Michael Parensen war Juniorennationalspieler und galt als großes Talent. Eine Verletzung stoppt seine schnellen Aufstieg bei Borussia Dortmund. In Köln war Christoph Daum nicht sein bester Freund, doch bei Union Berlin scheint er jetzt den Durchbruch zu schaffen.
SPOX: Michael, schönen guten Tag. Vor einem Jahr sind Sie von den Amateuren des 1.FC Köln zu Union Berlin gewechselt. Wie war das erste Jahr in der Hauptstadt?
Michael Parensen: Vor dem Wechsel hatte ich schon Bedenken. Schließlich musste ich mein komplettes Umfeld zurück lassen. Durch den sportlichen Erfolg mit Union, den Aufstieg in die 2. Liga, fiel natürlich alles ein bisschen leichter. Zudem haben es mir Trainer und Mannschaft recht leicht gemacht,
SPOX: Den Trainer kannten Sie noch aus Dortmunder Zeiten...
Michael Parensen: Das ist richtig. Uwe Neuhaus hat mich damals von der A-Jugend zu den Amateuren hochgezogen. Aber auch Patrick Kohlmann kannte ich vom BVB. Damals wie heute waren wir Konkurrenten auf der linken Bahn.
SPOX: Wieso hat es nicht zu mehr gereicht beim BVB?
Parensen: Den Schuh muss ich mir selbst anziehen. Ich war damals wohl zu schnell zufrieden. Ich war schon recht froh damit, in der Bundesliga auf der Bank zu sitzen, obwohl ich vielleicht sogar die Chance auf mehr gehabt hätte. Zu allem Übel kam dann auch noch meine Knieverletzung hinzu. Da war ich raus und es war eigentlich klar, dass ich mir etwas Neues suchen muss.
SPOX: So schlecht hat es Sie dann ja nicht getroffen. Der 1. FC Köln ist keine so schlechte Adresse. Wie kam der Kontakt zu Stande?
Parensen: Mein Berater und ich sind einige Optionen durchgegangen. Köln war zu der Zeit ja auch noch Zweitligist. Michael Meier, der mich noch aus Dortmund kannte, hat sich sehr um mich bemüht und mir auch Optionen für die erste Mannschaft aufgezeigt. Im Kader der Profis gab es schließlich keinen echten linken Außenverteidiger.
SPOX: Aber auch für den FC machten Sie kein Spiel im Profi-Bereich. Wieso?
Parensen: Christoph Daum hat mich wohl ziemlich schnell abgestempelt. Gleich zu Beginn waren wir im Trainingslager und dort lief es nicht gut für mich. Von da an hatte ich keine Chance mehr, obwohl meine Leistungen bei den Amateuren gerade zu Beginn sehr gut waren und es bei der Ersten nicht besonders lief. Für das Umfeld und für mich war klar, dass ich meine Chance bekommen würde. Dem war aber nicht so.
SPOX: Also dann die Flucht nach Berlin...
Parensen: Nein. So kann man das nicht sagen. Ich habe in Köln sehr viel gelernt. Für mich persönlich war es eine sehr wichtige Zeit, aber es war auch für alle klar, dass ich keine Chance mehr nach oben bekommen würde. Dennoch muss ich mich beim FC bedanken, dass ich gehen durfte, als die Anfrage von Union kam. Köln war genauso wie mir klar, dass das eine Riesenchance ist.
SPOX: Eine Chance, die Sie genutzt haben. In der Regionalliga waren Sie schon Stammspieler und nach anfänglichen Schwierigkeiten gehören Sie jetzt in der 2. Liga auch zum Stammpersonal.
Parensen: Uwe Neuhaus hat mir schon zu Beginn der Saison gesagt, als ich noch auf der Bank saß, dass er auf mich setzt. Es ist gut das Vertrauen des Trainers zu spüren. Das macht einen stärker und in allen Aktionen sicherer. Für mich ist es die erste Profisaison und natürlich will ich soviel lernen wie möglich. Das geht natürlich auch am besten, wenn man auf dem Platz steht.
SPOX: Was ist mit Michael Parensen auf dem Platz für Union Berlin in dieser Saison möglich?
Parensen: Unser Ziel ist es, nicht abzusteigen. Wenn wir die 40 Punkte erreicht haben, dann können wir weiter schauen. Aber als erstes müssen wir die Punkte für den Klassenerhalt holen.
SPOX: 23 sind es schon nach zwölf Spielen. Schielt man dann nicht doch ein bisschen auf die Aufstiegsränge?
Parensen: Natürlich guckt man auch mal nach oben. Wir haben jetzt vor der Winterpause noch sehr schwierige Spiele. Bestreiten wir diese erfolgreich und kann man den Anschluss halten, dann ist in dieser Saison vielleicht auch mehr drin als die 40-Punkte-Marke.
SPOX: Am Montag ist der 1. FC Kaiserslautern zu Gast in der Alten Försterei (20.15 Uhr im LIVE-TICKER). Was ist drin?
Parensen: In dieser Liga kann jeder jeden schlagen und ich sehe außer vielleicht Bielefeld keine wirklich überragende Mannschaft. Ich denke, dass gerade vor eigenem Publikum auch ein Sieg gegen den FCK drin ist.
SPOX: Sie sprechen das Publikum gerade an. Wie ist es vor diesen Fans zu spielen? Die Alte Försterei ist so gut wie immer ausverkauft und die Stimmung atemberaubend.
Parensen: Hier zu spielen ist einmalig. Die Menschen, die hier ins Stadion kommen, leben für den Verein. Hier ist jeder mit seinem Herz dabei. Ich erinnere mich noch an die erste Runde im DFB-Pokal gegen Bremen. Da feiern uns die Fans selbst eine halbe Stunde nach dem Spiel noch. Trotz einer 0:5-Packung. Das ist Wahnsinn.
SPOX: Wechseln wir mal das Thema. Sie sind 23 Jahre alt, waren Juniorennationalspieler, bei Dortmund, Köln und jetzt Union. Was sind Ihre persönlichen Ziele?
Parensen: Ganz klar.Ich möchte irgendwann Bundesliga spielen. Ich bin noch jung und muss hart an mir arbeiten, aber das Ziel ist ganz klar Bundesliga. Momentan steht aber deutlich Union im Vordergrund. Wieso nicht mit Union irgendwann aufsteigen.
SPOX: Michael, letzte Frage an Sie. Sie haben schon mit einigen ganz guten Leuten gekickt. Wer war in Ihren Augen der Beste mit dem Sie auf dem Rasen standen?
Parensen: Eigentlich müsste ich jetzt wohl Tomas Rosicky sagen, der von seiner ganzen Art ein Vorbild war. Nicht nur fußballerisch, sondern auch menschlich. Aber der beste Fußballer war eigentlich Mike Wunderlich, mit dem ich beim 1. FC Köln gespielt habe. Leider spielt er jetzt bei Essen in der vierten Liga.
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