"Wrestling ist wie Eiskunstlauf"

Philipp Dornhegge
29. März 201108:50
Bret "The Hitman" Hart gewann in seiner 13-jährigen WWF-Karriere alles, was es zu gewinnen gabGetty
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Bret Hart ist eine der größten Wrestlingikonen und gehört zu den 50 besten kanadischen Sportlern aller Zeiten. Aber er ist auch ein großer Kritiker seines Sports. Mit SPOX spricht er über das Business hinter der Show, Steroide und tragische Wrestler-Schicksale.

"The Hitman" war in den 80er und 90er Jahren das Zugpferd der WWF (World Wrestling Federation, inzwischen umbenannt in World Wrestling Entertainment) in Deutschland.

Nicht einmal Hulk Hogan hatte hierzulande so viele Fans wie "The Excellence of Execution", wie Hart dank seiner technischen Fähigkeiten einst von einem Kommentator getauft wurde.

1997 heuerte er in der Konkurrenzserie WCW an, bevor er 2000 aufgrund einer von Bill Goldberg zugefügten schweren Gehirnerschütterung und Nackenverletzung seine Karriere beenden musste.

In seiner 2007 erschienenen Autobiographie "Hitman - My Real Life in the Cartoon World of Wrestling" lässt der heute 52-Jährige sein Leben Revue passieren - von seiner Kindheit in Calgary bis zu seinem Schlaganfall 2002 und darüber hinaus.

Im November kommt Hart zur Autogrammstunde nach Deutschland (die Termine gibt's auf Bret Hart's Homepage).

Zuvor jedoch stand er SPOX Rede und Antwort. Hart über seine Karriere, gute und schlechte Wrestler und seinen verstorbenen Bruder Owen. Außerdem enthüllt er, wie ein Wrestling-Match funktioniert.

SPOX: Vor sieben Jahren erlitten Sie einen Schlaganfall. Inwiefern hat der Ihr Leben verändert, und wie geht es Ihnen derzeit?

Hart: So gut wie im Moment habe ich mich seit zehn Jahren nicht mehr gefühlt. Es gibt nur noch leichte Nachwehen, wie gelegentliche Müdigkeit in meiner rechten Körperhälfte. Ansonsten höre ich von den Ärzten immer wieder, dass ich ein wandelndes Wunder bin. Ich bin schon wieder bei 95 Prozent und strebe die 100 an. Jeden Tag gibt es winzige Dinge, an denen ich merke, dass es mir besser geht als am Tag zuvor. Dafür bin ich unheimlich dankbar.

SPOX: Als Sie noch aktiver Wrestler waren, wie haben Sie sich da selbst wahrgenommen: Mehr als Schauspieler oder als Sportler?

Hart: Ich war beides, würde ich sagen. Außerdem war ich mein eigener Stunt-Koordinator, mein eigener Cutter, mein eigener Produzent. Für mich waren meine Matches immer wie kleine Filme, bei denen ich alles selbst gemacht habe.

SPOX: Glauben Sie, dass sie in der Beziehung mehr geleistet haben als Ihre Kollegen?

Hart: Ja. Ich glaube, ich war immer in der Lage, meine Zuschauer zufrieden zu stellen und gleichzeitig so zu wrestlen, dass mein Gegenüber immer sicher war. Professionelles Wrestling ist ein gefährlicher Beruf, das muss man immer im Kopf behalten. Leider waren einige meiner Weggefährten nicht so auf die Sicherheit bedacht, wie man das erwarten müsste.

SPOX: Wenn Sie über Ihre Matches sprechen, benutzen Sie immer den Ausdruck "work with" statt "fight against" oder "compete against". Ein entscheidender Unterschied für Sie?

Hart: Schon, ja. Der Begriff "work" bezeichnet im Wrestling die Fähigkeit, seinen Job professionell und möglichst realistisch zu erledigen, gleichzeitig aber der Gesundheit oberste Priorität einzuräumen. Es gab meiner Meinung nach nur eine Handvoll Wrestler, die ich als großartige "Worker" bezeichnen würde. Das waren übrigens nicht unbedingt die Jungs, von denen man es erwartet hätte: Cowboy Bob Orton, Ricky "The Dragon" Steamboat, Dynamite Kid, Mr. Perfect Curt Hennig oder mein Bruder Owen.

SPOX: Wie wird ein Wrestling-Match eigentlich strukturiert? Können Sie mir die einzelnen Schritte erklären?

