Eine hat das bereits geschafft: Ina Menzer, ihres Zeichens Doppelweltmeisterin. Genauso klein und zierlich wie die Halmich, mindestens genauso attraktiv und auf dem besten Weg, ebenso erfolgreich zu werden.
"Ina hat alles, was eine erfolgreiche Boxweltmeisterin braucht. Sie sieht hervorragend aus, sie bringt sportlich alles mit, sie kann sich gut verkaufen und geht offen auf andere Menschen zu", hatte ihr Manager Dietmar Poszwa schon zu Beginn ihrer Karriere orakelt.
Wie recht er doch hatte. Anfragen von diversen Männermagazinen erteilte die 27-Jährige jedoch bislang immer eine Absage. Der Sport steht im Vordergrund. Und auch da ist sie längst kein unbeschriebenes Blatt mehr.
Blutend zum Titel
Spätestens seit dem 8. März hat die gebürtige Kasachin den Sprung aus dem übermächtigen Schatten Halmichs ins Rampenlicht geschafft.
Trotz eines Cuts über dem rechten Auge und blutüberströmtem Gesicht verteidigte Menzer ihren WIBF-Titel im Federgewicht gegen die bis dahin ungeschlagene Kanadierin Sandy "Lil Tyson" Tsagouris und holte sich zugleich den vakanten Gürtel des Weltverbandes WBC. Dabei beeindruckte vor allem die Art und Weise, mit der Menzer zu Werke ging.
Mehrere Male stand der Kampf kurz vor dem Abbruch. Die Verletzung, die sich Menzer nach halber Distanz durch einen unglücklichen Zusammenstoß mit der Gegnerin zugezogen hatte, nahm ihr die Sicht. Das Blut lief ihr immer wieder ins Auge.
Doch in Arthur-Abraham-Manier und unter der Anfeuerung des begeisterten Publikums biss sie die Zähne zusammen und siegte am Ende einstimmig nach Punkten.
Titelverteidigung gegen ungeschlagene US-Amerikanerin
Am Samstag steigt die Universum-Fighterin in Düsseldorf erneut in den Ring - diesmal als Doppelweltmeisterin. Vom Cut über dem Auge ist glücklicherweise längst nichts mehr zu sehen.
In ihrem 21. Profi-Kampf (bisher: 20 Siege, acht durch K.o.) bekommt sie mit Stacey "Stay-Lo" Reile jedoch erneut eine ungeschlagene Gegnerin aus Nord-Amerika vor die Fäuste. Kein Wunder, dass der Respekt groß ist.
"Stacey Reile ist schwer einzuschätzen. Sie wird wohl einen typisch amerikanischen Stil boxen. Der ist meist unorthodox, und man weiß nicht immer, von wo die Fäuste kommen", so Menzer auf der abschließenden Pressekonferenz.
"YouTube" zur Vorbereitung
Ein genaues Bild von ihrer Gegnerin konnte sie sich jedoch bislang nicht machen. Denn Reiles Boxstall hatte es bis zuletzt nicht fertig gebracht, ein Kampf-Video zur Verfügung zu stellen, so wie es eigentlich üblich ist.
"Das ist unprofessionell. Es ein wenig wie ein Blindflug durch die Wolken, wie eine Fahrt mit Vollgas durch Nebel", sagte die Doppel-Weltmeisterin gegenüber der "Bild" und stöberte kurzerhand einen 39-sekündigen Film beim Videoportal "YouTube" auf.
Besser als nichts, auch wenn es schade ist, dass "wir unsere Strategie auf solchen Filmschnitzeln aufbauen müssen."
"Bestens vorbereitet"
Trotz aller Hindernisse hält Trainer Michael Timm, der seit Beginn ihrer Profi-Karriere 2004 mit Menzer zusammenarbeitet, seinen Schützling für stärker denn je.
"Ina hat trotz - oder gerade wegen - der blutigen Cut-Verletzung gegen Tsagouris ihren Siegeswillen bewiesen. Das war wichtig. Sie hat damit einen großen Schritt gemacht."
Ein weiterer Sieg würde die zehnte erfolgreiche Titelverteidigung für die schöne Blonde bedeuten. Und nicht nur diverse Hochglanz-Magazine hoffen, dass er dieses Mal weit weniger blutig errungen wird.