Während vor ihrer Wohnung in Mainz Reporter und Fernsehteams auf die 27-Jährige warteten, ließ sie durch ihre ehemalige Trainingskollegin, die zweimalige Hallen-EM-Zweite Christine Adams, ausrichten: "Yvonne ist der Meinung, sie hat alles gesagt. Weitere Fragen können über ihre Homepage geschickt werden und sie überlegt dann, welche sie beantwortet."
Drei Jahre lang trainierte die 2004 zurückgetretene Adams mit der stets burschikos auftretenden Sydney-Olympiasechsten Buschbaum zusammen.
"Wir sind ja nicht blind gewesen. Yvonne hat schon immer alle Klischees eines Machos erfüllt", sagt Adams: "In der vergangenen Woche hat mir Yvonne von ihrem Entschluss berichtet. Sie wirkte dabei unheimlich ausgeglichen und glücklich. Alles schien über Jahre gereift. Ich bin mir sicher, dieser Schritt ist für sie keineswegs zu groß."
Der Fall Schinegger
Buschbaum hat bereits alle Schritte zur Geschlechtsumwandlung eingeleitet. Ein männlicher Vorname ist beantragt, in Kürze will sie mit einer Hormontherapie beginnen und sich gegebenenfalls später operieren lassen. Eine mögliche Rückkehr als Mann in den Leistungssport ist indes kein Thema.
"Eigentlich sind unsere Fälle ja grundlegend anders gelagert. Ich bin mit nach innen gewachsenen männlichen Geschlechtsteilen auf die Welt gekommen, man hielt mich deshalb für ein Mädchen", sagte Österreichs ehemaliger Skirennläufer Erik Schinegger.
Er war 1966 als Erika Abfahrts-Weltmeisterin geworden, verlor den Titel aber wieder, als im Dezember 1967 sein tatsächliches Geschlecht herausgefunden wurde.
"Ich dope nicht"
Buschbaum wurde dagegen eindeutig als Mädchen geboren, Titel und Medaillen bleiben ihr deshalb erhalten. Und doch gibt es eine Ebene, auf der die Fälle vergleichbar sind. "Geprägt wird man von seiner Umwelt und seiner Erziehung als Mächen oder Junge. Hier gibt es Gemeinsamkeiten. Es liegt jetzt ein harter Weg vor ihr, sie muss stark genug sein, ihn bis zum Schluss zu gehen, und sollte nie stehen bleiben", erklärte der 59-jährige Schinegger.
Dagegen gibt es keine Parallelen zum Fall der ehemaligen DDR-Kugelstoßerin Heidi Krieger, die sich in der Folge von starkem Anabolika-Doping umoperieren ließ und heute als Andreas Krieger lebt. "Ich dope nicht", betonte Buschbaum am Mittwoch auf ihrer Homepage: "Seit vielen Jahren befinde ich mich gefühlsmäßig im falschen Körper. Wer mich kennt, erkennt einen klaren Makel. Ich fühle mich als Mann und muss mein Leben im Körper einer Frau leben."
Respekt von höchster Stelle
Sie wolle nicht länger verkannt werden und sich dadurch weiter innerlich und äußerlich schaden, hieß es weiter. "Ich habe großen Respekt für Yvonne Buschbaums Entscheidung. Wir wünschen ihr, dass sie durch diesen Schritt ihre persönliche Zufriedenheit findet", meinte Frank Hensel, Generalsekretär des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, für den die 4,70-m-Springerin neben den beiden EM-Bronzemedaillen im Freien (1998 und 2002) 2002 Hallen-EM-Silber holte.
Im Vorfeld der Olympischen Spiele von Athen 2004 erlitt Buschbaum dann einen Achillessehnen-Abriss und fand danach nicht wieder zu alter Stärke zurück.