Hart: Zunächst wird eine Storyline festgelegt. Wie lange im Voraus die festgelegt ist oder wie lange man einen bestimmten "Feind" hat, ist unterschiedlich. Man hofft natürlich immer, dass man einen guten Worker erwischt, gegen den man antreten darf. Wenn man dann die Matches entwirft, dann versucht man, sie immer so aufzuziehen, dass sie dem aktuellen Ruf der beiden Wrestler gerecht werden. Die Fans haben eine Erwartungshaltung, die man erfüllen will. Das war immer eine meiner großen Stärken, dass ich mich gut in Fans hineindenken konnte und wusste, was sie sehen wollen. Das diskutiert man dann mit seinem Partner, geht raus und legt los.

SPOX: Ging da nie etwas schief?

Hart: Ich bin stolz darauf sagen zu können, dass ich praktisch keine Fehler gemacht habe. Ich habe nie abgesprochene Moves oder die Endsequenz vergessen. Das gibt es heute nur noch selten. Vor kurzem habe ich Chris Jericho zugesehen. Ich mag Chris, aber man konnte schon vom Fernseher aus beobachten, wie er während seines ganzen Matches gesprochen hat. Das ist einfach verdammt unprofessionell. Man kann sich nicht so offensichtlich absprechen.

SPOX: Glauben Sie, dass ein normaler Fan das richtig mitkriegt?

Hart: Mit Sicherheit. Zumindest die komplette erste Reihe hat bestimmt gewusst, was Jericho als nächstes machen würde. Zu meiner Zeit war das anders. Ich kann mich nur an ein Match erinnern, bei dem ich ständig reden musste: Beim Summerslam '92 im Wembley Stadium. Aber das lag daran, dass der British Bulldog bis oben hin mit Drogen vollgepumpt war und sich an nichts erinnern konnte.

SPOX: Für mich war dieses Match immer eins der größten aller Zeiten!

Hart: Die Qualität des Matches hat in dem Fall kaum darunter gelitten. Auch für mich war es eins der Highlights meiner Karriere, vielleicht sogar das Sahnehäubchen auf alle großen Momente, die ich erleben durfte.

SPOX: Zurück zum Ablauf der Matches. Wonach entscheidet sich, wer es ganz nach oben schafft?

Hart: Keine Ahnung, das habe ich in all meinen Jahren nie verstanden. Es ist wohl eine Mischung aus der Beliebtheit, den Merchandising-Verkäufen, wie die Einschaltquoten sind usw. Mit Talent hat es jedenfalls nicht viel zu tun. John Cena ist sicher kein großer Techniker - er weiß heute noch nicht, wie man einen Headlock Takeover ansetzt - aber er hat Charisma und Persönlichkeit, das reicht manchmal schon.

SPOX: Sie sagten gerade, dass sie im Ring nie mit ihrem Gegenüber sprechen mussten. Bedeutet das, dass jeder einzelne Move vorher einstudiert ist?

Hart: Nein, nein, einen gewissen Spielraum gibt es immer. Wer regelmäßig Wrestling schaut, der weiß, dass jeder Wrestler seine Lieblingsmoves hat. Ein Beispiel: Wenn ich jemanden in einem Headlock hatte, war klar, dass ich einen Running Bulldog bringen würde. Das musste ich nicht vorher erklären. Es ist ja auch nicht verboten zu sprechen, es darf nur niemand mitkriegen.

SPOX: Wenn der Sieger der Matches schon vorher feststand, haben Sie sich dann nach Niederlagen eigentlich schlecht gefühlt?

Hart: Aber sicher, sehr oft sogar! Die schlimmste war wohl die bei der Survivor Series 1997 gegen Shawn Michaels, weil sie in dem Fall echt war. Aber die Niederlage drei Jahre zuvor gegen Bob Backlund war auch hart, weil ich das Gefühl hatte, dass ich als WWF-Wrestler gerade erst richtig Fahrt aufnahm und dann gezwungen war, meinen Titel wieder herzugeben.

SPOX: Das Match gegen Michaels ist als "Montreal Screwjob" in die Geschichte eingegangen: Sie waren eigentlich als Sieger vorgesehen, wurden dann aber von Commissioner Vince McMahon betrogen. Wie denken Sie heute über diesen Abend?

Hart: Ich muss sagen, die Wut ist abgeklungen. Nach meinem Schlaganfall, der Scheidung und vielen anderen Dingen, die mir passiert sind, ist es doch müßig, sich darüber auch noch aufzuregen.

SPOX: Sie haben sich auch anderweitig nicht immer Freunde gemacht. Zum Beispiel haben Sie ganz offen über das Thema Steroide gesprochen, obwohl Sie selbst wenig damit zu tun hatten.

