Begabte Leichtathleten, drollige Maskottchen und schwulenfeindliche Entgleisungen spielen die unrühmlichen Hauptrollen im zweiten Teil der SPOX-Serie über One-Hit-Wonder. Diesmal im Fokus: Fußballer in und aus Deutschland.
Teil 1 der One-Hit-Wonder
Teil 3
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David Odonkor: Als Jürgen Klinsmann 2006 sein WM-Aufgebot nominierte, war er die große Überraschung: David Odonkor. Begabter Leichtathlet, sagten die einen; drolliges Maskottchen, sagten die anderen. Als richtig guter Fußballer gilt der 23-Jährige auch heute noch nicht. Bei Real Betis fristet er seit seinem Wechsel nach Spanien im Sommer 2006 weitestgehend ein Reservistendasein.
Aber während der WM in Deutschland baute sich Odonkor selbst ein Denkmal in den Herzen der einheimischen Fußballfans. Im zweiten Gruppenspiel gegen Polen wechselte Klinsmann ihn nach gut einer Stunde ein. Deutschland war hoch überlegen, aber das Tor wollte nicht fallen. Dann kam Odonkor: In der Nachspielzeit brachte er tatsächlich eine Flanke von rechts sauber zur Mitte, und Oliver Neuville verwandelte zum befreienden 1:0.
Symbolisch gefeiert wurde aber vor allem David Odonkor. Mit seiner naiven Frische, seiner unverschämt guten Laune und der Vorbereitung zu diesem wichtigen Treffer machte er die Weltmeisterschaft im eigenen Land endgültig zur emotionalen Chefsache in Fußballdeutschland.
Zoltan Sebescen: Sein erstes Länderspiel war gleichzeitig sein letztes. Am 23. Februar 2000 nominierte Erich Ribbeck zur allgemeinen Überraschung den bis dahin relativ unbekannten Zoltan Sebescen vom VfL Wolfsburg. Ausgerechnet gegen die Niederlande warf der Bundestrainer den 24-Jährigen ins kalte Wasser und brachte ihn von Beginn an.
Sebescen verschuldete bei der 1:2-Niederlage beide Gegentore, wurde zur Halbzeit ausgewechselt und machte für Deutschland kein Spiel mehr. 2003 erkrankte er an Borreliose, versuchte bis 2005 immer wieder vergeblich ein Comeback und beendete schließlich seine Karriere nach nur 72 Bundesligaspielen. Heute ist er Jungendkoordinator bei den Stuttgarter Kickers.
Paul Steiner: Auch Paul Steiner machte nur ein einziges Länderspiel. Am 30. Mai 1990 gab der damals 33-Jährige sein Debüt gegen Dänemark, weil Teamchef Franz Beckenbauer für die Weltmeisterschaft in Italien dringend einen Backup für Klaus Augenthaler suchte. Steiner spielte eine Halbzeit lang, fuhr mit zur WM und darf sich heute Weltmeister nennen - ohne auch nur eine Minute im Turnier auf dem Platz gestanden zu haben.
Wer sich heute allerdings an Paul Steiner erinnert, der denkt vor allem an seine markigen Sprüche. So antwortete er - vor seinem späten Debüt - einmal auf die Frage, ob die Nationalmannschaft für ihn ein Thema sei: "Die spielen immer am Mittwoch. Da habe ich keine Zeit."
Unangenehm in Erinnerung sind aber vor allem seine dumm-jovialen und chauvinistischen Äußerungen gegenüber Schwulen ("Schwule sind zu weich für Fußball.") und Farbigen. Gegenüber dem Nürnberger Souleyman Sane soll er gesagt haben: "Scheiß Nigger, hau ab! Was willst Du in Deutschland?" Steiner selbst bestreitet zwar die rassistische Beleidigung, der Fall aber verursachte heftige Diskussionen über Rassismus in der Bundesliga.
Michael Anicic: Seine Karriere begann mit einem Paukenschlag. Am 6. März wurde er für Frankfurt im Spitzenspiel gegen Bayern München eingewechselt und machte eine überragende Partie. Die Eintracht verlor zwar mit 0:1, aber der Name Anicic war in aller Munde.
Noch am selben Abend war er Gast im Aktuellen Sportstudio, wo er sein stattliches Ego auch ausgedehnt zur Schau trug. Es folgten weitere Schlagzeilen, als er sich für ein Anzeigenblättchen nackt ablichten ließ - als Fußballer aber blieben weitere Erfolge aus. Stattdessen tingelte der Serbe durch die zweite und dritte Liga in Deutschland, beendete aber in der Regel schon nach kurzer Zeit seine Engagement, weil er mit dem Vorstand, dem Trainer oder den Kollegen über Kreuz lag. Zur Zeit steht der 33-Jährige beim Oberligisten Darmstadt 98 unter Vertrag - bereits zum dritten Mal in seiner Karriere.
Edi Glieder: Was heißt Fehleinkauf auf Österreichisch? Richtig, Edi Glieder. In Deutschland wurde der Stürmer bekannt, als er 2003 mit dem FC Superfund Werder Bremen aus dem UI-Cup-Halbfinale schoss. Die Paschinger gewannen das Heimspiel mit 4:0, Glieder erzielte zwei Treffer.
Im Finale unterlagen die Österreicher dann zwar dem FC Schalke, doch die Gelsenkirchener nahmen den damals bereits 34-Jährigen unter Vertrag. Nach 16 - größtenteils kurzen - Einsätzen in der Bundesliga und viel Hohn und Spott für Schalkes Transferpolitik ging er nach einem Jahr wieder zurück in seine Heimat.