Sören Osterland schloss die Fußballlehrer-Ausbildung mit der Note 1,0 ab und überzeugte Mehmet Scholl nicht nur deshalb auf Anhieb. Seit Saisonbeginn ist er Trainer beim FC Bayern München. Mit 26 Jahren.
Mit Fußball hat Olaf Schubert eigentlich überhaupt nichts am Hut. Der 44-Jährige ist Kabarettist und seit einiger Zeit auch bundesweit bekannt. Schubert ist der, der immer diesen nicht mehr ganz zeitgemäßen Rauten-Strickpullunder trägt und sich betont lässig gibt, ohne es natürlich zu sein. Schubert und Fußball? Das schließt sich quasi aus.
Und dennoch hat eben dieser Olaf Schubert irgendwie auch einen kleinen Anteil an einer Neuverpflichtung des FC Bayern. "Das ist genau meine Art von Humor", sagt Sören Osterland. Das alleine ist nun noch nichts Besonderes.
Interessant wird das Ganze erst dadurch, dass auch Mehmet Scholl Olaf Schubert mag. "Mehmet und ich haben den gleichen Humor", erklärt Osterland. "Wir haben dadurch relativ schnell zueinander gefunden." Mittlerweile arbeiten Scholl und Osterland sogar zusammen.
Scholl: "Du bist jetzt in meinem Team"
Osterland ist der Neue beim FC Bayern. Der Rekordmeister hat ihn vor der Saison als Co-Trainer für die U 23 verpflichtet. Das heißt: Mehmet Scholl hat ihn verpflichtet.
"Irgendwann kam er und sagte: Du bist jetzt in meinem Team", erzählt Osterland. Ob Scholl dies nun als Frage oder als Aussage formuliert habe, daran kann sich Osterland heute nicht mehr erinnern. Er jedenfalls griff sofort zu.
"Diese Option bekommt man nur einmal. Und dann muss man sie auch nutzen", sagt Osterland. Andere trainieren in seinem Alter vielleicht irgendwo eine Kreisliga-Mannschaft - wenn überhaupt. Die meisten spielen eher selbst noch aktiv Fußball. Osterland ist 26.
Jüngster Fußballlehrer
Die Fußballschuhe hat er längst an den Nagel gehängt. "Ich habe Oberliga gespielt, es hätte vielleicht auch für die Regionalliga gereicht. Aber ich habe mehr Potenzial gesehen, als Trainer zu arbeiten. Deshalb habe ich dann voll auf diese Schiene gesetzt", erzählt er bei "MDR Sputnik".
Schon in jungen Jahren stand er als Trainer an der Seitenlinie. Heute ist er der jüngste Fußballlehrer Deutschlands.
Im Frühjahr schloss er den Lehrgang an der Hennes-Weisweiler-Akademie des DFB erfolgreich ab. Mit der Traum-Note 1,0 (wie das Abitur). Davor hatte er rund zehn Monate die Schulbank gedrückt - an der Seite ehemaliger Nationalspieler wie Stefan Effenberg, Jörg Heinrich oder eben Mehmet Scholl.
Wormuth: "Trainer mit Weitblick"
Der ehemalige Bayern-Star und Osterland: das passte auf Anhieb. "Wir haben uns menschlich sehr gut verstanden", sagt der gebürtige Stendaler. "Und wir haben dann im Kurs festgestellt, dass wir fußballerisch die Dinge sehr ähnlich sehen, über manche Sachen aber auch streiten können."
Regelmäßig saßen Scholl und Osterland auch außerhalb der Unterrichtszeiten beisammen und tauschten sich über Systeme oder Taktiken aus. Scholl gefielen Osterlands Ideen und Ansätze. "Er war im Lehrgang einer derjenigen Trainer, der von Anfang an in Konzepten gedacht hat", sagt DFB-Chefausbilder Frank Wormuth im Gespräch mit SPOX. "Er ist als Trainer mit Weitblick aufgefallen."
Auch Scholl erkannte das früh. Und als schließlich klar war, dass Scholl zur neuen Saison wieder die zweite Mannschaft der Bayern übernehmen wird, stand für den 41-Jährigen schnell fest, dass Osterland Teil seines Teams sein soll.
Scholl ist der Chef
Zusammen mit Rainer Ulrich agiert Osterland nun in der zweiten Reihe. Um "taktische und technische Sachen" kümmere er sich, sagt er. Viel mehr will er zu sportlichen Dingen nicht verraten. Denn: Die Rollen sind klar verteilt. Scholl ist der Chef und derjenige, der nach außen auftritt. Auf dem Platz allerdings übernimmt auch Osterland das Kommando, leitet Trainingseinheiten und erklärt den Spielern, wie was zu funktionieren hat.
"Er macht seine Sache richtig gut", sagt Scholl gegenüber SPOX. "Er ist sehr zuverlässig und bei den Jungs anerkannt und angesehen. Wir ergänzen uns sehr gut."
Mäßiger Saisonstart
Sportlich läuft es für Bayerns zweite Mannschaft bislang mehr ordentlich. Nach zehn Spielen in der Regionalliga Bayern ist man noch immer ungeschlagen und rangiert auf Platz drei. Das Thema Aufstieg sei in dieser Saison allerdings kein Thema, erklärte Scholl vor kurzem.
"Das Ziel ist, den Nachwuchs voranzubringen", sagt Osterland. Er selbst ist dabei ein zentraler Baustein. Sein Vertrag läuft bis 2014 - zunächst. "Das ganze Projekt ist von Mehmet sicher langfristiger angelegt", sagt Osterland. Nicht auszuschließen, dass das Duo Scholl/Osterland auch ein Thema wird, wenn der FC Bayern nach einem Nachfolger für Jupp Heynckes sucht.
Bayern als Lieblingsverein
Darüber will sich Osterland allerdings keine Gedanken machen, schließlich war er vor ein paar Monaten noch ein ganz gewöhnlicher Bayern-Fan. "Bayern ist schon immer mein Lieblingsverein", sagt er. "In meinem Zimmer bei meinen Eltern daheim in Stendal habe ich den halben Bayern-Fanshop."
Die Autogramm-Karten, die Osterland als Kind und Jugendlicher sammelte, sind nun auch mit seinem Konterfei erhältlich. Er ist jetzt ein Teil des FC Bayern. Als Trainer. Mit 26 Jahren. Das hat vor ihm noch niemand geschafft.
Sören Osterlands Steckbrief