Sie haben sich mit Ihren guten Leistungen schon für größere Klubs interessant gemacht. Wie sieht Ihre Karriereplanung aus?
Vlachodimos: Wenn Angebote kommen sollten, höre ich mir alles an. Ich bin noch jung und für alles offen. Es ist natürlich mein großes Ziel, einmal in einer der Top-Ligen zu spielen. Ob das die Bundesliga ist, oder in England, Italien oder Spanien. Im Moment konzentriere ich mich aber erst mal nur darauf, die Saison mit Xanthi so erfolgreich wie möglich zu Ende zu spielen.
SPOX: Was wäre denn Ihr Traumklub?
Vlachodimos: Real Madrid. Ich bin auch ein großer Fan von Cristiano Ronaldo. Ich mag einfach die Art, wie er Fußball spielt. Dass er die ganze Zeit der Beste sein und Tore schießen will. Mir macht es Spaß, ihm zuzuschauen.