SPOX: Herr Atanga, Sie sind nun seit rund drei Monaten beim 1. FC Heidenheim. Wie waren die ersten Wochen in Deutschland für Sie?
David Atanga: Die Vorbereitung und das Trainingslager waren sehr intensiv. Für mich war das eine neue Erfahrung und dementsprechend anstrengend. Heidenheim als Stadt ist recht klein, aber das ist kein Problem, denn ich bin hier, um mich weiterzuentwickeln.
SPOX: Sie kommen bislang auf fünf Pflichtspieleinsätze für den FCH, standen zweimal in der Startelf. Sind Sie zufrieden mit ihren Spielanteilen?
Atanga: Natürlich möchte ich so häufig wie möglich zum Einsatz kommen. Die Saison ist aber noch lang. Man darf nicht vergessen, dass ich neu in der Mannschaft bin. Deshalb arbeite ich im Training weiter und hoffe auf noch möglichst viele Einsätze.
SPOX: Trotz Ihrer erst 19 Jahre haben Sie bereits einiges erlebt. Sie sind in Bolgatanga in Ghana aufgewachsen und haben dort mit dem Fußballspielen begonnen. Wie genau hat Sie das Fußballfieber gepackt?
Atanga: Ich habe immer mit meinen Nachbarn gekickt. Mit neun Jahren sind wir in einen kleinen Verein gegangen. Dort haben wir hauptsächlich aus Spaß gespielt.
SPOX: Mit zwölf Jahren hatten Sie dann zum ersten Mal ein Angebot, in die Red-Bull-Akademie Ghana zu gehen. Wie genau wurde RB auf Sie aufmerksam?
Atanga: Red Bull ließ in ganz Ghana Scouts und Trainer nach jungen Talenten Ausschau halten. Wenn sie einen vielversprechenden Spieler entdeckten, wurde das nach Salzburg gemeldet. Im Anschluss wurde man zum Probetraining eingeladen und wenn man dort überzeugte, erhielt man eine Einladung für die Akademie.
SPOX: Sie haben das erste Angebot abgelehnt. Was waren die Gründe dafür?
Atanga: Ich war mit zwölf Jahren meiner Meinung nach noch zu jung. Außerdem musste ich noch zur Schule und konnte deshalb nicht einmal quer durch Ghana reisen.
SPOX: Im Alter von 14 Jahren haben Sie dann den Sprung gewagt. Wie muss man sich einen Tag in der Akademie vorstellen?
Atanga: Wir hatten einen straffen Zeitplan. Nach dem gemeinsamen Frühstück ging es zur ersten von zwei Trainingseinheiten. Im Anschluss hatten wir etwa von 10 Uhr bis 15 Uhr Schule. Nach einer Stunde Pause stand die zweite Einheit auf dem Plan.
SPOX: Das klingt nach einem anstrengenden Tag. Wie genau ließen sich Fußball und schulischen Prüfungen vereinbaren?
Atanga: Um alles unter einen Hut zu bekommen, mussten wir uns abends noch hinsetzen und Hausaufgaben machen. Vor den Prüfungen stand natürlich noch lernen auf dem Programm. Unmittelbar vor einer Klausur hatten wird dann etwas länger Schule und dafür ist das zweite Training am Tag ausgefallen.
SPOX: Die Akademie lag im 700 Kilometer entfernten Sogakope. Wie war es für Sie, von Familie und Freunden getrennt zu leben?
Atanga: Am Anfang war es nicht ganz einfach. Aber wenn man mental für die Herausforderung gewappnet ist, ist das kein Problem. Ich hatte und habe immer noch viel Kontakt zu meiner Familie, das macht es etwas einfacher. Man darf auch nicht vergessen, dass man das für den Traum Profi-Fußballer ganz einfach auf sich nehmen muss.
SPOX: 2013 wurde die Akademie geschlossen. Kennen Sie die Gründe für die Schließung?
Atanga: Soweit ich das mitbekommen habe, gab es Differenzen zwischen einigen Trainern und den Verantwortlichen von Red Bull. Die genauen Hintergründe kenne ich allerdings auch nicht.
SPOX: Hatten Sie Angst, dass ihr Traum bereits wieder beendet sein könnte?
Atanga: Nein, Angst hatte ich keine. Wir waren mit einer Mannschaft aus der Akademie bereits zwei Mal in Frankreich auf einem Jugendturnier und bei unserer zweiten Teilnahme wurde ich Torschützenkönig. Deshalb wusste ich, dass Salzburg ein besonderes Auge auf mich wirft. Kurz darauf erhielt ich das Angebot, nach Salzburg zu kommen.
SPOX: Dieses Angebot haben Sie angenommen und sind gemeinsam mit einigen anderen Jugendspielern nach Salzburg übergesiedelt. Wie war die Umstellung in Europa für Sie?
Atanga: Ich war schon einige Male in Europa, das erste Mal 2011 für etwa drei Wochen. Deshalb war die Umstellung nicht ganz so groß. Die Kultur ist natürlich trotzdem eine ganz andere.
SPOX: Und fußballerisch?
Atanga: Der größte Unterschied sind die Trainingsplätze und die Ausrüstung. Das ist in Europa natürlich auf einem ganz anderen Niveau. Spielerisch ist das aber vergleichbar.
SPOX: Haben Sie noch Kontakt zu Ihren ehemaligen Mannschaftskollegen aus der Akademie?
Atanga: Ja, mit einigen schreibe ich noch via Facebook. Ein paar haben den Sprung ebenfalls geschafft und kicken mittlerweile in Europa. Andere spielen in der ersten ghanaischen Liga oder sind in eine andere Akademie gewechselt, die eine Kooperation mit dem FC Metz hat.