So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels
Nachbetrachtung:
Nicht erst Frankreichs erschreckende Leistungen in den drei Vorbereitungsspielen (2:1 gegen Costa Rica, 1:1 gegen Tunesien und 0:1 gegen China) ließen die Fans der Bleus vor der WM düster ins Turnier blicken. Auch gegen Uruguay gab es keine Lichtblicke. Im Spiel nach vorne nur auf Ribery zu setzen, ist für den Gegner zu durchschaubar, was dem Münchner mit zunehmender Spieldauer auch merklich die Lust am Spiel nimmt. Ebenso fehlt ein echter Leader im Team, der das Ruder in kritischen Situationen herumreißen kann. Im zweiten Spiel gegen Mexiko muss das spielerische Vakuum schleunigst gefüllt werden, um nicht frühzeitig mit leeren Händen dazustehen.
Uruguay zeigte die zu erwartende Leistung: Robust in den Zweikämpfen und gut organisiert im gesamten Abwehrverbund. Dieses Schema sollte allerdings gegen Südafrika gelockert werden, um für mehr Entlastung im Offensivbereich zu sorgen. Das in Europa unpopuläre 3-5-2-System macht es dem Gegner zu leicht, die Urus in ihre Hälfte zu drücken, so dass die Wege in die Offensive zu groß werden.
Reaktionen:
Raymond Domenech: "Natürlich ist es frustrierend, wenn man ständig Druck macht, ständig Druck macht, und der Ball geht nicht rein. Zugleich mussten wir aufpassen, dass wir keinen Konter bekommen. Das Niveau ist enttäuschend gewesen, auch wenn es am Ende spannend war."
Patrice Evra: "Wir haben wirklich sehr gut gespielt. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie Uruguay dieses Ergebnis halten konnte."
Diego Forlan: "Beide Abwehrreihen haben gut gestanden, es gab kaum Tormöglichkeiten, deshalb ist das Spiel 0:0 ausgegangen."
Oscar Tabarez: "Es war das erwartet schwere Spiel gegen eine französische Mannschaft, die sicher Favorit war. Nach dem Spielverlauf können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein, nicht aber mit unserem eigenen Auftritt. Wir haben sehr viele Fehler gemacht und in der Schlussphase nach dem Platzverweis nur noch versucht, das Unentschieden zu halten. Nach den beiden Unentschieden in der Gruppe kommt es für jede Mannschaft nun besonders auf den nächsten Spieltag an. Darauf werden wir vorbereitet sein."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Frankreich-Coach Domenech setzt wie in den drei mageren Vorbereitungsspielen auf ein 4-3-3. Eine Änderung nimmt er jedoch vor: Der defensiv denkende Diaby spielt für Malouda halblinks im Mittelfeld.
Uruguay kommt im 3-5-2 daher. Ajax-Talent Lodeiro und Napoli-Taktgeber Gargano sitzen nur auf der Bank.
7.: Fast das 0:1! Ribery setzt sich auf links etwas glücklich durch und passt scharf und flach in die Mitte. Dort rauscht Govou heran und schiebt den Ball knapp rechts am Kasten vorbei.
16.: Erste Chance für Uruguay: Forlan bekommt die Kugel an der Strafraumgrenze, wackelt Gallas aus und sucht sofort den Abschluss. Lloris reißt beide Fäuste nach oben und pariert.
18.: Schlitzohr Gourcuff! Der Bordelais versucht es mit einem direkten Freistoß von der linken Seitenlinie. Die Kugel fliegt Richtung linkes Kreuzeck, Muslera klärt in höchster Not mit einer Faust.
73.: Weiter Einwurf von der linken Seite auf Suarez, der den Ball gut abschirmt und mit dem Rücken zum Tor auf Forlan ablegt. Forlan fackelt nicht lange und hält direkt drauf - die Kugel rauscht am linken Pfosten vorbei.
81.: Erster Platzverweis des Turniers für den eingewechselten Lodeiro, der nach einer Grätsche gegen Sagna seinen Arbeitstag nach 17 Minuten wieder beendet.
Fazit: Ganz müdes Gekicke beider Teams, die offensiv kaum für echte Gefahr und Höhepunkte sorgen konnten. Daher geht das Remis für beide Mannschaften in Ordnung.
Der Star des Spiels: Diego Forlan. Der Torjäger von Atletico Madrid war Uruguays einziger Spieler, der echte Gefahr für den französischen Kasten ausstrahlte. Extrem großer Aktionsradius. Holte sich die Bälle schon tief im Mittelfeld ab und versuchte, dem Angriffsspiel der Südamerikaner den fehlenden Mut einzuimpfen. Vergab zwar die beiden besten Chancen für sein Team, doch das er überhaupt welche hatte, unterschied ihn in dieser Partie von den meisten seiner Arbeitskollegen.
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Die Gurke des Spiels: Yoann Gourcuff. Der Bretone brachte auf der halbrechten Mittelfeldposition abgesehen von einem schlitzohrigen Freistoß fast nichts auf die Kette. In vielen Aktionen fehlte es ihm erstaunlicher Weise an Schnelligkeit und der nötigen Antizipation der Spielsituationen. Bei den Bleus ist es allerdings auch seine Aufgabe, die Last von Riberys Schultern im kreativen Spielaufbau zu nehmen. Dies gelang ihm gegen Uruguay nicht.
Die Pfeife des Spiels: Yuichi Nishimura. Der Japaner leitete umsichtig und hatte gerade bei Abseitsentscheidungen eine gute Abstimmung mit seinen Assistenten. Zeigte zwei frühe Gelbe Karten und ließ damit wenig Diskussionen aufkommen, aus welcher Richtung der Wind weht. Gelb-Rot gegen Lodeiro war vollkommen gerechtfertigt.
Analyse: Ganz schwere Kost, die beide Teams in ihrer Auftaktpartie anboten. Uruguay hatte bei seinem ersten WM-Spiel seit 2002 Probleme, den Ball über mehrere Stationen in den eigenen Reihen zu halten, da das meist sehr tief stehende Mittelfeld nicht schnell genug nachrückte.
So ließ sich beispielsweise Maxi Pereira von Ribery, der bei vielen französischen Angriffen die Füße mit im Spiel hatte, immer wieder in die Rechtsverteidigerposition drängen. Dadurch entstand eine klaffende Lücke im uruguayischen Mittelfeld, die zumeist Forlan zu stopfen versuchte, in dem er sich zurückfallen ließ.
Frankreich fand gegen das somit entstandene Bollwerk des Gegners trotz technisch versierter Einzelspieler erschreckend wenig spielerische Mittel. Der Equipe Tricolore mangelte es im Spielaufbau an Esprit und Tempo. So hoffte man auf einen Geniestreich Riberys oder eben den Zufall - doch beides blieb aus. Deshalb hing das Spiel oft durch und plätscherte vor sich hin.
Gegen Ende legte Frankreich in Überzahl zwar noch mal dezent einen höheren Gang ein, doch die Schlussoffensive scheiterte wie das vorherige Angriffsspiel an Uruguays eiserner Disziplin im Defensivverbund.
Uruguay - Frankreich: Daten zum Spiel