Hart: Es gab eine Zeit zwischen 1985 und 1989, in der ich ab und zu Steroide genutzt habe. Aber nicht so oft, dass ich dadurch bleibende Schäden befürchten müsste. Ich habe festgestellt, dass die Wirkung überschätzt wird. Sie haben mir geholfen, Verletzungen besser wegzustecken, aber im Wrestling war die Wirkung minimal. Als die Federation Drogentests einführte und wir die Steroide absetzen mussten, bin ich relativ weich gefallen. Hulk Hogan und der Ultimate Warrior dagegen hatten sich mit dem Zeug vollgepumpt.

SPOX: Sie haben mal geschätzt, dass 95 Prozent aller Wrestler auf Steroiden waren. Hat sich von den Leuten, die Sie beim Namen genannt haben, niemand bei Ihnen gemeldet?

Hart: Ich wüsste nicht, wie der Ultimate Warrior dagegen argumentieren sollte. Egal, welchen Bodybuilder sie als Beispiel nehmen wollen, die sind alle auf Steroiden. Das geht gar nicht anders, wenn man das als Beruf betreiben will. Bei dem Warrior oder bei Hogan war es doch offensichtlich. Als Hogan vor ein paar Jahren in einer Late Night Show alles abgestritten hat, hat er sich doch völlig unglaubwürdig gemacht. Später hat er es ja dann doch zugegeben.

SPOX: Sie haben außerdem einige sehr kritische Bemerkungen über den Warrior, Hogan, Ric Flair und einige mehr gemacht, weil sie Ihrer Meinung nach schlechte Worker waren. Gab es auch da keinerlei Beschwerden?

Hart: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich von einem dieser drei etwas zu befürchten habe, weil ich nicht glaube, dass sie jemals ein Buch gelesen haben.

SPOX: Auf der anderen Seite hatten sie natürlich mit sehr vielen großartigen Wrestlern zu tun. Wer ist und bleibt ihr absoluter Favorit?

Hart: Wenn ich mit einem Wrestler noch einmal in den Ring steigen könnte, dann wäre das Curt Hennig. Owen war aber ein ebenso großartiger Profi. Mit diesen beiden habe ich immer super zusammengearbeitet. Man hätte beide mitten in der Nacht wecken und ein Fünf-Sterne-Match auf die Beine stellen können.

SPOX: Das bestätigt in gewisser Hinsicht meinen Eindruck, dass Sie die besten Matches stets mit den Leuten hatten, die außerhalb des Rings ihre besten Freunde waren. Können Sie den Zusammenhang erklären?

Hart: Im Wrestling dreht sich alles um Vertrauen und Respekt. Die wahre Kunst des Wrestlings ist der des Eiskunstlaufs gar nicht unähnlich. Wenn dir jemand sein Leben anvertraut, dann sollte man das respektieren. Wenn du einen Elbow Drop direkt an die Kehle deines Gegenübers setzen sollst, da musst du ein absoluter Profi sein. Es reicht nicht zu sagen: "Neun- von zehnmal kriege ich das hin." Man muss es zehnmal perfekt machen. Mit Leuten, denen man nicht vertrauen kann, funktioniert das natürlich nicht.

SPOX: Wie gefährlich ist der Beruf des professionellen Wrestlers eigentlich, und was entgegnen Sie den Kritikern, die behaupten, dass Wrestling nicht ernst zu nehmen ist?

Hart: Wrestling ist natürlich eine Kunstform, die sein ganz eigenes Publikum hat. Es gefällt nicht jedem, aber niemand sollte vergessen, wie viel Können in die Aktionen eines Wrestlers einfließt. Wenn man Tiger Woods zuschaut, wie er aus 100 Yards einen Schlag direkt versenkt, bestreitet niemand, wie schwer das ist. Aber wenn Sie sehen, wie jemand vom obersten Ringseil quer durch den Ring fliegt und einen Knee Drop exakt platzieren soll, dann soll das einfach sein? Da geht es um Millimeter, das ist jedes Mal ein Spiel mit dem Leben.

SPOX: Von den körperlichen Anforderungen abgesehen: Wie hart ist das Wrestling-Business für die Psyche?

Hart: Man muss wissen, warum man es macht. Man muss seine Familie ernähren, man hat berufliche Verpflichtungen und schuldet den Fans die bestmögliche Performance, und das Abend für Abend. Ich glaube nicht, dass es viel anders ist als andere Jobs. Das schwerste daran, ein Wrestler zu sein, war für mich immer das ständige Reisen. Man ist so oft allein. Stellen sie sich vor, Sie sitzen im Hotelzimmer und zu Hause feiert ihr Sohn Geburtstag, oder Sie verpassen schon wieder das Weihnachtsfest oder ihre Tochter singt im Schultheater. Man weiß, dass man diese Momente nie zurückbekommen wird. Das war der Preis, den ich bezahlen musste.

