Hünemeier: "Bin nicht neidisch auf Hummels"

Von Interview: Sebastian Schramm
Uwe Hünemeier wechselte im Sommer 2010 von Borussia Dortmund zu Energie Cottbus
© Imago

Er durchlief die Dortmunder Jugendabteilung und feierte 2005 sein Erstliga-Debüt gegen den FC Bayern München. Zum Stammspieler schaffte es Uwe Hünemeier beim BVB jedoch nie. Vor zwei Jahren zog der Innenverteidiger die Konsequenzen und wechselte zu Energie Cottbus. Bei SPOX spricht Hünemeier über Tage im Kraftraum, den Imagewandel in Cottbus und Mats Hummels.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX: Herr Hünemeier, werden Sie von den Cottbuser Fans wie zu Ihrer Anfangszeit eigentlich immer noch "schmale Latte" genannt?

Uwe Hünemeier: Ich weiß nicht genau, gehört habe ich das schon mal. Es stimmt, dass ich nicht der wirklich muskulöse Typ bin. Ich bin zwar oft im Kraftraum. Da kann ich aber ehrlich gesagt so viel machen wie ich will, ein Bodybuilder wird sicherlich nicht mehr aus mir. (lacht)

SPOX: Ihre neun Tore aus der Vorsaison zeugen aber immerhin von einer enormen Durchschlagskraft im gegnerischen Strafraum. Woher stammt Ihre Torgefahr?

Hünemeier: Das kommt wohl aus der Jugendzeit, bis zur C-Jugend war ich Mittelstürmer. Das hat mir sicherlich geholfen. Ich kann deswegen besser auf zweite Bälle reagieren. Letztes Jahr hat es überragend geklappt. Ich würde mich aber auch freuen, wenn ich in dieser Saison das eine oder andere Tor weniger schießen würde und dafür eines mehr verhindern könnte.

SPOX: Trotz der kurzen Vorbereitungszeit war der Saisonstart ja schon mal recht vielversprechend.

Hünemeier: Ja, wir können mit der Punkteausbeute zufrieden sein. Erst recht, wenn man bedenkt, dass wir in der Sommerpause einige Leistungsträger gehen lassen mussten. Vier Wochen Urlaub sind sicherlich nicht so lange, aber es hat gereicht, um jetzt auf einem guten Fitness-Niveau zu sein. Da hat unser Trainerteam gute Arbeit geleistet.

SPOX: Sie spielen nun Ihre zweite Saison bei Energie. Wären Sie eigentlich auch vor einigen Jahren nach Cottbus gewechselt, als der Verein noch vor allem dafür stand, viele Ausländer in der Mannschaft zu haben?

Hünemeier: Ich glaube nicht, weil ich dann wohl auch nicht wirklich auf den Verein aufmerksam geworden wäre. Als ich kam, war der Umschwung schon eingeleitet worden, das hat mir die Sache erleichtert.

SPOX: Claus-Dieter Wollitz meinte in einem Interview mit uns, dass dieser Imagewandel noch Jahre dauern könnte. Teilen Sie seine Meinung?

Hünemeier: Ich kann es ehrlich gesagt nicht genau einschätzen. Man merkt schon, dass hier alles beschaulicher ist und die Aufmerksamkeit nicht so hoch wie bei anderen Zweitligavereinen. Es ist eben strukturell schwierig, noch mehr Leute aus der Region für Energie zu begeistern.

SPOX: Bleiben wir bei Ihrem Trainer: Wollitz und Ihr Ex-Coach Jürgen Klopp sind beide dafür bekannt, sich nicht zu verstellen und sehr authentisch zu sein. Haben Sie da schon Gemeinsamkeiten oder Unterschiede entdeckt?

Hünemeier: Was das Auftreten in der Öffentlichkeit angeht, ähneln sich beide schon. Klopp hatte durch sein Experten-Dasein beim ZDF eine ideale Plattform. Die Souveränität im Umgang mit der Presse ist ja quasi sein Markenzeichen. Unser Trainer ist da noch ein wenig impulsiver, er kann auch gegenüber Mannschaft oder Journalisten manchmal sehr energisch reagieren. Er sagt, was er denkt und findet dabei die richtige Mischung.

SPOX: Sie haben jahrelang beim BVB gespielt und dort meist - auch unter Klopp - zwischen der zweiten Mannschaft und dem Training bei den Profis gependelt. Wann war Ihnen klar, dass es so nicht mehr weitergeht?

Hünemeier: Das war gar nicht so einfach für mich. Ich hätte den Verein natürlich schon früher wechseln können, aber es gab nie ein Angebot, von dem ich überzeugt war, dort den nächsten Schritt machen zu können. Wenn man sieht, welche Probleme einige Vereine aktuell haben, war der Schritt zum gut aufgestellten FC Energie im Nachhinein gesehen zwar spät, aber auch goldrichtig.

SPOX: Nicht nur Sie, auch Ihre jetzigen Mitspieler Marc Andre Kruska und Markus Brzenska haben den Durchbruch in Dortmund nicht geschafft. Klopp setzt seitdem auf die Jugend. Ärgert das einen?

Hünemeier: Trainerwechsel bringen eben auch immer neue Philosophien und andere Ansichten mit sich. Für uns drei war es sicherlich nicht einfach. Kruska absolviert 100 Bundesligaspiele und muss sich dann plötzlich hinten anstellen. Wenn Klopp dann verstärkt auf die Jugend setzt und ein Hummels oder Subotic nachkommen, ist das wohl der Lauf der Zeit. Wir drei haben uns in Cottbus aber auch richtig gut weiterentwickelt. Das ist das Wichtigste.

SPOX: Früher haben Sie mit Mats Hummels zusammengespielt, er ist nun Deutscher Meister und Nationalspieler, Sie hingegen spielen "nur" in der 2. Liga. Wie bewerten Sie so etwas?

Hünemeier: Darüber bin ich weder traurig noch neidisch. Ich verfolge den Weg der Jungs mit Freude. Man muss ja auch festhalten, dass er oder Subotic ein überragendes Niveau haben. Sie sind zu Recht dort, wo sie sind.

SPOX: Wenn plötzlich Jürgen Klopp anrufen würde und Ihnen ein Angebot unterbreitet, wie würden Sie reagieren?

Hünemeier: Ich würde mir es sicherlich erst einmal anhören (lacht). Dortmund ist und bleibt eine super Adresse, wer möchte da nicht spielen? Ich war zudem sehr lange dort und habe ein besonderes Verhältnis zu dieser Stadt und diesem Verein. Mal sehen, wohin mein Weg noch führt. Zeit ist ja noch genug vorhanden. Die will ich jetzt aber erstmal in Cottbus nutzen und habe den Schritt noch keine Sekunde bereut.

Der Kader von Energie Cottbus