Das Trauma spielt immer mit

Von Merja Schubert
Tennis, US Open, Andy Murray
© Getty

Das Männer-Finale der US Open (23 Uhr im LIVESCORE) ist komplett. Andy Murray sorgte mit seinem spektakulären Sieg über den Weltranglisten-Ersten Rafael Nadal für eine riesige Überraschung. Doch hinter dem Finaleinzug des 21-jährigen Schotten steckt ein traumatisches Erlebnis, das ihn auch heute noch fest in der Hand hat.

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Es ist der 13. März 1996: Der Pädophile Thomas Hamilton stürmt bewaffnet in die Grundschule von Dunblane, die auch Murray besucht.

In diesem Moment sitzt der neunjährige Andy in seiner Klasse und singt mit seinen Mitschülern Lieder.

Der Amokläufer rennt wirr durch die Klassenzimmer, erschießt 16 Schüler und eine Lehrerin, bevor er sich selbst richtet.

Murray überlebt unverletzt, weil er sich mit seinem Bruder in das Büro des Schuldirektors retten kann, wo sich beide unter dem Tisch verstecken.

Tennis gegen das Trauma

"Ich hätte eines dieser Kinder sein können, die es getroffen hat", schreibt er in seiner vor ein paar Wochen erschienenen Biographie "Hitting Back".

Erschreckend: Murray kannte den Täter. "Er ist sogar mal mit meiner Mutter und mir im Auto mitgefahren. Das ist ein schreckliches Gefühl. Das kann man nicht so einfach verarbeiten."

Um über das schreckliche Erlebnis hinweg zu kommen, konzentrierte sich Murray komplett auf den Sport. Mit 15 Jahren zog er nach Barcelona, um dort an seiner Profi-Karriere zu arbeiten.

Doch selbst Jahre nach dem Unglück gab der Schotte bei Wettkämpfen nie seinen richtigen Heimatort an, um nicht mit dem Massaker von Dunblane in Verbindung gebracht zu werden.

Murray mit Vorteil gegen Federer

Jetzt könnte Murray mit einem Sieg über Federer Geschichte schreiben: Er wäre der erste Brite seit 72 Jahren, der eines der vier großen Turniere gewinnt. Zuletzt gelang das Fred Perry, der 1936 bei den US Open triumphierte.

Für den 1,90-Meter-Mann spricht die positive Bilanz gegen Roger Federer. Er verlor nur eines seiner drei Spiele gegen den Schweizer.

Diese Bilanz können bisher nur zwei weitere aktive Spieler mit mindestens drei Duellen gegen Federer vorweisen: Rafael Nadal und Dominik Hrbaty.

Kampfansage an Federer

Durch seinen Triumph im Halbfinale und dem damit verbundenen Final-Einzug wird Murray auf den vierten Platz der Weltrangliste klettern.

"Ich werde alles versuchen, um das Turnier zu gewinnen", sagte er schon vor dem Halbfinale.

Vor dem Spiel gegen Federer gibt sich der Finalist auf seiner Homepage locker: "Alles, was ich tun muss, ist Tennisspielen. Und das ist eine der wenigen Sachen, in denen ich richtig gut bin."

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