SPOX: Viele ihrer Kollegen sind entweder daran zu Grunde gegangen oder an Herzattacken oder Schlaganfällen gestorben. Denken wir an Ravishing Rick Rude, den British Bulldog oder den Big Boss Man. Haben Sie jemals gedacht: "Oh mein Gott, ich könnte der nächste sein!"

Hart: Naja, ich würde sagen, der Tod hat ja schon versucht, mich zu holen, als ich meinen Schlaganfall hatte. Aber da hat er seinen Job wohl nicht gut genug gemacht. Daran gedacht, dass ich der nächste bin, habe ich aber eigentlich nie. Mein Leben ist doch super, ich habe meinen Körper vergleichsweise gut gepflegt und hatte vor allem nie das Gefühl, dass ich das Wrestling unbedingt brauche. Deshalb habe ich - im Gegensatz zu manch anderem - den Absprung so gut geschafft. Ich habe jetzt andere Hobbies: Ich lese viel, ich schreibe selbst, ich würde gern noch eine Filmschule besuchen - es gibt so viele Dinge, die ich noch vor mir habe, da verschwende ich keinen Gedanken an den Tod.

SPOX: Ihr Bruder Owen hatte 1999 weniger Glück, als er bei einem Stunt schrecklich stürzte und im Ring verstarb. Woran denken Sie, wenn Sie sich an ihren Bruder erinnern?

Hart: Ich glaube, dass viele noch heute um Owen trauern. Er hat die Messlatte für viele Menschen verdammt hoch gelegt. Er war einfach ein so gutherziger Kerl, ein absoluter Familienmensch. Er hat das Wrestling-Business nie so ernst genommen wie viele andere, mich eingeschlossen. Seine ganze Art hat einfach jedem Menschen Respekt abgenötigt. Als er starb, habe ich gleich gedacht: "Niemand wird mich jemals so verstehen wie Owen."

Teil zwei: Bret Hart über die heutigen Wrestler und die Liebe zu Deutschland

SPOX: Wenigen Fans sind die kleinen Anfänge des Geschäfts bekannt. Erklären Sie mir, was Wrestling zu ihrer Jugendzeit bedeutete.

Hart: Das war von Ort zu Ort sehr unterschiedlich. Für mich in Calgary war Wrestling früher immer sehr realistisch. Es gab noch nicht diese Wortakrobaten oder Slapstick-Entertainer wie Ric Flair. Bei ihm ging es immer mehr um das Auftreten und das Aussehen, aber wenn man das reine Wrestling betrachtet, war es nirgendwo echter als in den 60ern und 70ern bei uns.

SPOX: Jahrzehnte später hat sich das Image des Wrestlings komplett gewandelt. Sind Sie als Zuschauer immer noch mit Begeisterung dabei?

Hart: Ich versuche, auf dem Laufenden zu bleiben, auch weil ich immer noch viele Freunde im Business habe. Mich interessiert es jetzt wieder mehr als noch vor einigen Jahren. Ich muss sagen, dass ich sehr stolz auf einige der jungen Wrestler bin, besonders diejenigen, die aus einer Wrestling-Familie kommen. Randy Orton ist so ein junger Kerl, mit dem ich gerne zusammengearbeitet hätte, genauso wie John Cena oder Batista.

SPOX: Ich muss gestehen, dass mir das Wrestling von heute weniger gut gefällt. Mir fehlen die technisch sauberen Matches der 80er und 90er, außerdem gibt es kaum noch so einzigartige Charaktere wie einst Papa Shango, "El Matador" Tito Santana oder Jake "The Snake" Roberts. Können Sie das nachvollziehen?

Hart: Absolut! Ich gebe Ihnen da völlig Recht: Viele Wrestler sehen gleich aus, wrestlen gleich und reden gleich. Es gibt an die 30 Wrestler, die irgendwie alle aussehen wie Edge. Dazu kommt, dass mir die Stories und die Interviews oft viel zu aufgesetzt wirken. Wenn ich mir zum Beispiel ansehen muss, wie ein Wrestler den anderen in der Umkleidekabine ausspioniert, dann tut mir das in den Augen weh, das beleidigt meine Intelligenz.

SPOX: Sie hatten gerade schon einige Wrestler zweiter Generation angesprochen. Der Million Dollar Man Ted DiBiase gehörte auch dazu, genauso wie Curt Hennig. Haben Sie sich denen irgendwie verbunden gefühlt aufgrund dieser Gemeinsamkeit?

