Ivica Grlic: Der Bürohengst

Von Andre Mader
Ivica Grlic (r.) lief 14 Mal für Bosnien-Hezegowina auf und erzielte dabei 2 Treffer
© Getty

Morgens am PC, mittags auf dem Platz, nachmittags am PC - und in der 2. Liga einer der Stars. Duisburg-Teammanager Ivica Grlic ist die ungewöhnlichste Allzweckwaffe Deutschlands. Im Spitzenspiel gegen den FC Augsburg ist er wieder gefragt (17.15 Uhr im SPOX-TICKER).

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Wir schreiben den 13. August 2010. Die Uhr zeigt 20.46 Uhr.

Schiedsrichter Frank Wilkenborg beendet die Partie zwischen dem VfB Lübeck und dem MSV Duisburg. Die Zebras setzten sich als favorisierter Zweitligist mit 2:0 in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde durch. Eigentlich nichts besonderes.

Wer gut aufgepasst hat, hat noch mitbekommen, dass Ivica Grlic eine Minute vor Schluss eingewechselt wurde. Der Oldie durfte noch kurz die Auflaufprämie einheimsen.

Grlic, mittlerweile 35 Jahre alt, ist eigentlich auch nur noch Teilzeitprofi beim MSV. Eigentlich. Im Sommer übernahm er den Job des Teammanagers und soll zum zukünftigen Aushängeschild eingearbeitet werden.

Ivica Grlic: "Klingt anstrengend und ist es auch"

Grlic ist das neue Bindeglied zwischen Präsidium, Manager und Trainer. Er kümmert sich zudem um dei Betreuung der Sponsoren und organisiert die Auswärtsfahrten des MSV. Teammanager Grlic bucht das Bett für den Spieler Grlic. Der neue Job fordert dem ehemaligen bosnischen Nationalspieler also einiges ab.

"Klingt anstrengend und ist es auch, aber es macht Spaß. Außerdem bin ich im neuen Job genauso ehrgeizig wie auf dem Platz", erzählte Grlic kürzlich dem "Kicker".

Sein Arbeitstag im Büro beginnt morgens zwischen acht und neun Uhr. Wenn der Durchschnittsarbeitnehmer um zehn Uhr Pause macht, verlässt auch Grlic sein Büro. Nicht aber wie die meisten Anderen für eine Viertelstunde Smalltalk und Kaffeetrinken.

Vom Büro auf den Rasen

Ivo, wie ihn die Fans nennen, verlässt die Geschäftsstelle und wechselt sein Büro-Outfit hin zum Fußballerdress. Dann wird es knapp zwei Stunden ruhig im Büro. Auf dem wenige Meter entfernten Trainingsplatz wird es dagegen umso lauter.

Grlic ist dann wieder in seinem Element, steht auf dem Fußballplatz und trainiert mit den Profis des MSV. Er ist die Führungspersönlichkeit in der neu zusammengestellten Mannschaft: "Er ist ein großes Vorbild für uns alle", sagt MSV-Spieler Sefa Yilmaz.

Andere erfahrene Spieler wie Tom Starke, Christian Tiffert oder der ehemalige Nationalspieler Frank Fahrenhorst, die in den Jahren zuvor wichtige Stützen des Teams waren, verließen den Verein. Als Ersatz wurden fast ausschließlich junge, hungrige Spieler verpflichtet, die die verpatzte vergangene Saison vergessen machen sollen.

Grlic soll diese Mannschaft mit seiner Erfahrung führen und so seinen Beitrag für eine erfolgreiche Serie leisten. Nicht umsonst nennt ihn Trainer Milan Sasic eine "tragende Figur".

Standards als Waffe

"Die Jungs fragen mich schon mal nach Tipps", erklärt Grlic den Umgang mit der jungen Garde.

Allein mit dem Weitergeben seiner Erfahrung belässt es Grlic in dieser jungen Saison aber nicht. Die neun Punkte aus vier Spielen, die der MSV einfuhr, sind sehr eng mit dem Wirken des Stand-by-Profis verbunden.

Seine Standards waren schon früher eine Waffe und Grlic scheint nichts verlernt zu haben. Gegen Osnabrück bereitete er am ersten Spieltag zwei Treffer durch einen ruhenden Ball vor und traf selbst einmal durch einen direkten Freistoß.

Zweiter oder dritter Frühling als Spieler

Nach vier Spielen steht er schon bei fünf Scorerpunkten und stand in allen Partien in der Startelf. Man hat das Gefühlt, das Grlic seinen zweiten oder dritten Frühling durchlebt.

Ein altes Eisen, das es noch einmal wissen will und vielleicht noch ein Jahr auf dem Platz dranhängt? "Am schönsten wäre es, das ganze Leben Spieler zu sein. Aber nach der Karriere weiter im Fußball arbeiten zu dürfen, ist fast wie ein Geschenk", sagte Grlic im "Kicker" auf seine Zukunft angesprochen.

Können er und die Mannschaft diese Form weiter an den Tag legen, dann ist der MSV in dieser Saison ein heißer Anwärter auf die oberen Plätze der Tabelle. Dies dürfte dann nicht nur den Teammanager freuen, sondern auch den Stand-by-Profi.

Ivica Grlic im Steckbrief