Hart: Ja, mit Curt hatte ich eine ganz besondere Beziehung. Wir hatten immer großen Respekt voreinander, der sich von der Umkleide bis in den Ring und auf das Privatleben ausdehnte. Ich kenne seine ganze Familie. Ich glaube nicht, dass es im Wrestling eine Freundschaft geben kann, die sehr viel inniger ist als es unsere war. Niemals wäre es einem von uns eingefallen zu behaupten, dass er besser ist als der andere. Als er 2003 gestorben ist, hat mich das schwer getroffen.

SPOX: Wissen Sie, was ich mich immer gefragt habe: Gab und gibt es die Jimmy Harts, die Paul Bearers und die Mr. Fujis eigentlich nur für das Entertainment, oder haben die Manager im Wrestling tatsächlich einen Job zu erledigen?

Hart: Abgesehen von ein bisschen Arschkriecherei? Nein, ich würde sagen, das ist nur Show.

SPOX: Zur Show gehörte es auch, dass Sie früher Ihre Hitman-Sonnenbrillen an kleine Fans verschenkt haben. Haben Sie eigentlich noch welche davon zu Hause?

Hart: Ich habe nichts mehr! Alles, was ich weggeben konnte, habe ich schon vor langer Zeit verschenkt. Die einzigen Wrestling-Klamotten, die ich noch habe, haben sentimentalen Wert für mich. Davon würde ich mich niemals trennen.

SPOX: Haben Sie mitgezählt, wie viele dieser Brillen sie abgegeben haben?

Hart: Nein, aber als ich vor kurzem zu Besuch in Schottland war, erzählte mir so ein Typ, dass man meine Brillen, wenn sie mein Autogramm tragen, heute für 500 Dollar bei Ebay ersteigern kann. Ich wünschte, ich hätte noch einen Karton davon!

SPOX: Wrestler haben ja immer dieses Tough-Guy-Image. Wie passt es da eigentlich zusammen, dass sie Angst vor Wasser haben?

Hart: Angst würde ich nicht sagen, aber ich bin sicher kein guter Schwimmer. Mir ist allerdings nicht klar, was Schwimmen mit tough sein zu tun hat, außer man würde gegen einen Hai kämpfen. Ich hatte als Kind ein paar schlechte Erfahrungen im Wasser. Immerhin habe ich es gelernt. Ich erinnere mich an mein letztes Jahr in der High School, als der Sportlehrer fragte, ob einer von uns nicht schwimmen kann. Ich war der einzige, der aufgezeigt hat. So nahm ich dann zwei Wochen lang Unterricht - zusammen mit einer Horde Kleinkinder. Das war mir so peinlich!

SPOX: Zum Schluss habe ich noch ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen: Sie behaupten in Ihrem Buch, dass die deutschen Wrestling-Fans leicht zufrieden zu stellen sind. Wir sind doch Ihre größten Fans!

Hart: Ich habe doch bloß die Wahrheit gesagt! In Deutschland gab es früher nur diese alten und unbeweglichen Haudegen, die nichts draufhatten. Ich glaube, kein deutscher Fan würde bestreiten, dass das Wrestling heute sehr viel besser ist als damals. Ich war einer der ersten, der amerikanisches Wrestling in Deutschland richtig populär gemacht hat. Oder denken Sie an Hulk Hogan, wenn der sein T-Shirt zerriss und seine Muskeln spielen ließ. Das war eine Form des Entertainments, die es in den siebziger Jahren nicht gab. Sicher gab es auch gute Wrestler in Deutschland, aber die Shows dort waren totaler Mist.

SPOX: Das hört sich aber nicht so positiv an. Dabei haben Sie doch immer gesagt, dass Deutschland eins ihrer Lieblingsländer ist.

Hart: Das stimmt auch. Ich habe sogar mal darüber nachgedacht, dort zu leben.

SPOX: Tatsächlich? Wann war das?

Hart: Ich habe eine Zeit lang - während meiner zweiten Ehe - in Italien gelebt. Ich habe es da so dermaßen gehasst, dass ich meine Frau überzeugen konnte, dass wenn ich in Europa bleibe, ich nur in Deutschland glücklich werden würde. Mir hat sogar das Essen in Deutschland besser gefallen als in Italien.

SPOX: Das ist aber sehr ungewöhnlich, dass jemand das deutsche Essen dem italienischen vorzieht!

Hart: Italienisches Essen ist beim ersten Mal super. Aber wenn man es sieben Tage die Woche isst, dann sehnt man sich schnell nach einem deutschen Steak, vertrauen Sie mir!

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